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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gäbe es einen Altar und vielleicht ein Feuer oder zwei, zumindest eine Fackel. Aber da war nichts außer Dunkelheit und dem silbernen Mondschein. Das Hellste auf diesem Platz war Charlottes nackter Körper. Sie war an Pflöcke gefesselt, die sie in die Erde getrieben hatten. Zuerst dachte ich, sie sei bewusstlos, doch sie zerrte an den Fesseln. Ich war froh, dass sie noch kämpfte, und bedrückt, dass sie alles miterlebte.
     
    Linus Beck trug den unvermeidlichen schwarzen Kapuzenumhang. Wenn mir das den Anblick seiner Nacktheit ersparte, konnte ich wohl damit leben.
     
    Niley stand bei ihm. Er hatte noch denselben Anzug an, in dem ich ihn gesehen hatte. Am Boden war ein Kreis gezogen, mit einem dunklen Pulver. Charlotte lag innerhalb des Kreises. Sie war das Futter für den Dämon, der Köder.
     
    Keine drei Meter von mir entfernt stand Wilkes. Er hatte ein Scharfschützengewehr und spähte in die Dunkelheit.
     
    Beck hob die Stimme zu einem rhythmischen Singsang, der die Nacht mit Widerhall und Bewegung erfüllte, als würde die Dunkelheit selbst vor seinen Worten erzittern.
     
    Nathaniel und ich lagen am Waldrand am Boden und beobachteten die Szenerie. Jason und Jamil sollten inzwischen auf der anderen Seite der Hügelkuppe angekommen sein. Ein Moment der Konzentration sagte mir, wo. Die Verbindung zu Richard war weit offen. Noch nie waren mir die Gerüche und Geräusche einer Sommernacht so deutlich gewesen. Mir war, als würde meine Haut sich ausdehnen und jeden Baum und Busch streifen. Mein Wesen war flüssig und in meiner Haut nicht zu halten.
     
    Richard und die anderen fegten durch die Bäume wie ein kräftiger Wind. Die Lukoi waren unterwegs zu uns. Aber sie waren noch meilenweit weg, und der Zauber war fast vollbracht. Ich fühlte ihn wachsen und aufsteigen wie nasskalten Nebel. Das Böse kam.
     
    Vom Haus hörte man Schüsse. Wilkes drehte sich danach um. Ich ging auf ein Knie und zielte an den Armen entlang. Der erste Schuss traf ihn mitten in den Rücken, der zweite ein bisschen höher, weil er schon auf die Knie sank. Eine endlose Sekunde lang blieb er reglos auf den Knien. Ich hatte Zeit, ihm eine dritte Kugel in den Rücken zu jagen.
     
    Neben meinem Kopf schlug eine Kugel in den Baumstamm, und ich rollte mich ins Gebüsch. Drei weitere Schüsse peitschten die Büsche, wo ich eben noch gelegen hatte. Offensichtlich trug auch Niley eine Waffe, eine Selbstladepistole, die achtzehn Schüsse haben konnte, wenn der Clip manipuliert war. Gar nicht gut. Natürlich konnten es auch nur zehn sein. Schwer zu sagen bei der Dunkelheit und auf die Entfernung.
     
    Ich schlich mich seitlich an einen Baum, stützte den Arm dagegen und zielte. Es war ein sorgfältiger Schuss, und Niley ging zu Boden. Ich wusste nicht, wie gut ich ihn getroffen hatte, aber etwas hatte ich jedenfalls getroffen. Er feuerte zurück, und ich warf mich hin.
     
    Nathaniel robbte heran. »Was tun wir jetzt?« Niley schrie: »Sie können den Kreis nicht betreten, Anita. Wenn Sie uns töten, werden Sie Charlotte sterben sehen und können nichts dagegen tun.«
     
    Ich riskierte einen Blick. Niley war in Deckung gegangen. Ich konnte Beck erschießen, aber ich war nicht hundertprozentig sicher, was dann mit Charlotte passieren würde. Ich wusste nicht, was der Zauber noch alles mit sich bringen würde. Mit Hexerei kannte ich mich einfach nicht aus.
     
    »Was wollen Sie, Niley? »Werfen Sie die Pistole weg.« »Und Sie ihre, sonst erschieße ich Linus.« »Was passiert mit Charlotte, wenn Linus mitten in seinem Zauber stirbt?« »Das riskiere ich. Werfen Sie die Waffe weg.«
     
    Er stand auf und schleuderte die Waffe von sich. Wegen Becks Gesang konnte ich sie nicht aufschlagen hören, aber weg war sie jedenfalls. Ich trat zwischen den Bäumen hervor und warf die Browning ins Gras. Ich hatte noch die Firestar.
     
    »Die andere Pistole auch« , forderte Niley. »Erinnern Sie sich, dass wir Sie heute schon einmal abgetastet haben.«
     
    Ich warf auch die Firestar ins Gras. Das war in Ordnung. Pistolen konnten jetzt ohnehin nichts mehr ausrichten.
     
    Ich spürte, wie der Zauber vollendet wurde. Becks letzte Worte hallten durch die Nacht wie der Klang einer großen Bronzeglocke, die ein bisschen verstimmt war, aber mit ihrer ganzen Eintönigkeit. Sie hallten und schwollen an, bis es mir am ganzen Leib kribbelte, als hätte ich alle Ameisen dieser Welt unter der Haut. Einen Moment lang konnte ich weder atmen noch mich bewegen. Dann
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