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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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spüren.
    »Ma petite ... «
    »Nein, Sie haben genug von sich gegeben. Jetzt bin ich dran. Wenn Sie Richard Zeeman etwas antun, werde ich Sie töten.« »So viel bedeutet er Ihnen?« Er klang überrascht. Prima.
    »Nein. So wenig bedeuten Sie mir.« Ich trat um ihn herum und ging hinaus. Hatte seinen Reißzähnen ein Stück Wahrheit zu kauen gegeben. Und dabei war mir jedes Wort todernst.

5
     
    Die Nummer auf dem Piepser gehörte zum Autotelefon von Detective Sergeant Rudolf Storr. Das Weihnachtsgeschenk seiner Frau im letzten Jahr. Ich habe ihr ein Dankesbriefchen geschickt. Über Polizeifunk klang alles wie eine Fremdsprache. Dolph nahm nach dem fünften Klingeln ab. Ich wusste, dass er schließlich rangehen würde.
    »Anita.« »Und wenn es jetzt Ihre Frau gewesen wäre?«, fragte ich. »Sie wüsste, dass ich arbeite.«
    Ich beließ es dabei. Nicht jede Frau würde es richtig beurteilen, wenn ihr Mann sie am Telefon mit dem Namen einer anderen begrüßt. Vielleicht war Lucille anders.
    »Was gibt's, Dolph? Das sollte eigentlich mein freier Abend werden.« »Tut mir Leid, das hat der Mörder nicht gewusst. Wenn Sie zu beschäftigt sind, wursteln wir uns ohne Sie durch.«
    »In welche Stolperfalle sind Sie denn geraten?«
    Ich wurde mit einem kleinen Laut belohnt, der durchaus ein Lachen sein konnte. »Nicht durch Ihre Schuld. Wir sind bei Six Flags an der Vierundvierzigsten.« »Wo genau?«
    »In der Nähe des Audubon Centers. Wie schnell können Sie hier sein?«
    »Das Problem ist, dass ich nicht im Geringsten weiß, wo das ist. Wie kommt man dahin?« »Es liegt gegenüber vom St.-Ambrose-Kloster.« »Kenne ich nicht.« Er seufzte. »Mensch, wir sind hier mitten im Nirgend wo. Das sind die einzigen Orientierungspunkte.« »Beschreiben Sie mir einfach den Weg, dann finde ich es.«
    Die Beschreibung zog sich in die Länge, und ich hatte weder Stift noch Papier. »Warten Sie, ich muss mir etwas zum Schreiben besorgen.« Ich legte den Hörer ab und schnappte mir eine Serviette vom Erfrischungsstand. Von einem älteren Ehepaar erbat ich mir einen Stift. Der Mann trug einen Kaschmirmantel, die Frau echte Diamanten. Der Füllfederhalter war graviert und womöglich aus Gold. Der Besitzer nahm mir nicht einmal das Versprechen ab, ihn zurückzugeben. Vertrauensvoll oder über Nichtigkeiten erhaben. Ich würde mir eigenes Schreibzeug zulegen müssen. Es wurde langsam unangenehm.
    »Ich bin wieder dran, Dolph, fahren Sie fort.«
    Er fragte nicht, warum es so lange gedauert hatte. Dolph hält sich nicht gern mit unwesentlichen Fragen auf. Er nannte noch einmal die Wegbeschreibung. Ich wiederholte sie, um mich zu vergewissern. Alles war richtig.
    »Dolph, das ist eine Fahrt von mindestens fünfundvierzig Minuten.« Gewöhnlich werde ich als letzter Gutachter zum Fundort einer Leiche gerufen. Vorher wird das Opfer geknipst, gefilmt, beschnüffelt, betastet und so weiter. Erst wenn ich da war, können alle nach Hause gehen oder zumindest den Schauplatz verlassen. Den Leuten würde es nicht gefallen, zwei Stunden lang dumm herumzustehen.
    »Ich habe Sie angerufen, sobald klar war, dass die Tat nicht von einem Menschen begangen wurde. Es dauert noch mindestens eine Dreiviertelstunde, bis wir fertig sind und Sie ranlassen können.«
    Ich hätte wissen sollen, dass Dolph vorausplant. »In Ordnung, ich komme so schnell ich kann.« Er legte auf. Ich ebenso. Dolph sagte niemals auf Wiedersehen.
    Ich gab dem Mann den Füllfederhalter zurück. Er nahm ihn freundlich entgegen, als habe er nie an der Rückgabe gezweifelt. Gute Erziehung.
    Ich ging zum Ausgang. Weder Jean-Claude noch Richard waren in der Eingangshalle. Sie befanden sich in der Öffentlichkeit, darum nahm ich eigentlich nicht an, dass sie einen Faustkampf austrugen. Zornige Worte würden sie austauschen, aber keine Handgreiflichkeiten. Der Vampir und der Werwolf würden also selbst auf sich aufpassen. Außerdem, wenn Richard nicht erlaubt war, sich über mich Sorgen zu machen, dann sollte ich ihm zumindest den gleichen Gefallen tun. Ich glaubte nicht, dass Jean-Claude mich wirklich so weit treiben wollte. Nicht ganz. Denn einer von uns würde sterben, und ich fing langsam an zu glauben, dass das - eventuell - nicht ich sein würde.

6
     
    Sobald ich aus der Tür war, umschlang mich die Kälte. Ich zog die Schultern hoch und schob das
    Kinn in den Mantelkragen. Ein paar Schritte vor mir gingen lachend zwei Paare. Sie hatten sich untergehakt und drängten sich gegen die
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