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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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leerte und sich mit einem Tuch Gesicht und Nacken trocknete. Sie räkelten sich in ihren Stühlen, vom leichten, lockeren Khakistoff ihrer Kleidung zeichneten sich dunkel ihre sonnengebräunten Glieder ab. Sie hätten in der Station gern völlig auf Kleider verzichtet, doch die Jinrah kamen gelegentlich hierher, und die Frauen wollten nicht, daß ihr Geschlecht erkannt wurde.
    „Verflucht sollen sie sein“, grollte der Kapitän, „und ihr auch, weil ihr noch nicht herausgefunden habt, wie sich die Zeremonie vermeiden läßt. Schließlich wird von euch erwartet, daß ihr euch mit der Denkungsart dieser Wesen auskennt!“
    Martina zuckte die Achseln und rückte sich einen Stuhl an einer Seite des Halbkreises neben ihrer Assistentin Chris zurecht. „Es tut mir leid, Sir, aber die Zeremonie ist so wichtig, daß wir nicht auf sie verzichten können. Sie zeigt ihnen, daß wir einer eigenen Herrschaftsstruktur unterliegen. Daher sind wir von ihren Gesetzen ausgeschlossen. Ich glaube nicht, daß das so bleiben würde, wenn wir alle gleichberechtigt erschienen.“ Sie schlug die langen Beine übereinander. „Ich möchte Ihnen vorschlagen, Sir, daß Sie in Zukunft Ihren Vertreter entsenden, dann blieben Ihnen diese Unbequemlichkeiten erspart.“
    „Würden sie mit ihm den gleichen Zirkus veranstalten?“
    „Da er Ihr Vertreter ist, ja. Vielleicht … würden sie ihn aber auch für Sie halten.“
    Der Kapitän schnitt ihr eine Grimasse, dann grinste er. „Sie können uns nicht auseinanderhalten, hm?“
    „Es ist eine Frage der Vertrautheit, Sir.“ Martina warf einen Blick über ihre Mitarbeiter. „Ich weiß, daß sie uns voneinander unterscheiden können – sie sprechen jedenfalls immer nur mit Chris und mir.“
    „Wir anderen haben immer so viel zu tun, daß wir keine Zeit für ein Schwätzchen haben“, warf Jack ein. Seine geschickten Finger webten gerade einen Flicken in einen beschädigten Hut ein. „Ein bißchen verstehen wir nämlich inzwischen auch von ihrer Sprache.“
    „Eigentlich bist du kein schlechter Linguist“, sagte Chris, „wenn man bedenkt, daß du dich immer nur mit Pflanzen unterhältst.“
    Jack warf ihr einen warnenden Blick zu.
    „Kinder …“, setzte Martina an. Sie war die Leiterin der Gruppe und wollte sich nicht in das kleinliche Gezänk verstricken, das durch erzwungene Intimität so leicht entsteht. Von allen Wissenschaftlern brachte sie die meiste Zeit im Freien zu, da ihr die Hitze offensichtlich am wenigsten zusetzte.
    „Ja“, sagte der Kapitän knapp. „Das ist ein Grund, warum ich nicht meinen Vertreter schicke, sondern persönlich komme: Ich will aus erster Hand erfahren, was mit euch Kindern los ist. Bevor also der offizielle Teil unseres Treffens beginnt … stellt jemand einen Antrag auf zeitweilige Dienstbefreiung? Gehen vielleicht jemandem die anderen so sehr auf die Nerven, daß er eine Weile im Schiff oben ausspannen möchte?“
    Sie sahen einander an, zwei Männer und drei Frauen, die die letzten acht Standardmonate zusammen auf diesem Planeten verbracht hatten. Es gab keine sexuelle Beziehung, die sie noch nicht ausprobiert hätten, keine Freundschaft, die nicht zerbrochen wäre, keine Feindschaft, die sie nicht wieder geschlichtet hätten. Sie hatten, alle miteinander, einen vollen Kreis beschrieben und hatten mehr als einmal wieder von vorn angefangen. Vier Monate sollten sie noch miteinander zubringen.
    Endlich ergriff Chris das Wort. Ihre blassen Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen. „Mir scheint, daß ich sogar Jack noch eine Weile ertragen kann.“ Sie sah den Kapitän an. „Und überhaupt, was sollten wir denn auf dem Schiff anfangen? Unsere Aufgabe stellt sich hier unten.“
    „Es ist meine Pflicht, Sie zu fragen“, antwortete der Kapitän. Er wandte sich an Martina. „Was denken Sie?“
    „Wir werden uns schon nicht gegenseitig umbringen.“
    Sein Blick wanderte von einem zum anderen, den ganzen Halbkreis entlang. „Das höre ich gern. Sie wissen, daß ich Sie alle für etwas sehr jung für diesen Auftrag halte; ich hatte um … etwas reiferes Personal gebeten. Die Zentrale hat sich für Ihre Fähigkeiten und für Ihre Persönlichkeitsprofile entschieden. Doch der Streß verändert manche Menschen. Wenn etwas passiert, dann bedeutet das auch für meine Karriere eine dunkle Stelle. Ich brauche mir wohl nicht die Mühe machen, Sie noch einmal zu guter Zusammenarbeit zu ermahnen?“
    „Wir kommen schon zurecht“, antwortete Jack. Die
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