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Angstfalle

Angstfalle

Titel: Angstfalle
Autoren: Elke Schwab
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neuen Errungenschaften berichten, die ihre Häuserfronten zierten. Das hätte Trixi ablenken können, wäre da nicht dieser Artikel der Saarbrücker Zeitung gewesen, der auf der Titelseite stand – mit so großen Lettern, dass sie immer wieder darauf schauen musste.
    » Frau wurde Opfer ihres Verehrers «, stand dort.
    In der Mittagspause, als endlich Ruhe eingekehrt war, nahm sie das Blatt und las den ganzen Artikel durch.
    »Am Mittwoch wurde eine fünfundzwanzigjährige Tote in ihrer Wohnung in Saarbrücken, Preußenstraße, gefunden. Die Nachbarn wurden durch den bestialischen Geruch aufmerksam.
    Im Verdacht steht ein junger Mann, der der jungen Frau ständig nachstellte – aber auf Ablehnung stieß. Nach Aussagen der Nachbarn ließ das Opfer den Besucher nicht in ihre Wohnung, sondern stritt sich mit ihm lautstark im Treppenhaus. Die Polizei schließt auf eine Tötung im Affekt.«
    Der Bericht erschütterte Trixi. Das war ihre Geschichte. Das sollte doch für die Polizei eine Warnung sein, aufdringliche Besucher genauer unter die Lupe zu nehmen. Den Rest des Tages verbrachte sie wie in Trance. Sollte sie froh darüber sein, dass dieser Bericht in der Zeitung stand, weil sie dadurch vielleicht glaubwürdiger war? Oder sollte sie vorsichtiger sein, weil sie darin lesen konnte, wie weit die Verfolger gingen?
    Den Kopf voller zermürbender Gedanken radelte sie in der Dunkelheit nach Hause. Sie musste sich unbedingt ablenken. Das würde ihr am besten gelingen, wenn sie Haus und Zimmer weihnachtlich schmückte.
    In ihrem Haus brannte Licht.
    Vergessen war der gute Vorsatz.
    Erschrocken blieb sie vor der alten Brücke stehen und schaute auf das hell erleuchtete Fenster. Sie war sich sicher, am Morgen alle Lichter ausgeschaltet zu haben. Was sollte sie tun? Wenn sie das Haus betrat, und Roland dort schon auf sie wartete, wäre sie ihm hilflos ausgeliefert.
    Voller Angst drehte sie sich um und hetzte zielstrebig zur Polizeidienststelle in der Saarbrücker Straße.
    Ein junger Polizeibeamter hatte Dienst. Als sie ihm außer Atem berichtete, in welchem Zustand sie ihr Haus vorgefunden hatte, zögerte er. Trixi schaute ihn eindringlich an, doch er erwiderte den Blick, ohne einen Kommentar abzugeben.
    »Haben Sie heute schon die Saarbrücker Zeitung gelesen?«
    »Nein. Warum?«
    »Da gibt es einen Artikel über eine Frau, die von ihrem Verfolger getötet wurde. Das könnte mir auch passieren, wenn Sie nichts unternehmen!«
    Daraufhin las er aufmerksam den besagten Bericht auf der Titelseite. Währenddessen schaute er sie immer wieder an.
    »Sie glauben also, dass Sie ein Stalking-Opfer sind?«
    »Genau das«, antwortete Trixi aufgeregt. Der Polizeibeamte sprach genau das aus, was sie empfand.
    Sie fuhren mit einem Dienstfahrzeug in den Grumbachtalweg. An der alten Brücke musste er das Auto abstellen. Zu Fuß legten sie das letzte Stück zurück.
    Das Haus lag in völliger Dunkelheit.
    »Eben hat noch Licht gebrannt!« Trixi war verzweifelt.
    Der Polizist ging mit ihr hinein. Alles war dunkel und still. Er durchsuchte jedes Zimmer, um sich davon zu überzeugen, dass dort niemand lauerte. Vor der Tür, die zum Treppenhaus führte, blieb er erstaunt stehen und schaute Trixi fragend an.
    »Wo führt diese Tür hin?«
    »Zur Treppe nach oben.«
    »Haben Sie dort immer abgeschlossen?«
    »Ja!«
    »Warum?«
    »Ich benutze die oberen Etagen nicht mehr, seit meine Eltern tot sind.«
    Sie spürte, dass der Polizist diese Begründung anzweifelte.
    »Ich möchte mir gern die oberen Zimmer ansehen. Wenn sich wirklich jemand unbemerkt im Haus aufhält, hätte er ein leichtes Spiel.«
    Sie eilte in die Küche, zog mehrere Schubladen auf, bis sie den passenden Schlüssel fand.
    Als sie sich umdrehte, stand der Polizist dicht hinter ihr. Aber ihr erster Eindruck, dass er sich ihr nähern wollte, wurde mit seiner nächsten Frage zunichte gemacht: »War der Schlüssel schon immer in dieser Schublade?«
    Trixi war unsicher. Sie hatte den Schlüssel in einer der oberen Schubladen vermutet, könnte sich aber auch irren. Sie las den Namen auf der Uniform des Polizisten:
    H. Hollmann, Polizeihauptmeister.
    »Ich weiß es nicht«, meinte sie dann.
    »Dann kommen wir nicht umhin, die obere Etage zu überprüfen.«
    Er sperrte die Tür auf und schaltete das Licht an. Langsam stieg er nach oben, gefolgt von Trixi, die sich immer unbehaglicher fühlte. Der Polizist durchsuchte jedes Zimmer – ohne Ergebnis. Wieder im Erdgeschoss wollte er auch den
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