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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Lichtung. Ohne weiteres Nachdenken hob ich die Browning. Mir blieb eine Sekunde, um alles zu erfassen. Richard und Jean-Claude waren so dick mit Ketten gefesselt, das sie sich kaum rühren konnten, geschweige denn fliehen. Jean-Claude trug ein Kreuz um den Hals. Es lag auf den Windungen der Ketten und leuchtete wie ein vom Himmel geholter Stern. Jemand hatte ihm die Augen verbunden, als wollte er sie vor dem grellen Licht schützen. Komisch, wo sie doch vorhatten, ihn umzubringen. Rücksichtsvolle Mörder.
     
    Richard war geknebelt. Er hatte eine Hand freibekommen und berührte gerade so Jean-Claudes Fingerspitzen. Sie mussten sich strecken, um den Kontakt beizubehalten.
     
    Dominic stand in einer weißen Robe bei ihnen. Die Kapuze war zurückgeschlagen. Er hielt die Arme ausgestreckt, in der einen Hand ein Schwert, das halb so lang war wie ich. In der anderen Hand hatte er etwas Dunkles, etwas Pulsierendes, das zu leben schien. Es war ein Herz. Roberts Herz.
     
    Sabin saß auf Marcus' Felssitz. Er war gekleidet, wie ich ihn zuletzt gesehen hatte, versteckte sich im Dunkeln der Kapuze. Cassandra war ein leuchtendes Weiß auf der anderen Seite des Machtkreises, wo sie den letzten Punkt des Dreiecks mit ihren beiden Männern bildete. Meine zwei Männer lagen gefesselt am Boden.
     
    Ich zielte auf Dominic und schoss. Die Kugel verließ den Lauf. Ich hörte sie, ich sah sie, aber sie kam nicht einmal in Dominics Nähe. Sie schien nirgendwo zu landen. Ich atmete aus und machte einen zweiten Versuch.
     
    Dominic starrte mich an. Sein bärtiges Gesicht war ruhig, vollkommen furchtlos. »Du gehörst zu den Toten, Anita Blake, weder du noch einer von den deinen kann diesen Kreis betreten. Du bist gekommen, um sie sterben zu sehen.«
     
    »Sie haben verloren, Dominic, wozu sie überhaupt noch töten?« »Was wir brauchen, werden wir nie wieder finden«, erwiderte der Totenbeschwörer.
     
    Sabin sagte mit belegter Stimme und undeutlich, als fiele ihm das Sprechen bereits schwer: »Es muss heute Nacht sein.« Er stand schwerfällig auf und zog sich die Kapuze ab. Sein Gesicht war nahezu vollständig verschwunden, nur ein paar Haarsträhnen und faules Gewebe waren noch
     
    übrig. Zwischen den Zähnen sickerte es dunkel heraus. Vielleicht blieb ihm seine geistige Gesundheit nicht mal mehr bis morgen. Aber das war nicht mein Problem.
     
    »Der Rat hat Kämpfe untereinander verboten, bis Brewsters Gesetz entweder durch oder abgelehnt ist. Für den Ungehorsam werden sie Sie töten.« Das war nur geraten, aber ich hatte mit genügend Meistervampiren zu tun gehabt, um zu wissen, dass sie Ungehorsam äußerst ernst nahmen, und der Rat bestand aus den mächtigsten, schlimmsten Meistervampiren überhaupt. Sie waren bestimmt nicht nachsichtiger, sondern eher strenger.
     
    »Das Risiko gehe ich ein«, sagte Sabin, jedes Wort sorgfältig aussprechend, was seine Anstrengung deutlich machte.
     
    »Hat Cassandra Ihnen von meinem Angebot erzählt? Wenn wir Sie morgen nicht heilen können, lasse ich mir ean-Claudes Zeichen geben. Heute Nacht haben Sie nur einen Teil dessen, was Sie für den Zauber brauchen. Sie brauchen mich, Sabin, so oder so, Sie brauchen mich.« Ich verriet ihnen nicht, dass ich die Zeichen bereits trug. Offenbar hatten sie es bisher nicht gespürt. Wenn sie es wüssten, würde ich nur noch meinen Tod anbieten können.
     
    Dominic schüttelte den Kopf. »Ich habe Sabin untersucht, Anita. Morgen wird es zu spät sein. Dann ist nichts mehr zu retten.« Er ließ sich neben Richard auf die Knie nieder.
     
    »Das wissen Sie aber nicht sicher«, beharrte ich. Er legte das pochende Herz auf Richards nackte Brust.
     
    »Dominic, bitte!«
     
    Es war zu spät für Lügen. »Ich bin bereits von Jean-Claude gezeichnet, Dominic. Wir sind das perfekte Opfer. Öffnen Sie den Kreis, dann komme ich herein.«
     
    Er sah mich an. »Wenn das wahr ist, sind Sie viel zu gefährlich, als dass ich Ihnen trauen könnte. Ohne den Kreis würden Sie drei uns überwältigen. Sehen Sie, Anita, ich gehöre seit Jahrhunderten einem echten Triumvirat an. Sie ahnen nicht, mit welcher Macht Sie in Berührung kommen. Sie und Richard sind mächtiger als Cassandra und ich. Sie wären eine Kraft, mit der man rechnen muss. Der Rat selbst hätte Sie gefürchtet.« Er lachte. »Allein dafür wird er mir vielleicht vergeben.«
     
    Bei seinen Worten spürte ich die Ausläufer seiner Macht auf mir.
     
    Ich trat an den Rand des Kreises und berührte
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