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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
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Zündschlüssel und er startete den Wagen. Als er sich in Bewegung setzte, machte ich kurz die Augen zu und versuchte mir einzureden, dass alles gut sei und die Sache schon ihren Gang gehen würde. Als ich sie wieder aufmachte, sah ich gerade noch, wie sich das Garagentor schloss, während Roger blinkte und in der Sackgasse wendete. Ich warf einen letzten Blick auf das Haus und wusste, dass es nicht mehr unser
Haus sein würde, wenn ich es das nächste Mal sah – falls es dieses nächste Mal jemals geben würde. Welcome HOME , grüßte das Schild noch zum Abschied, bevor das Haus aus meinem Blick verschwand.
    Ich drehte mich wieder um und schaute nach vorn. Dabei ermahnte ich mich zu atmen und betrachtete noch einmal die an meinem Fenster vorüberziehende Gegend. Dann sah ich zu Roger hinüber und hatte das Gefühl, dass mir die ganze Tragweite der Situation erst jetzt richtig bewusst wurde. Die nächsten vier Tage würde ich ununterbrochen ganz nahe neben einem Typen sitzen, den ich kein bisschen kannte und der noch dazu verdammt gut aussah. Ich blickte wieder aus dem Fenster, während Roger auf das Zentrum von Raven Rock zufuhr. Es beunruhigte mich, dass alles irgendwie so normal und alltäglich wirkte. Ich wusste, dass ich es sehr gut draufhatte, so zu tun, als sei bei mir alles paletti. Zumindest solange es beim Small Talk blieb. Schließlich spielte ich nicht ohne Grund Theater. Aber sobald jemand genauer hinsah, würde er sofort mitkriegen, dass bei mir alles so un-paletti war, wie man sich nur vorstellen konnte. Und ich hatte ernsthaft Sorge, dass das Roger nicht verborgen bleiben würde, wenn wir so viel Zeit zusammen verbrachten.
    Als wir die Hauptstraße in Richtung Zentrum fuhren, beschleunigte Roger ein bisschen, um sich dem Verkehrsfluss anzupassen. Was auf der Stelle dazu führte, dass ich Gänsehaut bekam und heftig auf die imaginäre Bremse trat, sobald er dem Auto vor uns bedenklich nahe kam. Auf der anderen Spur und an der Kreuzung rasten die Fahrzeuge nur so vorbei. Warum mussten denn alle dermaßen schnell fahren?

    Der Fahrer hinter uns hupte plötzlich lautstark, sodass ich zusammenzuckte. Roger sah kurz zu mir herüber, während er den Blinker einschaltete, weil er rechts in den Campus Drive einbiegen wollte. »Alles okay?«, erkundigte er sich.
    »Jaja«, antwortete ich hastig, starrte auf den blinkenden grünen Pfeil und versuchte, die in mir aufsteigende Panik zu unterdrücken, als mir klar wurde, dass er den Freeway nehmen wollte. »Aber wenn du über Alvarez fährst, sind wir viel schneller.«
    »Echt?«, fragte er. »Aber wir können doch einfach quer rüber ...«
    »Nein«, sagte ich lauter, als ich eigentlich wollte. »Wenn du hier einfach geradeaus fährst, kommen wir direkt zur State Route 2. Das ist viel direkter.«
    Als die Ampel umschaltete, überlegte Roger kurz, machte dann den Blinker aus und fuhr geradeaus. »Ach so, klar«, sagte er nur.
    Ich sah aus dem Fenster, atmete tief durch und versuchte, mich wieder zu beruhigen und nicht daran zu denken, wie knapp ich es hatte verhindern können, noch einmal die Kreuzung an der Uni zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, ob die Bänder und Schilder noch da waren, ob sie inzwischen Vögeln zum Nestbau dienten oder ob man sie einfach entsorgt hatte. Ich wollte es auch gar nicht wissen, sondern alles so schnell wie möglich hinter mir lassen.
    Als wir uns dem Freeway näherten, wurde mir plötzlich – reichlich spät natürlich – bewusst, dass ich meine Heimatstadt nicht so schnell wiedersehen würde. Von nun an war ich nicht mehr in Raven Rock zu Hause. Und dass ich darüber
noch nie richtig nachgedacht hatte. Bisher war es einfach der Ort gewesen, wo ich schon immer gewohnt hatte – irgendwie öde und bieder. Aber immerhin meine Heimat , mit der meine ganze Lebensgeschichte verbunden war, im positiven wie im negativen Sinn. Draußen sah ich Vertrautes vorbeiziehen. Viel schneller, als mir lieb war: Fosters Freeze, wo Charlie und ich uns immer Shakes geholt haben, und das Jamba Juice, wo ich mich als Zwölfjährige nur wegen Charlie schrecklich blamiert habe. Er hatte mir nämlich eingeredet, wenn man dort ganz laut »JAMBA!« ruft, würden sämtliche Mitarbeiter begeistert »JUICE!« zurückbrüllen. Aber das war gelogen.
    Ich drehte mich um, damit ich noch möglichst viel zu sehen bekam, aber dann bog Roger auf den Freeway-Zubringer und gab glücklicherweise keinen Kommentar dazu ab, dass wir einen zwar landschaftlich reizvollen,
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