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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Autoren: I. Albrecht
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Anna-Maria an der Hand. Jonas ging neben ihm her. „Hallo, bist du sicher, dass du das verkraftest?“, fragte sie ihn.
    Er küsste sie kurz. „Ich warte schon den ganzen Morgen darauf, euch alles zu zeigen.“ Er sah die Empfangsdame an, die zu ihnen hinüber lächelte. „Wir können genauso gut gleich hier anfangen. Sanna darf ich dir Frau Schmidt vorstellen. Sie ist seit Jahren unsere Empfangsdame. Wir wüssten nicht, was wir ohne sie tun sollten.“
    Er zog Sanna näher zum Tresen. „Frau Schmidt, das ist Susanna Altmann mit ihren Kindern Jonas, Anna-Maria und …“ Er ließ den Jungen in seinen Armen auf und ab tanzen, „David.“
    Und das war der Anfang der Besichtigungstour. In den nächsten dreißig Minuten sahen Sanna und die Kinder die Büros auf jeder Etage und ungefähr zwei Dutzend Leute, deren Namen sie erst gar nicht zu behalten versuchten. Die Kinder stahlen ihr die Schau. Ihr gegenüber war jeder höflich und herzlich, aber sobald die Kinder auftauchten, änderten sich die Regeln. Geheime Smartieslager wurden geöffnet, fliegende Toaster huschten über die Monitore, und ein Designer zeichnete ganz schnell einen Bären für David. Dann musste sie mit Anna-Maria mal „für kleine Mädchen“, und als sie zurückkamen, waren Johannes und zwei weitere Mitarbeiter um einen Computer versammelt und zeigten Jonas, wie er sich mit einem Extraprogramm sein eigenes Haus entwerfen konnte.
    David hielt bei einer weiteren Handvoll Beschäftigter Hof. Er saß mitten auf dem Fußboden und malte eine Blaupause an, die dreimal so groß war wie er.
    Die Rundtour endete in Johannes Büro. Das hieß, sie und Johannes waren in seinem Büro. Die Kinder wurden vor der Tür von seiner Sekretärin verwöhnt, einer netten, großmütterlichen Frau, die Kinder offensichtlich liebte.
    Johannes lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und fragte:
    „Nun, was hältst du davon?“
    Sie warf einen Blick auf ein paar grobe Zeichnungen auf einem Tisch in der Ecke. Es waren Bleistiftzeichnungen eines Hauses, an dem Johannes an diesem Morgen gearbeitet zu haben schien. Sanna ging zu seinem Schreibtisch und blieb direkt davor stehen. „Ich bin beeindruckt“, sagte sie, „sowohl von dem Büro als auch von dem Mann, der es leitet.“ Sie stand dicht neben ihm.
    In dem dunkelgrauen Anzug mit der Designerkrawatte wirkte er unglaublich cool und beherrscht, doch Sanna fragte sich, ob er wirklich so ruhig war. Sie hatte lange überlegt, was sie heute anziehen sollte, was die Kinder tragen sollten, ob sie wirklich kommen sollte. Sie hatte sich schon dreimal umgezogen, ehe sie sich schließlich für einen geblümten Rock und ein Seidentop dazu entschieden hatte.
    Johannes hatte kein Recht, so selbstbewusst zu sein, während sie bei jedem kleinen Geräusch zusammenzuckte. Ihre Schwester, der sie am Vortag von ihren Ängsten in Bezug auf Johannes erzählt hatte, hatte gemeint, sie sei nur ein bisschen schussscheu. Clara hatte ihr dazu geraten, die Waffe zu heben und selber abzudrücken. Wenn du am Abzug bist, hatte Clara gemeint, erschreckt dich der laute Knall auch nicht.
    Das klang nach einem guten Rat für einen Cowboy, aber Sanna war sich nicht sicher, ob es bei Johannes wirken würde. Aber sie wollte es versuchen, und jetzt schien die Gelegenheit günstig dafür.
    Sie schmiegte sich an ihn und knabberte sacht an seiner Unterlippe. Ein leises Stöhnen belohnte sie, er legte die Hände auf ihre Hüften und zog sie eng an sich. So eng, dass sie überdeutlich sein Verlangen nach ihr spürte. Lächelnd vertiefte sie den Kuss.
    Hitze flammte zwischen ihnen auf, und Sanna drängte sich noch näher an Johannes. Mit zitternden Fingern strich sie ihm durchs Haar, als sie sich der Leidenschaft ergab, die sie überwältigte.
    Sie vergaß, dass sie in seinem Büro waren. Nichts zählte außer seinem Geschmack, der Art, wie Johannes sich anfühlte, ihrem Verlangen. Die Kinder waren auf der anderen Seite der Tür und konnten jederzeit hereinkommen, und doch spielte es keine Rolle. Sie wollte Johannes, und zwar sofort.
    „Entschuldigen Sie, Johannes“, erklang die Stimme der Sekretärin über das Sprechgerät, „die Kinder haben eine Nachricht an Sie und an ihre Mutter.“
    „Wir sind hungrig“, riefen alle drei im Chor.
    Sanna vergrub ihr Gesicht an Johannes Brust und stöhnte. Sie wusste nicht genau, ob sie sich dessen schämte, was fast passiert wäre, oder ob sie bedauerte, dass nichts geschehen war. Sie hatte noch nie mit jemandem in einem
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