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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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zu berühren.“
    Der Kapitän sah Jack an. „Ich fürchte, ich muß mich Doktor Hopewells Entscheidung anschließen.“
    Jack wandte dem Kapitän den Rücken zu und stapfte mit steifen Schritten ins Badezimmer. Geräuschvoll schlug hinter ihm die Tür ins Schloß.
    Die anderen starrten schweigend auf den Boden, als der Kapitän sie sehr leise fragte: „Sind Sie sicher, daß es nicht doch jemanden gibt, der einen Erholungsurlaub nötig hat?“
    „Er wird sich wieder beruhigen“, antwortete Martina.
    „Er ärgert sich über die Eingeborenenfrauen, und das kann ich gut verstehen.“
    Der Kapitän runzelte die Stirn. „Was ist denn mit diesen Frauen?“
    Martina seufzte. „In den ersten Wochen kamen sie häufig in die Station, aber dann haben die Ältesten entschieden, daß die Station für sie tabu ist, und seitdem kommen sie nicht einmal mehr in ihre Nähe.“
    „Aber … warum?“
    Sie zuckte die Achseln. „Scheinbar hat es mit geschlossenen Räumen zu tun, das ist jedenfalls meine Vermutung. Sie gehen auch nicht in Höhlen. Sie betrachten die Station wohl als Höhle. Allerdings betrifft es nur die Frauen, die Männer kommen immer noch gern hierher, besonders wenn wir Geschenke für sie haben.“
    „Wir können unsere Ausrüstung nicht nach draußen schaffen, Sir“, sagte Jacks Assistentin Fiona. Offensichtlich war ihr das Benehmen ihres Vorgesetzten sehr peinlich, sie schaute kaum vom Boden auf. „Wir hatten gerade erst mit unseren Studien begonnen, als die Frauen plötzlich wegblieben.“
    „Ja, haben Sie sie denn verletzt, oder ist sonst etwas vorgefallen?“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht haben wir sie verängstigt?“
    „Sind sie sehr scheu?“
    „Sie sind schüchtern“, sagte Martina, „doch wenn man sie näher kennt, sind sie sehr freundlich.“
    „Ja“, ergänzte Fiona, „draußen haben sie keine Angst vor uns. Sie wollen nur nicht hier hereinkommen.“
    „Sie können mir glauben, Sir“, sagte Martina, „daß wir alles versucht haben, um sie hierherzulocken. Aber mit geschenkten Glasperlen kann man keine Tabus überwinden.“
    „Dann versuchen Sie es doch mit etwas Wertvollerem.“
    „Kapitän, außer ein paar persönlichen Habseligkeiten besitzen wir nichts, das attraktiv für sie ist.“ Sie zögerte. „Abgesehen von modernen technischen Gerätschaften und unseren Waffen natürlich.“
    „Nein, das dürfen wir nicht anbieten.“ Der Kapitän schüt-

telte den Kopf. „Nun gut, Dr. Hopewell, Sie werden schon wissen, wie Sie sich zu verhalten haben. Ich kann Ihnen keine Ratschläge erteilen. Sie sollen mehr Perlen zur Verfügung haben, dafür werde ich sorgen. Gibt es noch Probleme, die wir bisher nicht erörtert haben?“
    „Nein. Ich habe Ihnen eine offizielle Liste angefertigt, die alle soeben erwähnten Punkte enthält. Ich schätze, daß wir jetzt mit der Inspektion beginnen können.“
    Den Rest seines kurzen Aufenthalts verbrachte der Kapitän mit einer formellen Besichtigung der drei Laboratorien: Geologie, Biologie, Xenologie. Der Kapitän nickte immer wieder interessiert, als ihm die jüngsten Erkenntnisse in den einzelnen Forschungsbereichen vorgestellt wurden, doch die Wissenschaftler wußten, daß sein Hauptinteresse bei seinen Besuchen ihrem psychologischen Zustand galt.
    Nachdem die Inspektion beendet war, trat der Kapitän durch die Eingangstür der Station und blieb einen Moment lang davor stehen. Offensichtlich sammelte er Kraft für den Weg zu Fähre. „Auf jeden Fall bin ich sehr dankbar, daß sie keine Abschiedszeremonien kennen“, sagte er zu Martina. Dann sah er zurück zur Tür des Badezimmers, hinter der Jack noch immer verborgen war. „Vielleicht überzeugen Sie sich besser davon, ob es ihm da drinnen noch gutgeht.“
    „Wahrscheinlich nimmt er ein Bad. Er sagt, daß es ihm beim Denken hilft.“ Sie deutete auf Fiona, die sanft gegen die Badezimmertür pochte und den Namen ihres Vorgesetzten rief .
    Die Antwort war gedämpft, aber verständlich: „Ich seife mir den Kopf ein.“
    Fiona setzte ein unsicheres Lächeln auf. „Ich glaube, er will sagen, daß es ihm besser geht.“
    „Er ist sehr temperamentvoll“, erklärte Martina dem Kapitän, „und … wir sind schon ein ganze Weile zusammen.“
    Der Kapitän nickte. „Deswegen habe ich auch um ein erfahreneres Team nachgesucht.“
    „Wie soll man denn sonst Erfahrungen sammeln? Und schließlich haben wir alle hin und wieder Probleme mit unserem Temperament. Oder wollen Sie
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