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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Autoren: Laurell K. Hamilton
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unterrichten lassen. Außerdem gab es in Richards Familie nur einen, der sein Geheimnis kannte, und das war Daniel. Selbst Mutter und Vater Zeeman wussten von nichts.
     
    »Gib mir eine Nummer, unter der ich dich erreichen kann. «, bat ich. Er gab sie mir. »Dann kommst du also?« »Natürlich.« Er seufzte. »Danke. Mom macht einen Riesenaufstand, aber es nützt nichts. Wir brauchen jemanden, der weiß, wie so etwas abläuft.«
     
    »Ich werde einer Freundin sagen, dass sie dich anrufen und dir einen guten Anwalt nennen soll. Vielleicht habt ihr ihn schon auf Kaution frei, bis ich da bin.« »Wenn er den Anwalt zu sich lässt«, sagte Daniel. »Was will er denn damit erreichen?« »Er meint, es reicht, die Wahrheit auf seiner Seite zu haben.«
     
    Das klang genau nach Richard. Es gab doch mehr als einen Grund für unsere Trennung. Er hielt an Idealen fest, die nicht mal funktioniert hatten, als sie in Mode waren. Wahrheit, Gerechtigkeit und die amerikanische Lebensart kamen in diesem Rechtssystem nicht zum Zuge. Geld, Einfluss und Glück, darauf kam es an. Oder jemanden auf seiner Seite zu haben, der Teil des Systems war.
     
    Ich war Vampirhenker. Ich hatte die Lizenz, Vampire zu stellen und zu töten, wenn ein gerichtliches Todesurteil ergangen war. Meine Lizenz galt in drei Bundesstaaten. Tennessee gehörte nicht dazu. Aber Henker wurden von Polizisten gewöhnlich anders behandelt als normale Bürger. Wir riskierten unser Leben und hatten meistens auch mehr Leute getötet als sie. Klar, diese Leute waren nur Vampire gewesen, und für manche zählte das nicht. Für manche zählten nur Menschen.
     
    »Wann kannst du hier sein?«, fragte Daniel. »Ich muss hier erst ein paar Dinge klären, aber ich werde kurz vor Mittag bei dir sein.« »Ich hoffe, du kannst Richard zur Vernunft bringen.«
     
    Ich hatte seine Mutter erlebt - mehr als einmal-, darum sagte ich: »Es wundert mich, dass Charlotte ihm keine Vernunft beibringen kann.« »Was glaubst du, woher er das mit >ich habe die Wahrheit auf meiner Seite< hat?«, erwiderte Daniel. »Großartig«, sagte ich. »Ich komme, Daniel.«
     
    »Ich muss jetzt Schluss machen.« Er legte plötzlich auf, als hätte er Angst, erwischt zu werden. Wahrscheinlich war seine Mutter hereingekommen. Die Zeemans hatten vier Söhne und eine Tochter. Sie waren alle um die sechs Fuß groß und über einundzwanzig, und alle hatten sie Angst vor ihrer Mutter. Nicht buchstäblich, aber Charlotte Zeeman hatte in dieser Familie die Hosen an. Ein einziger Familienabend dort genügte, und man wusste Bescheid.
     
    Ich legte auf, machte das Licht an und fing an zu packen. Während ich Sachen in den Koffer warf, kam mir die Frage, wieso ich das eigentlich tat. Ich könnte sagen, weil Richard der dritte in unserem Triumvirat war, das Jean-Claude zwischen uns geschmiedet hatte. Ein Meistervampir, ein Wolfskönig und ein Totenbeschwörer. Der Totenbeschwörer war ich. Wir waren so eng miteinander verbunden, dass wir manchmal unabsichtlich in die Träume der anderen gerieten. Manchmal auch nicht so unabsichtlich.
     
    Aber ich galoppierte nicht zu Richards Rettung an, weil er der Dritte im Bund war. Ich liebte ihn noch, das konnte ich immerhin vor mir selbst zugeben, wenn auch vor keinem anderen. Ich liebte ihn nicht auf dieselbe Art wie Jean-Claude, aber genauso sehr. Er war in Schwierigkeiten, und ich würde ihm helfen, so gut ich konnte. Ganz einfach. Scheißkompliziert. Verdammt schmerzhaft.
     
    Ich überlegte, was Jean-Claude dazu sagen würde, dass ich alles stehen und liegen ließ, um Richard zu helfen. Es spielte eigentlich keine Rolle. Ich würde hinfahren und fertig. Aber ich machte mir doch Gedanken, wie sich mein Liebster dabei fühlte. Sein Herz schlug zwar nicht immer, aber es konnte trotzdem brechen.
     
    Liebe ist wirklich zum Abgewöhnen. Manchmal geht's einem gut dabei. Manchmal ist es nur eine andere Art draufzugehen.
     
     
     

2
     
    Ich erledigte ein paar Anrufe. Meine Freundin Catherine Maison-Gilette war Anwältin. Sie hatte mir schon mehr als einmal geholfen, wenn ich bei der Polizei wegen einer Leiche aussagen musste, die irgendwie mit auf mein Konto ging. Bisher keine Gefängnisstrafe. Mensch, nicht mal ein Prozess. Wie ich das hinkriegte? Lügen, lügen, lügen.
     
    Bob, Catherines Ehemann, ging beim fünften Klingeln ran. Seine Stimme war so schläfrig, dass er kaum zu verstehen war. Nur an dem tiefen Brummen war zu erkennen, wer von beiden am Apparat war. Sie
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