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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aller Sicherheit.«
    Richard wandte nicht den Blick von ihm. Es fiel mir zum ersten Mal auf, dass er Jean-Claude in die Augen sah, ohne böse Folgen. »Richard, du kannst seinem Blick standhalten?«
    Richard sah mich flüchtig an. »Ja. Ich bin eben auch ein Monster. Ich kann ihm in die Augen sehen.« Ich schüttelte den Kopf. »Irving kann es nicht. Es kann nicht nur daran liegen.« »Wie ich ein Meistervampir bin, so ist unser hübscher Freund hier ein Meisterwerwolf. Wenngleich sie sich nicht so nennen. Leitwölfe nennt ihr euch, nicht wahr? Rudelführer.«
    »Ich bevorzuge Rudelführer.« »Darauf hätte ich gewettet«, sagte ich.
    Richard wirkte verletzt, sein Gesicht fiel zusammen wie bei einem Kind. »Du bist wütend auf mich. Warum?«
    »Da läuft dieser ganze Mist mit deinem Anführer, und du erzählst es mir nicht. Jean-Claude deutet in einem fort an, dass der Anführer dich tot sehen will. Ist das wahr?« »Marcus will mich nicht umbringen«, korrigierte Richard.
    Jean-Claude lachte. Es klang so bitter, dass man es fast kein Lachen nennen konnte. »Du bist ein Narr, Richard.«
    Mein Piepser sprang wieder an. Ich überprüfte die Nummer und schaltete ihn ab. Es sah Dolph nicht ähnlich, mich so häufig in so kurzen Abständen anzurufen. Da war etwas Übles im Gange. Ich musste gehen. Aber ...
    »Ich habe jetzt nicht die Zeit, um mir die ganze Geschichte anzuhören.« Ich stach Richard mit dem Finger vor die Brust, Jean-Claude drehte ich den Rücken zu. Der Schaden, den er anrichten wollte, war bereits da. »Du wirst mir von dem, was da vor sich geht, jede Einzelheit erzählen.«
    »Ich will dich nicht ...« »Spar dir das. Entweder teilst du mit mir dein Problem, oder wir sehen uns nicht wieder.« Er sah bestürzt aus. »Warum?«
    »Entweder willst du mich heraushalten, um mich zu beschützen, was ich verabscheue, oder du hast einen anderen Grund. Und das sollte ein verdammt guter Grund sein und nicht so eine männliche Ego-Scheiße.«
    Jean-Claude lachte wieder. Diesmal wickelte es mich warm ein wie Flanell, warm und angenehm, dick und weich und direkt auf der Haut. Ich schüttelte mich. Allein sein Lachen war ein Eindringen in meine Intimsphäre.
    Ich drehte mich zu ihm um, und es musste etwas in meinem Gesichtsausdruck gelegen haben, denn er hörte auf der Stelle auf zu lachen. »Was Sie betrifft, so können Sie endlich verschwinden. Sie haben Ihren Spaß gehabt.«
    »Was meinen Sie nur, ma petite?« Sein schönes Gesicht war so gleichmütig wie eine Maske.
    Ich schüttelte den Kopf und ließ ihn stehen. Ich ging. Ich hatte zu arbeiten. Richard fasste mich an der Schulter.
    »Lass mich los, Richard. Ich bin wütend auf dich.« Ich blickte ihn nicht an. Ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Wenn er verletzt aussah, würde ich ihm alles verzeihen, fürchtete ich.
    »Du hast sie gehört, Richard. Sie will nicht, dass du sie anfasst.« Jean-Claude war einen Schritt näher herangeglitten. »Lassen Sie das, Jean-Claude.«
    Richard drückte mich sanft an der Schulter. »Dich will sie nicht, Jean-Claude.« Er war zornig. Zorniger, als er hätte sein sollen. So als müsse er vielmehr sich selbst überzeugen.
    Ich rückte einen Schritt von ihm ab, sodass er mich losließ. Ich hätte gern seine Hand genommen, tat es aber nicht. Er hatte mir etwas Wichtiges verschwiegen. Eine Gefahr. Das durfte nicht sein. Schlimmer noch, er glaubte in einer dunklen Ecke seiner Seele, dass ich Jean-Claude nachgegeben haben könnte. Schöner Mist.
    »Fickt euch doch gegenseitig«, sagte ich. »Ihr hattet also noch nicht das Vergnügen?«, spottete Jean-Claude. »Darauf kann nur Anita antworten, nicht ich«, sagte Richard. »Ich würde es wissen, wenn es so wäre.« »Lügner«, versetzte ich. »Nein, ma petite, ich würde ihn auf Ihrer Haut riechen.«
    Ich wollte ihm eine verpassen. Ich spürte das Verlangen, dieses schöne Gesicht zu zerschmettern, am ganzen Leib. Es versteifte meine Schultern und Arme, dass es wehtat. Aber so dumm war ich nicht. Man schlägt sich nicht freiwillig mit einem Vampir. Das verkürzt die Lebenserwartung.
    Ich trat sehr dicht an Jean-Claude heran, fast auf Tuchfühlung. Ich starrte ihm auf die Nase, was die Wirkung ein wenig beeinträchtigte, aber seine Augen waren zum Ertrinken tief, und davor hütete ich mich.
    »Ich hasse Sie.« Meine Stimme klang flach von der Anstrengung, nicht zu schreien. In diesem Moment meinte ich es vollkommen ernst. Und ich wusste, dass Jean-Claude es spürte. Er sollte es
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