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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4
Autoren: H. J. Alpers
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Plan funktionieren sollte, wenn nicht jemand den Unterbrecher bis auf wenige Schritte an das Shuttle heranbrachte, bevor es das Schwebefeld ausbilden konnte.
    „Wer soll mit diesem Ding an den Wachtposten und den radargesteuerten Strahlern vorbeischleichen?“ fragte ich.
    Dal grinste. „Ich dachte mehr an ein Katapult.“
     
    19
     
    Ich unterdrückte ein Niesen und schaute auf mein Armband-Chronometer. Weniger als dreißig Sekunden jetzt. Unten im Tal bewegte sich nichts in den ineinander verschachtelten Silberkuppeln. Seitdem wir um Mitternacht hoch oben in den Hügeln Position bezogen hatten, hatten wir von der Besatzung der Forschungsstation nichts bemerkt.
    Es war zwei Zehntage her, daß wir von den Überresten der Concorde nach Fyalsorn zurückgekehrt waren, um die Burg als Ruine vorzufinden. Diese drei Wochen waren die geschäftigsten und die unruhigsten meines Lebens gewesen. Nicht eine Stunde ging vorüber, ohne daß einer von uns – Dal, Ryfik, Gosfik oder ich – nervös zum Himmel aufblickte. In der Erwartung, den schwarzen Schatten eines dalgirischen Shuttles aus der Wolkendecke über unseren Köpfen materialisieren zu sehen.
    Zwischen Visionen des Schreckens arbeiteten wir an der gigantischen Aufgabe, die fast eintausend Krieger im geheimen die hundert Kilometer bis zur Forschungsstation zu führen. Sie ritten in Gruppen zu sechst oder zu siebt und versteckten sich in den dichten Wäldern. Wir sandten Boten zu den benachbarten Burgen – jede mehr als hundertfünfzig Kilometer entfernt –, um deren Kontingente zu den Treffpunkten zu geleiten. Am siebzehnten Tag waren unsere Kavalleristen überall in den Bergen verstreut. Jeder Trupp wurde von einem hartgesottenen Offizier begleitet, der den Befehl hatte, den ersten zu erschießen, der es wagte, ein Feuer anzuzünden.
    Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, aber wir schafften es. Ich bezweifle, daß irgendeine nichtmotorisierte Armee meiner eigenen Zeitlinie einen solchen Marsch unter ähnlichen Bedingungen durchgestanden hätte. Selbst hier wäre die Operation unmöglich gewesen, wenn das Wetter nicht auf unserer Seite gestanden hätte. Die dalgirische Besatzung der Station bestand offenbar aus Technikern und Besatzungstruppen, die anscheinend nicht sehr begeistert waren, wenn es darum ging, in dem kalten, feuchten Nieselregen Aufklärungsflüge zu absolvieren.
    Ich konnte ihren Standpunkt verstehen, da ich selbst ständig dem Nieselregen ausgesetzt war.
    Drei Tage lang versteckten wir unsere Armee, unsere Kanonen und unser Katapult im Wald, während die Kälte in uns hineinsickerte. Wir warteten geduldig auf das Zeichen, daß das Portal offen war. Kurz vor der Abenddämmerung des dritten Tages galoppierten unsere Kundschafter mit der Nachricht, die wir erwartet hatten, ins Lager: Ein Shuttle war in der dalgirischen Basis gelandet.
    Unsere Streitmacht kam mit der Geschicklichkeit von Männern, die in diesen Hügeln geboren waren, in Fahrt. Sie nahmen ihre Positionen knapp außerhalb der beleuchteten Grenzlinie der Station ein und bewegten sich wie eine Legion von Geistern durch die pechschwarze Nacht. Als wir unsere Stellungen erreicht hatten, kapselten wir uns gegen die Kälte und die Feuchtigkeit ab, machten unseren Frieden mit unseren verschiedenen Göttern … und warteten auf die Morgendämmerung.
    Ich blickte ein letztes Mal auf mein Chronometer und zählte die Sekunden bis zur Stunde Null.
    „Drei … zwei … eins, jetzt!“
    Ich hörte hinter mir ein lautes Peitschen, Reißen und Zischen, als ein Dutzend dunkler Objekte auf ihrem Weg zum Ziel über mich hinwegrauschten. Das Dampfkatapult hatte die wenigen Unterbrecher, die wir aus den geborgenen Teilen hatten konstruieren können, weggeschleudert. Ich hielt den Atem an, als ich sah, wie die kleinen, schwarzen Würfel zwischen den erleuchteten Kuppeln landeten.
    Die erste Katapult-Ladung gab das Signal für die großen Feldkanonen, die auf dem Hügelkamm aufgereiht waren. Das fahle Grau des Schauplatzes wurde zerrissen vom langanhaltenden Echo grollenden Donners, gefolgt vom zischenden Kreischen des Dauerfeuers.
    Tausend brüllende Krieger erhoben sich aus ihren Verstecken, griffen in Dunst und Nebel des Talbodens an und schossen, während sie vordrangen. Sehr bald war es unmöglich, irgend etwas anderes in dem Geschehen zu erkennen als das Aufblitzen der Musketen und den gelegentlichen Lichtblitz von einem der Strahler, die die Station schützten. Hinter uns trat wieder das
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