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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten
Autoren: Laurell K. Hamilton
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alles nimmt. Ich würde mich lieber mit einem Dutzend Vampire herumschlagen, als mit einem einzigen sinnlosen Unfall klarkommen zu müssen.
    Er löste meine verkrampfte Hand von meinem Arm. »Ich werde nicht deinetwegen sterben, Anita. Ich verspreche es.«
    Jemand lachte, ein tiefes, leises Lachen, das mir wie mit Fingerspitzen über die Haut strich. Nur eine Person hatte dieses fühlbare Lachen - Jean-Claude. Ich drehte mich um, und da stand er. In der Mitte der Sitzreihe. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Keinerlei Bewegung gespürt. Er war plötzlich da wie durch Zauberei.
    »Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst, Richard.«

4
     
    Ich trat einen Schritt zur Seite, damit Richard Platz zum Aufstehen hatte. Dass er so dicht hinter mir stand, fand ich beruhigend, fast als wäre ich nicht um seine, sondern um meine Sicherheit besorgt.
    Jean-Claude trug einen abgetragenen Frack, mit richtigen Schößen. Eine weiße Weste mit winzigen schwarzen Punkten säumte das strahlende Weiß des Hemdes. Der Kragen saß hoch und steif, ein schwarzes Halstuch war darum gebunden und in die Weste gesteckt, als wäre der Schlips noch nicht erfunden worden. Die Krawattennadel war aus Silber und Onyx. Er trug Gamaschen wie Fred Astaire, aber vermutlich stammte der Aufzug aus einer viel früheren Zeit.
    Sein Haar trug er modisch lang, die schwarzen Locken umschmeichelten den weißen Hemdkragen. Die Farbe seiner Augen kannte ich, aber ich wollte gerade nicht hineinsehen. Sie waren nachtblau, so blau wie ein wirklich guter Saphir. Niemals in die Augen eines Vampirs blicken. Eine wichtige Regel.
    Während der Meistervampir der Stadt so abwartend dastand, merkte ich, wie weit sich das Theater schon geleert hatte. Na schön, wir hatten die Leute vorlassen wollen. Also standen wir allein in der hallenden Stille. Das ferne Gemurmel der abziehenden Menge war wie kosmisches Rauschen. Es hatte keine Bedeutung für uns. Ich starrte auf
    die glänzenden Perlmuttknöpfe an Jean-Claudes Weste. Es fällt schwer, knallhart zu wirken, wenn man jemandes Blick ausweichen muss. Aber ich würde es hinkriegen.
    »Gott, Jean-Claude, tragen Sie niemals eine andere Farbe als Schwarz und Weiß?«
    »Gefällt es Ihnen nicht, ma petite?« Er machte eine kleine Drehung, damit mir die ganze Wirkung zuteilwurde. Der Anzug stand ihm prächtig. Natürlich wirkte an ihm immer alles wie auf den Leib geschnitten, perfekt und schön, genau wie er selbst.
    »Aus irgendeinem Grund hätte ich nicht geglaubt, dass >Guys and Dolls< Ihr Geschmack ist, Jean-Claude.«
    »So wenig wie Ihrer, ma petite.« Seine Stimme klang satt wie Sahne und ließ eine Hitze ahnen, die nur von zweierlei stammen konnte: Zorn oder Lust. Ich wettete, dass es nicht Lust war.
    Ich hatte die Pistole bei mir. Die Silberkugeln würden ihn aber nur bremsen, nicht umbringen. Andererseits würde er uns wohl nicht in der Öffentlichkeit anfallen. Dafür war er zu zivilisiert. Er war ein Vampir, der Geschäfte tätigte, ein Unternehmer. Unternehmer, ob tote oder lebendige, laufen nicht umher und schlitzen anderen Leuten die Kehle auf. Normalerweise.
     
    »Richard, du bist ungewöhnlich still.« Jean-Claude schaute an mir vorbei. Ich drehte mich nicht um, um zu sehen, was Richard tat. Lassen Sie den Vampir, der vor Ihnen steht, niemals aus den Augen, nicht einmal um einen Blick auf das Werwolfrudel hinter Ihnen zu werfen. Immer eins nach dem anderen.
    »Anita kann für sich allein reden«, erwiderte Richard. Jean-Claudes Blick huschte zu mir zurück. »Das ist sicherlich wahr. Aber ich bin gekommen, um zu erfahren, wie euch beiden die Vorstellung gefallen hat.«
    »Und Schweine können fliegen«, erwiderte ich. »Sie glauben mir nicht?« »Kaum«, sagte ich.
    »Also, Richard, wie hat dir die Vorstellung gefallen?« In seiner Stimme klang ein Lachen an, aber der Zorn war trotzdem spürbar. Meistervampire hat man besser nicht um sich, wenn sie wütend sind.
    »Es war wunderbar, bis du aufgekreuzt bist.« Da war ein Anflug von Heftigkeit zu hören, aufsteigender Ärger. Ich hatte ihn noch nie zornig erlebt. »Wie kann meine bloße Anwesenheit euch den ... Abend verderben?« Die letzten zwei Worte spuckte er aus, als habe er sich daran die Zunge verbrannt.
    »Warum sind Sie heute Abend so sauer, Jean-Claude?«, fragte ich. »Also, ma petite, ich bin niemals ... sauer.« »Blödsinn.« »Er ist eifersüchtig auf uns«, befand Richard. »Ich bin nicht eifersüchtig.« »Zu Anita sagst du immer, dass
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