Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
und suchte vergeblich, die Ordnung wiederherzustellen. Eine Hälfte der Räte schüttelte die Fäuste gegen mich oder benutzte andere unmißverständliche Gesten, um ihr Mißfallen zu zeigen, während die andere Hälfte abzuwarten schien und ihre Kollegen mit scharfen Augen musterte. In dieser letzten Gruppe waren etliche, die sich damit begnügt hatten, der ganzen Sitzung still zuzuhören. Ich nahm an, daß sie die Opposition zum Annexionsplan darstellten. Ich konnte Haret und Dal aus meinen Augenwinkeln sehen. Haret saß wie festgefroren in ihrem Sessel und blickte mich erschrocken an, während Dal mit entschlossenen Schritten auf mich zukam.
    „Was, zum Teufel, tust du da, MacElroy?“ flüsterte er in einem mit New Yorker Slang angehauchten Englisch.
    „Was ich für richtig halte“, antwortete ich steif.
    Er schien kurz darüber nachzudenken und nickte dann. „Ich glaube, ich weiß, was dich bedrückt – du könntest recht damit haben.“
    Endlich kehrte rund um den langen Konferenztisch Ruhe ein, und jeder nahm wieder seinen Platz ein. Als Tasloss sprach, geschah dies mit dem sichtlichen Bemühen, sich zurückzuhalten.
    „Zeitwächter, wäre es Ihnen möglich, Ihre Bemerkung zu erläutern? Ich bin der Meinung, daß Sie erfreut über die Aussicht sein sollten, daß die Bewohner Ihrer Zeitlinie Jahrhunderte früher als geplant die Segnungen der taladoranischen Zivilisation erfahren.“
    „Ich bin nicht sicher, ob ich es erläutern kann, aber ich werde es versuchen. Ich glaube, daß mein Haupteinwand sich gegen die Tatsache richtet, daß es die taladoranische Zivilisation ist, nicht die euro-amerikanische. Sie sind uns auf den meisten Gebieten so weit voraus, daß wir verschüttet werden würden.
    Ich war bei Lord Ryfik, als er die zerstörte Burg Fyalsorn entdeckte. Seine Reaktion war sehr einleuchtend. Ja, er verfluchte die Dalgiri für ihre Niederträchtigkeit. Aber mit gleicher Vehemenz verfluchte er Talador. Sofern es Ryfik betrifft, sind Sie und Ihre Nachbarn von der gleichen Wesensart. Er interessiert sich nicht für Ihre kleinen Streitigkeiten untereinander. Er will nur allein gelassen werden. Und wissen Sie was? Ich weiß genau, wie er fühlt.“
    Tasloss blickte mich ernst über die Fläche des Tisches hinweg an. „Sie übertreiben, Zeitwächter.“
    „Ja? Und was ist mit meinem eigenen Fall? Ich half Ihnen gegen Ihre Feinde. Welchen Dank erhielt ich dafür? Ich hatte die Wahl, mir einen Teil des Gehirns ausbrennen zu lassen oder Ihren Parazeit-Truppen beizutreten. Wenn Sie mich fragen – eine verabscheuungswürdige Art, sich zu bedanken. Wollen Sie wissen, warum ich die Zeitwacht wählte? Weil mir gesagt wurde, daß die Dalgiri in einigen weiteren Jahrzehnten meine Zeitlinie überschwemmen würden, und ich hoffte, ich könnte mich dieser Flut irgendwie entgegenstemmen, wenn ich der Wacht beitrat.“
    „Sie trafen die richtige Entscheidung“, murmelte jemand undeutlich.
    „Ja? Wenn ich zuerst über die Dalgiri gestolpert wäre – was hätte mich dann davon abgehalten, ihren Truppen beizutreten? In der Tat, welchen Unterschied gäbe es da? Mir scheint, daß die zwanzig Jahre Schonfrist auf wenig mehr als eine Woche zusammengestrichen wird, egal, was ich tue.
    So sehen die Tatsachen aus meinem Blickpunkt aus, meine Damen und Herren. Wie mir bisher einige Male erklärt wurde, besitzen wir etwas Einzigartiges. Wir breiten uns in den Weltraum hinein aus und schieben eine Grenze beiseite, deren Existenz Sie niemals wahrgenommen haben. Sie würden diese Anstrengungen unterbrechen, indem Sie all unsere Energie in Ihren Krieg mit den Dalgiri ziehen und aus uns Kopien ihrer selbst machen. Kurz gesagt: Sie würden uns ersticken und als eine weitere kaum zivilisierte Zeitlinie, eine von Tausenden, zurücklassen.“
    Ich hielt inne, um Atem zu schöpfen, und bemerkte den empörten Ausdruck auf ihren Gesichtern. Es war fast so, als ob ich gewünscht hätte, daß die Mayflower niemals einer Hauptversammlung der Töchter der amerikanischen Revolution vorausgesegelt wäre. Ich ließ sie sich nicht erholen.
    „Gibt es für Talador Gründe, Euro-Amerika nicht zu annektieren?
    Sie haben plötzlich festgestellt, daß die Erde nicht der einzige Ort mit einem Zugang zur ungeheuren Weite der Parazeit ist. Die Gesetze der Zeitphysik erstrecken sich bis in alle Universen. Wir wissen, daß es Zeittore auf dem Mond gibt. Aber was ist mit den restlichen Planeten? Krümmen sie nicht ebenso den Raum? Denken Sie an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher