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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle
Autoren: Jack Higgins
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entsetzt.
      »So läuft das nun einmal in diesem Gewerbe, meine Liebe.
    Doolin war während der fraglichen Zeit zwar nicht bei Barry gewesen, aber er hat erzählt, dass Barry, als er ihn nach Stramore in den Norden gefahren habe, ziemlich überdreht gewesen sei, voller Pillen und Whiskey. Er hat sich damit gebrüstet, er habe gerade eine komplette Undercovergruppe der Briten ausgelöscht, dank des New Yorker Zweigs der Söhne Erins und mit Hilfe eines mysteriösen Verbindungsmanns. Doolin fragte, wer das sei, worauf Barry erwiderte, das wisse kein Mensch, aber er sei Amerikaner, und dann fing er an, von den guten alten Zeiten zu reden, als Detectives von Dublin Castle aus Mick Collins mit Informationen versorgten.«
      »Um anzudeuten, dass dieser Verbindungsmann jemand von ganz oben ist, der direkt an der Quelle sitzt? Aber wo? Und wie ist das möglich?«
      »Der britische Geheimdienst unterhält seit Jahren enge Verbindungen mit dem Weißen Haus, vor allem wegen der Entwicklung des Friedensprozesses. Natürlich wurden auch Informationen weitergeleitet, von denen wir meinten, dass unsere Freunde sie wissen sollten.«
      »Einschließlich Informationen über die Gruppe meines Sohns?«
      »Ja. Ich persönlich fand zwar, das ginge zu weit, aber wichtigere Leute als ich, wie beispielsweise Simon Carter, der stellvertretende Direktor der Sicherheitsdienste, überstimmten mich. Und dann wurde Doolin erhängt in seiner Zelle aufgefunden.«
      Lady Helen stand auf und schenkte sich einen weiteren Whiskey ein. »Das alles hört sich an, als lebten wir zu Zeiten der Borgias. Und da ich, abgesehen von deiner Bemerkung, Peter sei nicht bei einer Explosion ums Leben gekommen, immer noch nicht weiß, wie er getötet wurde, denke ich, den hier werde ich brauchen.« Sie trank das Glas zur Hälfte leer. »Weiter, Tony.«
      »Nun ja, die Söhne Erins versorgten Kontaktleute in Dublin und London mit Informationen, die sie von diesem Verbindungsmann erhalten hatten.« Es fiel ihm sichtlich schwer, weiterzureden. »Das alles steht in der Akte, die Namen der Beteiligten, ihre Fotos, alles. Ich habe streng geheime Unterlagen kopiert und…«
      »Erzähl mir von Peter.«
      »Barry und seine Männer haben ihn sich geschnappt, als er aus einem Pub in South Armagh kam. Sie haben ihn gefoltert, und da er nicht reden wollte, zu Tode geprügelt. In der Nähe wurde gerade eine neue Umgehungsstraße gebaut, runter in die Irische Republik. In eine dieser riesigen Betonmischmaschinen, die die ganze Nacht liefen, hat man seine Leiche hineingeworfen.«
      Helen starrte ihn regungslos an, ehe sie abrupt den Rest des Whiskeys hinunterkippte.
      Man merkte Emsworth an, dass er inzwischen ein wenig betrunken war. »Sie haben sein Auto mit einer gewaltigen Ladung in die Luft gejagt, damit es so aussehen sollte, als sei er auf diese Weise umgekommen. Schließlich mussten sie uns wissen lassen, dass er weg war, aber sie konnten uns die genauen Umstände ja nicht per Postkarte mitteilen.«
      Mit einem unterdrückten Aufschrei presste Lady Helen eine Hand vor den Mund und rannte zur Tür. Sie schaffte es bis zur Toilette, wo sie sich wieder und wieder erbrach. Als sie herauskam, wartete Hedley auf sie.
      »Sie haben es gehört?«
      »Leider ja. Sind Sie okay?«
      »Es ging mir schon mal besser. Tee, Hedley, heiß und stark.«
      Sie kehrte zurück ins Wohnzimmer und setzte sich. »Was ist passiert? Warum wurde nichts unternommen?«
      »Man entschied, es geheim zu halten, und aus diesem Grund hat man euch nicht die Wahrheit gesagt. Wir ließen von Mitar beitern in New York und Washington die republikanischen Sympathisanten dort überprüfen und entdeckten, dass es in New York tatsächlich einen Stammtisch gab, dessen Mitglieder sich ›Söhne Erins‹ nannten. Die Namen findest du alle in diesem Ordner, samt ihren Fotos. Es sind prominente Geschäftsleute, einer ist sogar ein US-Senator. Es passt alles zusammen. Beispiele dafür, dass vertrauliche Informationen, die von London nach Washington weitergeleitet wurden, in den Händen der IRA landeten, hatte es in der Vergangenheit genug gegeben.«
      »Aber warum wurde denn nichts unternommen?«
      Emsworth zuckte die Schultern. »Politik. Weder der Präsident noch der Premierminister hatten Interesse an unnötigem Wirbel. Du hast sicher keine Ahnung, wie Geheimdienste arbeiten. Falls du etwa meinst, der CIA und das FBI informierten den Präsidenten immer über
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