Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)

Titel: Angst und Schrecken in Las Vegas: Eine wilde Reise in das Herz des Amerikanischen Traumes (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
Auftritte pro Abend in der Leopard Lounge, und zusätzlich noch zweitausend für die Band. Und sie brauchten nur zwei Stunden jeden Abend höllischen Lärm zu machen. Der Boß scherte sich keinen verfickten Deut darum, was für Songs sie brachten, solange der Beat reinhaute und die Verstärker voll aufgedreht waren und laut genug, um die Leute in die Bar zu locken.
     
    Es war schon eigenartig, hier in Vegas zu sitzen und zu hören, wie Bruce so tolles Zeug wie »Chicago« und »Country Song« sang. Wenn sich das Management Mühe gemacht hätte, mal auf die Texte zu hören, wären alle Bandmitglieder geteert und gefedert worden.
    Ein paar Monate später sang Bruce dieselben Songs in einem Club in Aspen, vollgepackt mit Touristen, und als der letzte Set zu Ende war, kam der ehemalige Astronaut 3 an unseren Tisch und fing an, allerhand besoffenes, superpatriotisches Kauderwelsch zu blubbern. Er brüllte Bruce an: »Was für’n Nerv hat so’n gottverdammter Kanadier überhaupt, hierherzukommen und dieses Land zu beleidigen?«
    »Hör mal, Mann«, sagte ich. »Ich bin Amerikaner. Ich lebe hier, und ich unterschreibe jedes verdammte Wort, das er gesagt hat.«
    In diesem Augenblick tauchten die bekifften Rausschmeißer auf, grinsten unergründlich und sagten: »Guten Abend, die Herren. Das I Ching sagt, es ist die Zeit der Stille, verstanden. Und keiner macht die Musiker an in diesem Laden, verstanden?«
    Der Astronaut ging und murmelte dräuend von seinem Einfluß, »damit hier etwas geschieht, und zwar schnell«, was die Einwanderungsgesetze beträfe. »Und wie heißen Sie? « fragte er mich, als die Kiff-Ordner ihn wegschoben.
    »Bob Zimmerman«, sagte ich. »Und wenn ich eins auf dieser Welt hasse, is’ es ’n gottverdammter hirnloser Polack.«
    »Du nennst mich einen Polacken? « kreischte er. »Du dreckiger Rumtreiber! Du bist doch nichts als Scheiße! Du repräsentierst dieses Land nicht!«
    »Himmel, hoffentlich du noch viel weniger«, murmelte Bruce.. . . schrie noch immer rum, als sie ihn auf die Straße bugsierten.
    Am nächsten Abend haute sich der Astronaut in einem anderen Lokal sein Futter rein – nüchtern –, als ein vierzehnjähriger Junge an seinen Tisch kam und um ein Autogramm bat.. . . tat einen Augenblick ganz schüchtern, als machte ihn die Bitte verlegen, und dann kritzelte er seinen Namen auf einen kleinen Zettel, den der Junge ihm gereicht hatte. Der Junge sah sich den Zettel kurz an, dann riß er ihn in kleine Fetzen und warf sie . . . auf den Schoß. »Nicht alle lieben dich, Mann«, sagte er. Dann ging er zurück und setzte sich wieder an seinen Tisch, zwei Meter entfernt.
    Die Begleiter des Astronauten waren sprachlos. Acht oder zehn Leute – Ehefrauen, Manager und Lieblings-Ingenieure, die . . . Aspen von der besten Seite zeigen wollten. Jetzt blickten sie entgeistert in die Gegend, als hätte ihnen jemand Dünnschiß über den Tisch gesprüht. Keiner sagte einen Ton. Sie aßen schnell und gingen dann, ohne ein Trinkgeld zu hinterlassen. Soviel zu Aspen und Astronauten. In Las Vegas hätte . . . nie solchen Ärger gehabt.
    Ein Häppchen von dieser Stadt hält lange vor. Nach fünf Tagen in Vegas fühlt man sich, als ob man fünf Jahre dort verbracht hätte. Manche Leute sagen, ihnen gefällt’s dort – aber manchen Leuten gefällt ja auch Nixon. Er wäre der perfekte Bürgermeister für diese Stadt; mit John Mitchell als Sheriff und Spiro Agnew als Maestro der Kloaken.

13
Ende der Reise . . . Tod des Wals . . . Schweißausbrüche auf dem Flughafen
    Als ich versuchte, mich an den Bakkarat-Tisch zu setzen, legten mir die Rausschmeißer die Hand auf die Schulter. »Sie gehören hier nicht her«, sagte einer von ihnen leise. »Gehn wir raus.«
    »Wieso?« fragte ich.
    Sie nahmen mich mit an den Vordereingang und gaben Zeichen, daß der Wal herbeigeholt werde. »Wo ist Ihr Freund«, fragten sie, während wir warteten.
    »Welcher Freund?«
    »Der fette Kanaker.«
    »Hören Sie«, sagte ich. »Ich bin Doktor des Journalismus. Sie würden mich niemals an einem Ort wie diesem mit einem gottverdammten Kanaker rumhängen sehen.«
    Sie lachten. »Und was ist das hier?« fragten sie. Und dann hielten sie mir ein großes Foto von mir und meinem Anwalt an einem Tisch in der schwimmenden Bar vor die Nase.
    Ich zuckte die Achseln. »Das bin ich nicht«, sagte ich. »Der Typ da heißt Thompson. Er arbeitet für Rolling Stone . . . ein echt böser und kranker Typ. Und der Bursche, der da neben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher