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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle
Autoren: Jack Higgins
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Bringen Sie mich nur in die South Audley

    Street.« Aber Hedley glaubte ihr nicht eine Sekunde lang.

Zwei

      In der South Audley Street zog Lady Helen sich ins Arbeitszimmer zurück und ging erneut gründlich den Aktenordner durch, prägte sich die Fotos ein und las den Text.
      Die Zusammensetzung der Söhne Erins war interessant. Die Gruppe bestand aus Senator Michael Cohan, fünfzig Jahre alt, Spross einer Familie, die ein Vermögen mit Supermärkten und Einkaufszentren verdient hatte; Martin Brady, zweiundfünfzig, ein wichtiger Funktionär in der Gewerkschaft der LKWFahrer; Patrick Kelly, achtundvierzig, ein millionenschwerer Bauunternehmer; und Thomas Cassidy, fünfundvierzig, der mit einer Kette von Pubs im irischen Stil reich geworden war. Alle waren Amerikaner irischer Abstammung, doch überraschenderweise gehörte auch ein stadtbekannter Londoner Gangster namens Tim Pat Ryan dazu.
      Sie brachte Hedley den Ordner in die Küche, machte sich eine Kanne Tee, kehrte ins Arbeitszimmer zurück und setzte sich an ihren Computer, den sie kürzlich erworben hatte. Dank der Hilfe eines erstklassigen Experten hatte sie erstaunlich gut damit umzugehen gelernt.
      Lady Helen hatte sich an das Londoner Büro ihres Unternehmens gewandt, dessen Computerabteilung ihr bereitwillig den besten Mitarbeiter geschickt hatte. Die Grundlagen hatte sie rasch gemeistert, aber bald genügte ihr das nicht mehr, und sie hatte sich noch einmal an die Firma gewandt. Daraufhin war ein seltsamer junger Mann in einem hochmodernen elektrischen Rollstuhl in der South Audley Street erschienen. Sie hatte ihn aus dem Fenster des Wohnzimmers gesehen, aber als sie in die Eingangshalle kam, war Hedley bereits an der Tür gewesen.
      Der junge Mann auf dem Bürgersteig hatte schulterlanges Haar, helle blaue Augen und hohle Wangen. Schwere Vernarbungen, die offenbar von einer Verbrennung herrührten, zeichneten sein ganzes Gesicht.
      »Lady Helen?«, grinste er fröhlich. »Mein Name ist Roper. Man hat mir gesagt, Sie würden gern Ihrem Computer ein paar hübsche Tricks beibringen, ihn ein wenig dressieren. Seien Sie doch so gut«, bat er Hedley, »und ziehen Sie mich rückwärts die zwei Stufen hinauf. Das ist das Einzige, was dieses Wunderding nicht kann.«
      In der Halle drehte Hedley den Rollstuhl herum und fuhr ihn ins Arbeitszimmer.
      Roper musterte den Computer. »Aha, ein PK 800, hervorragend.« Er blickte zu Hedley auf. »Ich darf nichts zu Mittag essen, aber ich hätte rasend gern eine Kanne Tee, um meine Tabletten runterzuspülen, Sergeant Major.«
      Hedley lächelte. »Und ich muss ›Sir‹ zu Ihnen sagen?«
      »Nun, ich hab’s tatsächlich zum Captain bei der Pioniertruppe der britischen Armee gebracht. War Experte für die Räumung von Bomben.« Er streckte seine Hände aus, die ebenfalls schwer vernarbt waren.
      Hedley nickte und verließ das Zimmer. »IRA?«, fragte Helen.
      »Tja, wie es so geht. Alle möglichen Bomben habe ich fachmännisch beseitigt, und dann übertölpelt mich so ein kleines Ding in einem Auto in Belfast.« Roper schüttelte den Kopf. »War etwas zu leichtsinnig. Die Folge war, dass ich zwar nicht mehr Vater werden kann, aber immerhin einen neuen Beruf gefunden habe.« Er fuhr mit seinem Rollstuhl zum Computer. »Ich bin richtig vernarrt in diese Dinger, sie können alles, wenn man genau weiß, was man will.« Er wandte sich zu ihr um. »Ist es das, was sie möchten, Lady Helen? Dass dieser Kasten wirklich alles kann?«
      »Ich denke schon.«
      »Gut. Geben Sie mir eine Zigarette, und dann zeigen Sie mir mal, was Sie wissen – anschließend sehen wir, was ich Ihnen beibringen kann.«
      Und er brachte ihr wirklich jeden nur denkbaren Trick bei. Nach seiner Schulung war sie in der Lage, sogar in die Computer des Verteidigungsministeriums einzudringen. Sie blieb seine gelehrige Schülerin bis zu jenem Morgen, als sie wiederum einen Telefonanruf erhielt – das war Nummer drei, dachte sie; solche Ereignisse häufen sich anscheinend immer. Man teilte ihr mit, dass Roper mit Nierenversagen ins Krankenhaus gekommen war. Es war den Ärzten gelungen, ihn zu retten, aber er hatte sich in eine Klinik in der Schweiz fliegen lassen, um sich dort auszukurieren. Sie hatte nie wieder von ihm gehört.

      Aus dem Gedächtnis tippte Lady Helen einige der Namen ein, von denen manche mühelos aufzufinden waren. Andere dagegen, wie beispielsweise Ferguson, Dillon, Hannah Bernstein oder
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