Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road
Autoren: Matson Morgan
Vom Netzwerk:
um mir zu winken. Ich winkte zurück. Und dann schulterte er seine Tasche, lief die Einfahrt hinauf und ließ mich allein am Auto stehen.

Into the woods, then out of the woods,
and home before dark.
    – Stephen Sondheim
     
     
    Drei Stunden später fuhr ich an dem Schild vorbei, das mir mitteilte, dass ich Connecticut erreicht hatte, und ich hielt auf dem erstbesten Rastplatz an. Ich stellte den Motor ab und holte aus meiner Tasche, was Roger mir gegeben hatte – einen kleinen Gegenstand, der in eine Nachricht eingewickelt war.

    Quer über den Magnet gedruckt stand AMERICA. Ich drehte ihn in meiner Hand hin und her und dachte an die Fahrt, an die Menschen, die wir getroffen hatten, und an das, was wir alles gesehen hatten.
    Dann las ich seine Nachricht immer und immer wieder. Ich war nicht sicher, was mit uns passieren würde. Ich wusste, dass es keine Garantie gab. Schreckliche Dinge können passieren, wenn man sie am wenigsten erwartet, an einem sonnigen Samstagmorgen zum Beispiel. Mit ihren Folgen muss man dann leben, jeden Tag. Aber offenbar konnten auch ganz wunderbare Sachen geschehen. Man kann zu einer Fahrt gezwungen werden und nicht die leiseste Ahnung haben, wen man dabei trifft und wie sie das eigene Leben verändern wird.
    Ich stieg aus, streckte meine Beine und warf einen ersten Blick auf Connecticut. Nicht schlecht, stellte ich überrascht fest, sogar von einer Raststätte aus gesehen.
    Ich nahm die Connecticutkarte, die ich mir an einer Tankstelle gekauft hatte, und faltete sie auseinander. Und erst da fiel mir auf, dass ich ja von dem neuen Haus meiner Mutter – von unserem neuen Haus – gar keine Adresse hatte. Langsam dachte ich an das Haus als einen echten Ort, als einen Ort, an dem ich innerhalb der nächsten Stunde sein würde. Ich konnte ihn mir aber überhaupt nicht vorstellen, hoffte nur, dass es dort einen Internetanschluss gab. Schließlich schuldete ich Julia eine längst überfällige Mail. Ich nahm mein Handy, wählte die Nummer meiner Mutter und erwartete, gleich zu ihrer Mailbox weitergeleitet zu werden, so wie das bei meinen vorherigen Anrufen immer war.

    Doch sie ging schon nach dem zweiten Klingeln ran. »Amy?«, fragte sie ein bisschen zögernd.
    »Hi, Mom«, meldete ich mich und versuchte, den kleinen Kloß in meinem Hals nicht zu beachten.
    »Ist alles okay bei dir?«, fragte sie. Mir fiel auf, wie angespannt sie klang. »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung«, beruhigte ich sie schnell und hörte, wie sie erleichtert aufatmete. »Alles okay. Ich bin in Connecticut.«
    »Du bist – hier? « Die Sorge in ihrer Stimme war einer gewissen Überraschung gewichen. »Jetzt? Mit Roger?«
    »Nein, ich alleine«, sagte ich, selbst überrascht, dass das wahr war. »Roger hab ich vor ein paar Stunden bei seinem Vater abgesetzt.«
    »Du hast ihn abgesetzt? « Meine Mutter klang immer verwunderter. »Also, heißt das – du bist gefahren?«
    »Bin ich.« Und in dem anschließenden Schweigen schwang der Gedanke mit, dass alles, was auf dieser Fahrt passiert war, mich so weit gebracht hatte.
    »Also«, stammelte sie und klang einigermaßen fassungslos, »das ... das ist ja toll. Ich meine, dass du ...« Sie verstummte kurz. »Aber das heißt nicht, dass ich nicht noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen habe«, sagte sie in einem Ton, der wahrscheinlich streng klingen sollte. Aber es klappte nicht so richtig. »Wir werden noch über die Konsequenzen reden müssen.«
    »Wir werden über einiges reden müssen«, erwiderte ich. »Hoffe ich jedenfalls.«
    »Ähm ... ja«, erwiderte meine Mutter langsam und versuchte vermutlich zu verstehen, was ich damit meinte. Aber
wenn sie es jetzt nicht begriff, war das auch okay. Das konnte ich ihr später immer noch sagen.
    »Gibst du mir die Adresse? Ich hab gerade die Grenze überquert.«
    »Oh, natürlich.« Sie las mir die Adresse vor und gab mir eine grobe Wegbeschreibung.
    Dann trat Stille ein.
    »Okay«, sagte ich nach einem Moment. »Also ...«
    »Hast du Hunger?«, fragte meine Mutter ein bisschen plötzlich. »Ich wollte gerade Abendessen machen, aber wenn du noch nicht gegessen hast, warte ich.«
    »Ich hab noch nicht gegessen.« Als ich das sagte, merkte ich auf einmal, wie hungrig ich war. Und wie verlockend die Aussicht auf eine hausgemachte Mahlzeit klang.
    »Gut, also, ich fang schon mal an«, sagte meine Mutter. »Und du fährst vorsichtig?«
    »Mach ich«, versprach ich. »Bis gleich.«
    Ich legte auf und stieg wieder ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher