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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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auszureden.«
    »Dort wohnt dein Vater, oder?«, fragte ich und bereute es sofort. Erstens hatte er mir das heute in der Küche erzählt. Zweitens wusste ich es sowieso schon. Und drittens bekam ich das ungute Gefühl, dass diese vier Tage sehr, sehr lang werden würden, wenn ich nicht bald aufhörte, mich derart schräg zu benehmen.
    Aber falls Roger es mitgekriegt hatte, ignorierte er es höflich. »Jep«, sagte er, schüttelte die Tüte noch mal und förderte wieder ein paar Pommes zutage. »Er wohnt dort mit seiner neuen Frau und deren Sohn. Als er meine Noten gesehen
hat, ist er total ausgetickt und wollte unbedingt, dass ich zu ihm komme, damit er mir – Zitat: ›... ein bisschen Disziplin beibringen kann.‹ Klingt voll vielversprechend als Sommerprogramm, oder? Ich kenne echt keinen Menschen dort. Keine Ahnung, was ich in Philadelphia anstellen soll.«
    »Cheesesteak essen?«, schlug ich spontan vor.
    Zum ersten Mal lachte Roger, laut und schallend, sodass es jeder hören konnte. »Genau«, meinte er. »Cheesesteak und Frischkäse.«
    Dann herrschte wieder Schweigen. Vermutlich fielen keinem von uns beiden weitere Philadelphia-typische Spezialitäten ein. Ich nahm wieder einen großen Schluck von meinem Milchshake und spürte, dass Roger mich anschaute. Ich sah zu ihm hinüber. Er las sich gerade durch, was hinten auf meinem T-Shirt stand – es war die Darstellerliste.
    »Dieses Musical«, fing er an und sprach dabei das Wort so komisch aus, als würde es nicht zu seinem üblichen Sprachgebrauch gehören. »Da hast du mitgemacht?«, fragte er ungläubig.
    »Ja«, antwortete ich und wandte ihm mein Gesicht zu, damit er aufhörte, auf meinem Rücken zu lesen. »Also, ich hab da, äh, die Hauptrolle gespielt.«
    Roger zog erstaunt die Augenbrauen hoch und ich schaute zurück auf den Plastikdeckel meines Milchshake-Bechers. Sein Erstaunen war nachvollziehbar. Selbst bevor es passiert war, reagierten die meisten Leute überrascht, wenn sie erfuhren, dass ich Theater spielte. Aber ich habe es schon immer gemocht, vorübergehend mal in eine Rolle zu schlüpfen, deren Text, Gesten und Gefühle komplett vorgegeben waren
und deren Ende von vornherein feststand. Fast wie im richtigen Leben. Nur ohne Überraschungen.
    »Tja«, sagte ich nach einer Weile, »dann sollten wir wohl mal weiterfahren, was?«
    Roger nickte. »Wahrscheinlich.« Er trank einen Schluck von seinem Root Beer und sah hinaus auf den Freeway. »Weißt du«, sagte er nachdenklich, »ich glaube, wir werden keine vier Tage brauchen. Freunde von mir haben mal das ganze Land in 36 Stunden durchquert.«
    »Echt?«
    »Echt. Aber wahrscheinlich sind sie ohne Pausen durchgefahren und vermutlich meistens zu schnell«, fügte er hinzu.
    Ich wusste nicht so recht, was ich dazu sagen sollte, und murmelte erst einmal: »Aha.« Mir dämmerte, dass Roger auf diese Reise offenbar noch viel weniger Lust hatte als ich. Was sollte ein Student auch toll daran finden, eine Schülerin durchs komplette Land zu chauffieren? Vielleicht wollte Roger mir damit ja einfach deutlich machen, dass er die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
    »Hast du schon mal eine längere Autotour gemacht?«, wollte er wissen.
    Ich blinzelte ihn an, schüttelte den Kopf und fühlte mich schrecklich uncool dabei. Mir war schon klar, dass er damit nicht gerade den klassischen Familienausflug zu einer historischen Sehenswürdigkeit meinte, sondern einen richtigen Roadtrip , wie man ihn mit College-Freunden macht. »Und du?«, fragte ich zurück, obwohl ich schon ahnte, dass die Antwort Ja war.

    Er nickte. »Aber nur hier in Kalifornien. Hoch nach San Fran und runter nach San Diego. Und ich weiß nicht ...« Er unterbrach sich, schielte in die Tüte, schüttelte sie hoffnungsvoll und angelte noch drei Pommes heraus. Eins davon nahm er sich und den Rest hielt er mir hin. »Hier. Die letzten beiden sind für dich.« Ich nahm mir eins und ließ ihm das andere übrig. Grinsend schob er es sich in den Mund und machte dann ein nachdenkliches Gesicht. »Wahrscheinlich hatte ich gehofft, dass diese Reise mehr wie ein echter Roadtrip ausfallen würde«, sagte er. »Ich weiß auch nicht. So mit interessanteren Orten. Oder dass wir uns wenigstens die Strecke selber aussuchen können.«
    Ich nippte wieder an meinem Shake, in der Hoffnung, dass mir meine Erleichterung nicht gar zu deutlich anzumerken war. Also war nicht ich sein Problem, sondern nur die Art und Weise, wie meine
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