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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte
Autoren: Christine Grän
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Uschi-Glas-Typ«, setzt Linda Baum nach.
    »So alt bin ich ja auch noch nicht.« Anna lächelt gewinnend und entblößt strahlende Jackettkronen. Neben dem Jaguar das zweite große Loch in ihren Finanzen. Nein, besser nicht an das Auto denken. »Ich suche einen attraktiven, lebensfrohen und sinnlichen Mann, auf den IQ oder Geld lege ich weniger Wert. Obwohl, ein bisschen klug soll er schon sein.«
    Die Brünette schenkt Tee nach und versucht, Annas Rauchschwaden auszuweichen. »Sie sind anspruchsvoll, das gefällt mir. Ich hege keinen Zweifel daran, dass wir den passenden Kandidaten für Sie finden werden.« Sie lacht perlend. »Männer gibt es schließlich wie Sand am Meer.«
    Wo? Anna drückt ihre Zigarette in dem winzigen Aschenbecher aus. »Ich bin freiberufliche Journalistin, doch ich habe eine hübsche Summe geerbt, deshalb …«
    Wie viel ist die Frage, die im Raum steht und nicht ausgesprochen wird. Anna hat den Angelhaken ausgeworfen, und Linda Baum hat angebissen, denn ihr Lächeln ist ein wenig breiter geworden. Geld ist so nett, denkt Anna, und ich habe keines. Sie hätte durchaus sparen können in der Zeit, als sie als Redakteurin ordentlich verdiente. Doch sie hat gelebt und ausgegeben. Und einen Großteil der Abfindung, die ihr die Zeitung zahlte, in todsicheren Aktien angelegt, die abgesoffen sind. Julia Mauz hat es einem Heiratsschwindler in den Rachen geworfen. Ist das nun schlimmer oder besser? Vielleicht, denkt Anna, hat sie für die halbe Million ein paar ekstatische Momente genossen. Sie hätte sich nicht umbringen dürfen, nicht des Geldes oder eines Mannes wegen. Ihre Schwester sagt, dass Julia eine stolze Frau war. Sie hat die Demütigung nicht ertragen, das wäre ein Motiv. Stolz stirbt aus. Anna hängt an Gefühlen, die aus der Mode gekommen sind.
    Linda Baum hält ihre Teetasse mit abgespreiztem kleinen Finger und nippt graziös daran, während Anna in großen Schlucken trinkt. Maßhalten zählte noch nie zu ihren Stärken, und unter Baums Blicken schrumpft Anna zur Frau mit Unterleib, die einen Mann sucht, weil sie Sex braucht.
    Weit gefehlt. Oder nicht? Anna, die eine Reihe einschlägiger Institute angerufen hat, ist sich fast sicher, dass Julia Mauz in diesem lila Zimmer war. Zum einen, weil das Institut mit Diskretion und Fingerspitzengefühl wirbt. Weil Julia sich gewiss überwinden musste, diesen Schritt zu tun.
    Zum anderen, weil »Aphrodite« in Julias Stadtteil liegt. Sie besaß keinen Führerschein und gab nicht gern Geld für Taxen aus. Julia ging am liebsten zu Fuß, lange Spaziergänge, die sie mit Menschen in Berührung brachten. Menschen machten ihr Angst und zogen sie an. Sie war zehn Jahre lang mit einem Insektenforscher verheiratet, der in Amazonien an Malaria verstarb. Keine Kinder, sie hat stundenweise in einer Bibliothek gearbeitet, bis sie eingespart wurde und ihre Tage und Abende und Nächte zu Hause verbrachte.
    Es sei eine kühle Ehe gewesen, sagte Eva Mauz, und die wenigen Familienfotos bestätigten diese Aussage. Nicht einmal auf dem Hochzeitsfoto lächeln sich die beiden an. Menschen verkommen zu Gefriertruhen, in denen Gier und Leidenschaft in kleinen Häppchen gelagert und selten aufgetaut werden. Bis der Stecker herausgezogen wird … Anna verdrängt dieses Bild und konzentriert sich auf ihr Ziel: einen Mann zu finden, der Gefühle und Geld gestohlen hat. Welche Anforderungen hätte Julia Mauz an einen möglichen Kandidaten gestellt? Von Sinnlichkeit hat sie gewiss nichts erwähnt, das war ein Fehler. Anna begeht ihrer viele, weil sie impulsiv ist und wenige ihrer Begierden tiefgekühlt sind.
    »Darf ich nachschenken?« Linda Baum hat einen Fragebogen auf den Tisch gelegt und hält die Teekanne in der Hand. Das Papier ist fliederfarben.
    »Nein, danke. Haben Sie denn schon irgendwelche Kandidaten für mich – auf Fotos oder Video?«
    Linda Baum lächelt nachsichtig: »Sie sind ein wenig ungeduldig, Frau Marx. Erst einmal bitte ich darum, dass Sie den Fragebogen in aller Ruhe ausfüllen. Exakte Angaben helfen uns, den geeigneten Kandidaten zu finden. Und Videos, mit Verlaub, sind eine eher vulgäre Variante der Kontaktaufnahme. Die meisten Menschen machen vor der Kamera keine gute Figur, deshalb ziehen wir bei ›Aphrodite‹ den Weg der Worte vor. Auch keine Fotos, nur Beschreibungen, anhand derer man sich beim ersten Treffen erkennen kann. Das ist viel romantischer, glauben Sie mir: die gute alte Rose im Knopfloch.«
    Julia war hier, denkt Anna, während
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