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Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 01 - Verführung der Nacht
Autoren: Jeanne C. Stein
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meiner Bluse herum. »Ich finde, wir sollten uns besser kennenlernen, meinst du nicht?« Er gibt die Knöpfe auf, zerreißt mir stattdessen die Bluse und dreht mich zu sich herum.
    Ich versuche ihn abzuwehren. Ich bin eins fünfundsechzig groß und wiege zweiundsechzig Kilo. Er ist nicht viel größer und auch nicht viel schwerer, überwältigt mich aber mit einer Leichtigkeit, als wäre ich ein kleines Kind. Er packt mein Haar und reißt mir den Kopf zurück. Dann öffnet er die Wagentür und stößt mich auf den Rücksitz. Ich fahre ihm mit den Fingernägeln durchs Gesicht und über den Hals, kratze ihn blutig, und das Blut sieht in der Dunkelheit dickflüssig und schwarz aus. Er scheint den Schmerz aber nicht zu fühlen. Ich werde auf den Sitz gedrückt, winde mich und bäume mich gegen sein Gewicht auf, doch ich kann ihn nicht abschütteln.
    Er hat seinen Gürtel geöffnet, hält mich mit einer Hand fest und zerrt mit der anderen an seinem Reißverschluss. Ich habe nicht genug Platz für einen ordentlichen Tritt, und in meiner Verzweiflung greife ich ihm zwischen die Beine, packe ihn und drücke zu. Im Dunkeln sehe ich den Schlag nicht kommen. Ganz kurz explodieren Farben vor meinen Augen. Dann nichts mehr.
    KAPITEL 2
    Ich will nicht aufwachen. Ich fühle mich geborgen, schwebend in einem warmen, dunklen Kokon, sicher. Doch ein blendend helles Licht dringt in die Dunkelheit vor. Jemand zieht an meinen Lidern, öffnet mir die Augen. Ich stoße die Hand weg. Sie kommt zurück. Von ganz weit weg höre ich meine eigene Stimme. »Mach endlich das verdammte Licht aus.«
    Ein heiseres Lachen. »Sie ist wieder da, Doc.«
    Die Stimme kommt mir bekannt vor. Ich öffne doch die Augen. »David?«
    »Hier bin ich, Süße.« Eine sanfte Hand legt sich auf meine.
    »Wie fühlst du dich?«
    Ich versuche, den Kopf zu drehen, doch der Schmerz lässt mich innehalten.
    Ich hebe die Hand, taste nach meiner Stirn, spüre eine riesige, schmerzhafte Beule und verziehe das Gesicht. »Nicht besonders. Was ist passiert?« Er antwortet nicht. Ich strenge mich an, klarer zu sehen und langsam den Kopf in die Richtung zu drehen, aus der seine Stimme kommt. Ich weiß, dass ich mich an irgendetwas erinnern sollte etwas, das sogar in meiner benebelten Verwirrung einen leisen Alarm in mir auslöst. David sitzt neben mir, und sein kräftiger Nacken quillt fast aus einer Halskrause, die so eng sitzt, dass sie in seine Haut einschneidet.
    »Das sieht ja bequem aus«, bemerke ich grimmig. »Wo sind wir?«
    Doch jemand tritt zwischen uns. Er ist groß und dünn und hat einen wirren Schopf roter Haare. Er trägt einen Arztkittel, und ein Stethoskop baumelt von seinem Hals. Er lächelt auf mich herab. »Sie sind im County General Hospital, Anna«, sagt er.
    »Mein Name ist Grant Avery. Ich bin Ihr behandelnder Arzt.«
    »Sie behandeln mich? Weswegen?« Sobald ich die Frage ausspreche, blitzt etwas Gefährliches, Bedrohliches in mir auf, wie ein verschwommenes Bild im Hinterkopf, und ich zucke zusammen, ohne überhaupt zu wissen, warum.
    David drängt sich dichter ans Bett heran. »Alles kommt wieder in Ordnung.«
    Dr. Avery nickt. »David hat recht. Ihnen beiden wird es bald wieder prächtig gehen. Können Sie sich daran erinnern, was Ihnen passiert ist?«
    In meinen Schläfen pocht ein dumpfer Schmerz. Ich hebe die Hand, um mir die Stirn zu massieren, und bemerke die Nadel, die in meinem Handrücken steckt. Hellrotes Blut fließt durch den Schlauch. Ich lasse die Hand sinken.
    »Nein. Bin ich denn schon lange hier?«
    »Seit gestern, vor Sonnenaufgang«, antwortet der Arzt. »Gestern?« Ich werfe David einen Blick zu. »Ich war seit gestern bewusstlos?«
    Davids zögerndes, liebes Lächeln dringt nicht ganz bis zu seinen Augen vor, als er sagt: »Du hast im Krankenwagen ein bisschen verrückt gespielt. Seitdem warst du sediert.« »Im Krankenwagen?« Ich wiederhole ständig Sachen. Ich kann nicht anders, denn nichts, was er mir sagt, ergibt für mich einen Sinn.
    »Welcher Krankenwagen?«
    David blickt zu Dr. Avery auf. »Vielleicht sollten Sie es ihr sagen.«
    »Irgendjemand sollte es mir jedenfalls sagen.« Ich versuche, überzeugend zu klingen, obwohl ich mich allmählich frage, ob ich mich überhaupt erinnern will. Was auch immer passiert sein mag, es war offensichtlich gar nicht gut.
    Schließlich bricht Dr. Avery das Schweigen. »Sie haben einiges durchgemacht, aber ich möchte Ihnen versichern, dass der körperliche Schaden, der Ihnen zugefügt
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