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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Autoren: I. Albrecht
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seinetwegen über Sanna geredet wurde.
    „Nein, über mich und den jungen, gutaussehenden Mann, der die Blumen liefert. In den vergangenen zwei Wochen ist er siebenmal bei mir gewesen!“
    „Jung? Gutaussehend?“ Johannes spielte den Wütenden, aber er sah das Lachen in ihren Augen. Möglich, dass die Nachbarn redeten, aber nicht über den Lieferanten. Die Nachbarn mussten gesehen haben, dass er jeden Abend zur Essenszeit vor dem Haus vorfuhr und erst am nächsten Morgen gegen sechs wieder ging. Zum Teufel, die Nachbarn dachten wahrscheinlich, dass er dort wohnte. Und sie hatten ja recht. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir einen anderen Weg ausgedacht, dir diese Blumen zukommen zu lassen.“
    „Du brauchst mir nicht so oft Blumen zu schicken, Johannes.“
    Er sah zu den Kindern, die vor einer Bude mit Dutzenden kleiner Goldfischgläser standen. Für fünfzig Cent durfte man zehn Ping-Pong-Bälle nach den Gläsern werfen.
    Wenn ein Ball in einem Glas landete, hatte man einen Goldfisch gewonnen. Er hatte das Gefühl, dass Anna-Marias Aquarium an diesem Abend möglicherweise ein paar neue Mitbewohner bekam.
    Er zwinkerte den Kindern zu und wandte sich wieder an Sanna. Um sie herum drängten sich die Menschen, aber er sah und hörte nichts. Er hatte nur Augen für Sanna.
    „Ich muss sie weiterschicken, Sanna.“
    Das Lachen verschwand aus ihren Augen. „Warum?“
    Er grinste. „Weil ich es liebe, wie du dich dafür bedankst.“ Er küsste sie rasch auf den Mund, ehe sie etwas sagen konnte. „Komm, lass uns für Anna-Marias Fische ein paar Spielgefährten gewinnen.“
    Sanna lehnte sich gegen Johannes und seufzte, als die erste Rakete in den Himmel startete und in einem herrlichen Schauer grüner Sterne explodierte. Es war dunkel geworden, und das Feuerwerk hatte begonnen.
    Die blaue Decke, auf der sie saßen, war flauschig und weich, aber es war ein wenig voll. Die Kinder saßen vorne auf der Decke, auf die Ellbogen zurückgelehnt, und starrten staunend in den Nachthimmel. Jonas benahm sich wie ein Reporter und beschrieb den beiden anderen alles, was am Himmel vorging. David saß zwischen Bruder und Schwester. Hinter ihm saßen der grüne Plüschhund, den Johannes für ihn gewonnen hatte, drei Goldfische in ihren Plastikbeuteln und ein zwei Meter großer aufblasbarer Tennisschläger, den Jonas gewonnen hatte, als er Pfeile auf farbige Kreise geworfen hatte.
    Sanna und Johannes saßen hinten auf der Decke. Sie hatten nicht viel Privatsphäre, aber es war dunkel, und sie waren zusammen. Sanna lehnte sich weiter zurück und lächelte, als Johannes ihre Hüfte streichelte.
    Sie konnte seinen harten Herzschlag hören, und seine Wärme drang in ihren Rücken. Er gab ihr das Gefühl von Stärke und Sicherheit. Ein Gefühl, das sie für immer haben wollte.
    Sie sah zu, wie ein großer Strauß goldener Funken den Himmel erhellte. Ooohs und Aaaahs waren zu hören. Sie lächelte. Sie würde auch gerne oooh und aaah sagen, aber nicht wegen des Feuerwerks. Es würde dem Mann hinter ihr gelten. Wie war es nur möglich, ihn heute noch mehr zu lieben als letzte Woche oder erst gestern? Bedeutete das, dass sie ihn morgen noch mehr lieben würde? Wahrscheinlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Tag vergehen konnte, ohne dass sie Johannes liebte.
    Was sollte sie also tun?
    Sag es ihm! Ah, da war wieder die Stimme der Vernunft. Sie wollte es Johannes sagen, aber nicht in der Hitze der Leidenschaft. Sie liebte ihn leidenschaftlich, und ihr Verlangen füreinander machte einen großen Teil ihrer Beziehung aus, aber nicht alles. Ihre Liebe war auch sicher und tröstlich, so wie jetzt. Sie schloss Lachen und Verspieltheit mit ein, obwohl es auch eine ernste Seite gab.
    Vor seinem beruflichen Engagement hatte sie keine Angst mehr. Johannes war nicht so besessen, wie Rainer es gewesen war. Johannes war überhaupt nicht wie ihr verstorbener Mann. Johannes wusste, wann er das Geschäft vor die Familie setzten, musste. Sie war nicht so naiv zu denken, dass sie immer an erster Stelle stehen würden. Es würde Zeiten geben, an denen er spät arbeiten musste oder an den Wochenenden. Das war Teil seines Lebens. Es war Teil seiner Persönlichkeit, und die Liebe, die sie für ihn empfand, war bedingungslos.

 
 
    Wie seine Liebe zu ihr. Seine Liebe schloss auch ihre Kinder mit ein. Drei Kinder von jemand anderem zu übernehmen war eine enorme Verantwortung, die Johannes gerne und leicht zu tragen schien. Er hatte von
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