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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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behaupten, daß an Bord nur Herzlichkeit und Nettigkeit herrschen?“
    „Auf der Ariel leben viele Menschen“, erwiderte er, „und wir sind daran gewöhnt, miteinander in der Isolation zu leben.“
    „Na, ich glaube, daß wir es noch vier Monate miteinander aushalten werden. Schließlich ist das keine unerträglich lange Zeitspanne, nicht wahr?“
    „Nein.“ Er schaute auf sein Chronometer. „Sie warten sicher bereits auf meine Rückkehr, darum mache ich mich besser auf den Weg. Verflucht, ich wünschte nur, daß es nicht so heiß auf diesem Planeten wäre!“
    „Es könnte noch schlimmer sein“, erwiderte Martina, „wenigstens brauchen wir keine Schutzanzüge zu tragen.“
    Er betrachtete ihre knappe Kleidung, die schlanken, braunen Gliedmaßen. „Ihnen gefällt es hier, nicht wahr? Sie sind die einzige, die sich niemals über die Hitze beklagt.“
    Sie lächelte. „Mir wird es nichts ausmachen, wenn wir in vier Monaten hier fort müssen. Ich laufe auch gern Ski.“
    „Das tue ich auch. Vielleicht könnte man einmal …“
    „Vielleicht. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug, Kapitän.“ Nachdem er fort war, setzten sich Paul und Fiona auf den Boden, um etwas Yoga zu betreiben. Doch die beiden Xenologen wanderten ziellos durch die Station, unfähig, ihre ruhelose Energie in sinnvolle Bahnen zu lenken.
    „Warum springt er so mit uns um?“ fragte Chris eine Spur zu laut. Mit einer Hand riß sie an ihren Fingern, daß die Knöchel knackten. „Mir scheint, daß er uns nicht traut.“
    „Er traut uns auch nicht“, sagte Martina. „Wir haben uns noch nicht bewährt.“
    „Na, der gute alte Jack hat sich jedenfalls ganz ausgezeichnet bewährt. Ich frage mich, warum du ihn in Schutz genommen hast.“
    „Wir haben ihn alle in Schutz genommen, nicht wahr? Oder hast du deine Meinung geändert und willst ihn doch nach oben schicken?“
    „Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, das könnte ich seiner Karriere nicht antun. Aber ich wünschte, er wäre weniger … schwierig.“
    „Gib ihm noch eine Chance“, sagte Martina. „Du bist auch nicht immer leicht zu nehmen.“
    „Ich bin froh, daß ich nicht für ihn arbeite“, erwiderte Chris, wobei sie zu Fiona herübersah, die mit geschlossenen Augen gleichmäßig und flach atmete. Chris warf die Blätter auf einen Tisch, die sie in den Händen gehalten hatte. „Ich muß raus. Es gibt zuviel Arbeit, als daß ich meine Zeit hier drinnen vertrödeln könnte.“
    Martina nickte. Einer nach dem anderen machten sich die Wissenschaftler an ihre Arbeit, sogar Jack, den sein Bad offensichtlich beruhigt hatte. Martina ging als letzte fast bei Sonnenuntergang. Als sie die Türe der Station verschloß, dachte sie an den Kapitän und schaute hinauf in den zwielichtigen Himmel. Sie konnte den hellen Funken, die Ariel, erkennen, doch ihre Bewegung war mit bloßem Auge nicht zu bemerken. In den vergangenen acht Monaten hatten die Bordkartographen den gesamten Planeten auf hundert verschiedene Arten vermessen. Sie hatten seine Topographie, die Klimazonen und die Bodenschätze bestimmt, während sich der Rest der Besatzung um das Schiff kümmerte. Ging einem auch dann das Temperament durch, fragte sie sich, wenn man in einer Luft lebte, die immer trocken war und permanent auf vierundzwanzig Grad gehalten wurde?
    Winter am sechzigsten Grad südlicher Breite, daß hieß nicht nur, zur kältesten Zeit am kühlsten Platz des ganzen Planeten zu sein, das bedeutete auch den Höhepunkt der Regenzeit. Im Sommer war die Luft staubtrocken, hatten ihr die Jinrah erzählt, und die Flüsse verschwanden in ihren Betten. Doch das Forscherteam würde nicht so lange bleiben, bis der Sommer anbrach. Jetzt war die Atmosphäre tagsüber beklemmend feucht, die Luft ergoß sich wie warme Suppe in die Lungen. In der Nacht setzte der Regen ein. Er begann sanft und steigerte sich gleichmäßig zu einem trommelnden, von keinem Wind bewegten Guß. Es war ein warmer Regen, der am Morgen, wenn die Sonne aufging, in dampfender Feuchtigkeit endete. Trotz der Niederschläge gab es nur einen geringen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht.
    Die Eingeborenen bauten Schutzdächer, je eines für eine Familie, dichte Geflechte, die auf Pfählen ruhten. Über ein Gebiet von ein paar Hektar waren fünfzehn oder zwanzig dieser Lauben verstreut. Sie bildeten die politische Einheit, über die der Häuptling herrschte, sein Dorf, wenn man so will. Die Jinrah schliefen unter den Dächern, um Schutz vor dem
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