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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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aber total umständlichen Umweg hierher genommen hatten. Ich schaute in meinen Außenspiegel und sah Raven Rock immer kleiner werden, bis es sich in einen Punkt unter vielen anderen auf der Landkarte verwandelte. Und als ich wieder in den Spiegel schaute, sah ich gar nichts mehr davon, sondern nur noch Autos auf dem Freeway.
    Wir fuhren gute 20 Minuten, ohne dass einer von uns etwas sagte. Nachdem wir die Stadt mit ihrem Gewirr von Straßen und Kreuzungen hinter uns gelassen hatten, fand ich es nicht mehr ganz so schlimm, im Auto zu sitzen. Da es auf dem Freeway keine Ampeln gab und auch niemand zu Fuß unterwegs war, merkte ich, wie meine Anspannung allmählich nachließ.

    Und Roger war allem Anschein nach ein guter Autofahrer, der mit dem Auto meiner Mutter besser zurechtkam als erwartet. Immer wieder sah ich kurz zu ihm hinüber. Mir war vorher noch nie aufgefallen, wie schmal eigentlich die Vordersitze in Pkws waren. Wir saßen viel dichter nebeneinander, als ich dachte. Ich bekam jede seiner Bewegungen mit, obwohl ich schon an den äußersten Rand gerückt war und fast an der Tür klebte, nur damit unsere Ellbogen auf der Mittelkonsole nicht aneinanderstießen. Roger machte sich auf seinem Platz ziemlich breit, hatte den Fahrersitz ganz nach hinten geschoben und seine langen, in Jeans steckenden Beine anscheinend fast komplett ausgestreckt. Eine Hand hatte er am Lenkrad und die andere lag lässig auf der Fensterscheibe. Als ich noch Auto gefahren war, hatte ich immer ganz brav die Hände am Lenkrad gehabt. Aber er hatte den Wagen gut unter Kontrolle, fuhr nicht zu schnell, sondern passte sich dem Tempo in der Carpool-Spur an, die Fahrzeugen mit mehreren Insassen vorbehalten war. Zum Glück herrschte flüssiger Verkehr, denn auf der Gegenseite ging es eher stockend voran – an einem Donnerstagmittag ohne ersichtlichen Grund.
    »Hey«, brach Roger plötzlich das Schweigen. Er tippte an seine Fensterscheibe. Ich sah hinaus und entdeckte einen vertrauten gelben Pfeil und ein rotes Schild quer über den Freeway. »Was meinst du?«, fragte er. »Hast du Hunger?«
     
    »Das werd ich echt vermissen«, meinte Roger wehmütig, langte in die große weiße Papiertüte zwischen uns und fischte eine Pommes heraus. »Ich liebe ja Fast Food in allen Variationen, aber In-N-Out toppt absolut alles.«

    Ich biss vorsichtig in meinen Burger und nickte zustimmend. Wir saßen mit geöffneter Hecktür und baumelnden Beinen im Laderaum des Liberty, den Charlie und ich früher immer Way-Back, also so was wie Ganz-Hinten, genannt hatten. Die Sonne wurde langsam heiß und grell, sodass ich Roger nicht direkt ansehen konnte. Aber seit meine Sonnenbrille vor drei Monaten zu Bruch gegangen war, hatte ich mich langsam an das Blinzeln gewöhnt. Links von uns rauschte auf dem Freeway der Verkehr vorbei und rechts von uns machte gerade eine Angestellte von In-N-Out lautstark am Telefon mit ihrem Freund Schluss.
    Wir hatten unser Essen zum Mitnehmen bestellt, aber als Roger versuchte, in seinen Burger zu beißen und gleichzeitig rückwärts aus der Parklücke zu stoßen, wurde klar, dass wir lieber erst mal essen und dann weiterfahren sollten. Bis Roger es mir erzählt hatte, wusste ich gar nicht, dass In-N-Out eine Burgerkette war, die es nur an der Westküste gab. Connecticut war also folglich In-N-Out- freie Zone, was den Staat im Prinzip unbewohnbar machte.
    »Jammerschade«, befand Roger und schüttelte die Papiertüte. Unsere Pommesschachteln waren zwar längst leer, aber
offenbar waren ganz unten in der Tüte noch ein paar vereinzelte Restexemplare verstreut. Und tatsächlich holte er noch eine kleine Handvoll heraus. »Ich hab den Laden das ganze Studienjahr über echt vermisst. Von Colorado aus ist der nächste in Utah, was zwar vielleicht ein bisschen weit ist für einen Burger, aber schon irgendwie machbar. Leider fehlte mir das Auto.«
    Ich nahm einen Schluck von meinem Milchshake, um Zeit für eine Antwort zu gewinnen. »Colorado?«, fragte ich schließlich und dachte an den Autoaufkleber. »Dort studierst du?«
    Er nickte. »Am Colorado College in Colorado Springs. Ziemlich okay dort. Und ich hab einen Haufen cooler Freunde ...« Es kam mir so vor, als würde Rogers Miene sich kurz verändern, während er das sagte, aber nur ganz kurz. »Na ja, eigentlich wollte ich ja den ganzen Sommer dableiben. Aber nach den Prüfungen kam mein Vater auf die Idee, dass ich den Sommer bei ihm in Philly verbringen soll. Keine Chance, ihm das
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