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Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)

Titel: Angel Eyes. Zwischen Himmel und Hölle (German Edition)
Autoren: Lisa Desrochers
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donnert er. «Aber ich kann dafür sorgen, dass du dir wünschst, ich hätte dich dahin geschickt.»
    Und ich bin mir sicher, wenn es jemand schafft, mir den Himmel zur Hölle zu machen, dann Michael. Und diesem Fanatiker soll ich Frannie anvertrauen? Bislang war ich der festen Überzeugung, dass es das Beste für Frannie sei, von Gabriel markiert zu werden. Denn in der Regel gehen die himmlischen Mächte achtsam mit dem Nachwuchs um.
    Doch langsam habe ich den Eindruck, es wäre das Beste für sie, frei und ungebunden zu bleiben. Dass Gabriel ihr in den Rücken fällt, halte ich zwar für ausgeschlossen. Aber kann ich mir da wirklich sicher sein? Also hole ich tief Luft und sage: «Ich wähle die Hölle.»
    Fassungslos sieht Michael mich an. Mit dieser Antwort hat er eindeutig nicht gerechnet. Wahrscheinlich war er seiner Sache dermaßen sicher, dass es ihm überflüssig schien, meine Gedankengänge zu verfolgen. «Ich glaube, du hast das Ganze nicht richtig verstanden», versucht er, sich zu retten. «Wenn du gehorchst, erhältst du eine zweite Chance. Jeder andere würde mir auf Knien danken.»
    «Ich glaube nicht an zweite Chancen.» Mit den Worten mache ich kehrt und verlasse den Raum. Michael ruft mir noch etwas nach, doch das ignoriere ich. Wenig später umhüllt mich Stille und weiße Leere. Ich dämmere vor mich hin. Ist diese Leere der Himmel? Ein unendliches Herumdösen? Ich weiß nicht, ob ich das für immer ertragen könnte.
    Mit einem Mal sehe ich Frannies blaue Augen vor mir. Ich höre sie lachen und rieche Nelke und Johannisbeere. Ihre Berührung spüre ich so deutlich, als wäre sie hier bei mir. Mein Geist erhebt sich und strebt ihrer Seele entgegen, bis die beiden vereint sind.
    Das ist für mich der Himmel.
    Frannie
    In meinem Traum tanzen Luc und ich unter einem Himmel voller Sterne. Lachend drehen wir uns im Kreis. Es ist, als wären wir miteinander verschmolzen und zu einem einzigen Körper geworden. Ich spüre Luc überall, innen wie außen. Seine Berührungen sind so wundervoll, dass ich stöhne. Ich möchte ihm immer so nah sein und dann in seinen Armen sterben.
    «Frannie?», fragt Gabe sanft an meinem Ohr. Ich öffne die Augen und blinzele ins grelle Licht. Für einen Moment weiß ich nicht, wo ich bin. Dann fällt es mir ein. Wir sitzen im Warteraum des Krankenhauses. Gabe hält mich in den Armen. «Frannie, wach auf», sagt er und streicht über mein versengtes verklebtes Haar.
    Als Nächstes spüre ich einen brennenden Schmerz in meiner Schulter, und die Erinnerung schlägt über mir zusammen.
    «Frannie!», wiederholt Gabe.
    «Luc ist tot, nicht wahr?», murmele ich mit tränenerstickter Stimme. «Bitte, bring mich nach Hause.»
    «He!» Gabe hebt mein Kinn an. Der Kummer ist aus seinen Augen gewichen.
    «Was ist denn?», frage ich verwundert. Gabe deutet auf einen Arzt in grünem Operationskittel.
    «Die Operation ist beendet», verkündet dieser lächelnd. «Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, denn bei seiner Ankunft war ihr Freund in sehr schlechter Verfassung. Noch während der Operation dachten wir, wir hätten ihn verloren. Offen gestanden weiß ich kaum, wie wir ihn zurückgeholt haben. Vielleicht war es ein Wunder?»
    «Und was heißt das jetzt?»
    «Ganz sicher wissen wir das erst in ein paar Stunden, aber das Schlimmste ist überstanden. Drücken Sie ihm die Daumen.»
    Tränen der Dankbarkeit laufen mir über die Wangen, die ich mit zittrigen Händen abwische. «Luc», flüstere ich. «Bitte, halte durch.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 23 Auf Engelsflügeln
    Frannie
    Heute Morgen durfte ich Luc zum ersten Mal besuchen. Ich schaffe es kaum, ihn anzusehen. Nach allem, was passiert ist, weiß ich, was ich tun muss. Zwei qualvolle Tage habe ich gebraucht, um mich dazu durchzuringen. Unglücklich trete ich ans Fenster und schaue hinaus. Draußen ist es nebelig. Die Häuser sind nur noch graue gespenstische Schatten. Ich sollte etwas sagen, aber ich traue meiner Stimme nicht. Außerdem ist mein Herz so schwer, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann.
    «Der Arzt hat gesagt, sie hätten nichts Ungewöhnliches gefunden», beginne ich schließlich und lehne die Stirn an das kühle Glas.
    «Nein, haben sie nicht.»
    «Das heißt, dass du tatsächlich menschlich geworden bist.»
    «Sieht ganz danach aus.»
    Ich kann das nicht. Am besten wird es, wenn ich einfach verschwinde. «Ich glaube, ich gehe jetzt besser.» Langsam wende ich mich um und gehe in Richtung
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