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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman
Autoren: Tamara McKinley
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Stille verhallte, runzelte er doch die Stirn. »Schätze, wir sollten uns trotzdem drum kümmern. Wenn’s eine Frau ist, ist sie in Schwierigkeiten.«
    Charlie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und rückte seinen Hut zurecht. »Wenn ich doch bloß Zeit hätte, mich zu rasieren und zu waschen«, sagte er mit einer betrübten Grimasse. »Ich muss ja stinken wie ein Dingo.«
    »Schätze, das wird sie nicht weiter stören«, meinte Joe. »Ist ja nicht so, als ob du mit ihr tanzen gingst.«
    Sie grinsten einander zu und ritten dann südwärts in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Der Job in Richmond würde auch morgen noch da sein.
    Ellies Entsetzen war einem kalten Überlebenswillen gewichen. Steine und Geschrei hatten wenig Wirkung auf den Dingo, und Ellies Kräfte waren erschöpft. Der heftige Durst erschwerte das Denken. Keuchend stand sie da und beobachtete ihre stumme, abwartende Feindin.
    Die Dingo-Hündin lag auf dem Bauch. Ihre Schnauze ruhte auf den Vorderpfoten; ihre Ohren waren aufgestellt, und diegelben Augen beobachteten wachsam, wie die Welpen um sie herumtollten.
    Ellie war sich nur allzu bewusst, dass die Sonne westwärts wanderte und dass die Schatten, die sie auf den Boden warf, immer länger wurden. Sie würde etwas tun müssen, bevor es zu spät war. Denn der Dingo jagte nachts. Seine Augen konnten im Dunkeln sehen, und seine Nase witterte jede Beute. Sie würde sich nicht verstecken können.
    Die Dingo-Hündin schnappte nach den spielenden Welpen und legte sich auf die Seite, um sie zu säugen. Sie fürchtete sich nicht vor der Dunkelheit. Sie hatte noch Zeit genug, um ihre Jungen trinken zu lassen, bevor die Jagd begann – und sie würde leichte Beute haben.
    Ellie trat einen Schritt zurück. Dann noch einen und noch einen. Ihr Puls raste, und sie murmelte vor sich hin, während sie die Angst niederkämpfte und sich zwang, nicht loszurennen. »Wenn ich renne, wird sie mich verfolgen, wenn ich renne, wird sie mich verfolgen«, murmelte sie mit klappernden Zähnen. Es war ein Mantra. Es hielt sie aufrecht. Auf einen Schritt rückwärts folgte noch einer und noch einer, und dann zwei weitere.
    Die Hündin richtete sich auf, und die Welpen krochen hastig unter sie. Sie beobachtete Ellie. Ihre gelben Augen ließen die zurückweichende Gestalt nicht los.
    Ellie entfernte sich langsam immer weiter und konzentrierte sich dabei fest auf diese Augen. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, sie abzulenken, dachte sie verzweifelt. Wenn doch nur etwas anderes auftauchen würde, was sie jagen könnte. Wo zum Teufel sind all die verdammten Kaninchen, wenn man sie mal braucht? Staub wirbelte unter Ellies Stiefeln auf, als sie zurückwich. Die Sonne brannte in ihrem Rücken, und noch immer beobachtete der Dingo Ellie wachsam.
    Sie schob den Fuß zurück, glitt mit dem Spann über einen großen Stein und verlor das Gleichgewicht. Sie ruderte mit denArmen, verrenkte sich schmerzhaft den Knöchel und fiel in den Staub. Ihr Atem entwich laut, als sie hart auf einem Gegenstand in ihrer Tasche landete. Ohne auf den Schmerz zu achten, rappelte sie sich wieder auf und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit sofort wieder auf den Dingo.
    Die Hündin fixierte sie, schüttelte die Welpen ab und erhob sich. Ihr Schwanz war gesenkt, die Schultern angespannt. Sie war bereit zum Sprung.
    Ellie wühlte in ihrer Tasche und fischte Wang Lees Abschiedsgeschenk hervor. Dies war ihre einzige Chance – eine, an die sie nicht gedacht hatte, bis sie gestürzt war. Sie warf Schachtel und Seidenpapier beiseite und atmete auf, als sie sah, dass nichts zerbrochen war. Sie hielt den kleinen, verzierten Spiegel in die Sonne und richtete den gleißenden Lichtstrahl geradewegs auf die Augen der Dingo-Hündin.
    Das Tier schüttelte den Kopf und wich dem blendenden Licht seitwärts aus.
    Ellie drehte den Spiegel und betete, dass die Sonne länger anhalten möge als die Entschlossenheit des Dingo. Sie bewegte das strahlende Glas so, dass das helle Sonnenlicht gebündelt in die gelben Augen stach.
    Der Dingo wich zurück, die Ohren gesenkt, den Schwanz eingeklemmt. Geduckt wandte er sich ab und schlich davon.
    Ellie zitterte so sehr, dass sie kaum noch stehen konnte. Aber sie hielt sich aufrecht und wartete, während die Hündin mit ihren Welpen über die Ebene davonschnürte, und erst als die Tiere nur noch Pünktchen in der weiten Landschaft waren, wagte sie zu glauben, dass sie in Sicherheit war.
    Joe hatte in der Ferne etwas kurz
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