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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen
Autoren: Carter Brown
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im Empfangssalon, wo der
arme Charles Morgan in Stücke gerissen wurde .«
    Linda lächelte schwach bei der
Bemerkung, doch das Lächeln erstarb rasch wieder.
    »Aber ich habe Doris doch am
Nachmittag überhaupt keine Tabletten gegeben«, erklärte Libby verwirrt. »Und
Sie sagten doch, daß man Doris die Überdosis nur verabreichen konnte, wenn man
sie schon im Lauf des Nachmittags unter Drogen gesetzt hatte .«
    »Waren Sie denn den ganzen
Nachmittag bei Doris ?«
    »Nein.« Ihre Stimme war ein
kaum vernehmbares Flüstern.
    » Denice hat ihr die Tabletten gegeben. Den Mordplan hatte sie bestimmt schon an jenem
Morgen gefaßt, wenn nicht früher .«
    »Ja, so kann es gewesen sein«,
stimmte Libby zu.
    »Ich will Ihnen sagen, warum Denice mir von Anfang an verdächtig erschien«, erklärte
ich. »Aufgrund ihrer Schau als Nymphomanin. Keine echte Nymphomanin brächte es
fertig, zwei Jahre lang praktisch ein Nonnendasein zu führen. Das wäre die
reine Folter, und Denice macht mir nicht den
Eindruck, als wäre sie nahe daran, aus selbstauferlegter Enthaltsamkeit den
Verstand zu verlieren .«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß wir
immer wieder Reisen machen, auf denen man Männer kennenlernen kann«, zischte Denice böse. Das Wogen ihres Busens verriet mir, daß sie im
Moment von höchst leidenschaftlichen Gefühlen bewegt wurde — Haß gegen mich.
    »Sie erzählten mir vom
Milchmann, aber selbst an dieser Episode zweifle ich jetzt, seit ich gesehen
habe, wie scharf Libby aufpaßt. Außerdem wäre ein gelegentliches Abenteuer für
eine Nymphomanin so wenig sättigend wie eine Olive pro Woche für einen Verhungernden .«
    »Auf jeden Fall bin ich froh,
daß Sie nicht zu den gelegentlichen Abenteuern gehörten«, fauchte sie mich an,
als hätte sie plötzlich entdeckt, wie widerlich ich im Grunde war.
    »Sagen Sie, wieviel bekamen Sie pro Nase ?«
    »Pro Nase?«
    »Für jedes Mädchen, das Sie an
das Syndikat verkauften«, knurrte ich.
    »Eintausend Dollar«, spie sie
mir ins Gesicht. »Bar auf die Hand und steuerfrei. Und das war nur mein Anteil .«
    »Sagen Sie ohne Anwalt lieber
nichts«, brummte der Killer.
    Seine stumpfen Augen sagten mir
deutlich, wie gern er mich auf seiner Abschußliste auf den ersten Platz gesetzt hätte.
    »Was Sie da erzählt haben, ist
ja wirklich faszinierend«, bemerkte Boyd sarkastisch und stellte die leere
Flasche nieder. »Aber mir sagt es reichlich wenig. Mich interessiert nur eines:
Wo ist Belinda Thomas ?« Er grinste Denice an und zeigte ihr kurz seine Waffe. »Tut mir arg leid, Süße, eine Zeitlang
dachte ich, Sie würden mir meinen Aufenthalt in San Francisco zu einem
denkwürdigen Erlebnis gestalten, wenn diese Geschichte hier vorüber ist — aber
es hat wohl nicht sollen sein. Immerhin können Sie dafür sorgen, daß meine
Reise sich trotzdem noch lohnt. Sie brauchen mir nur meine kleine Frage zu
beantworten .«
    Denice blickte ihn finster an.
Feindseligkeit glühte in ihren Augen.
    »Keine Ahnung«, sagte sie.
    »He, Roberts, kann ich mich
darauf verlassen, daß Sie den schweren Jungen hier in Schach halten, während
ich mit Denice im Nebenzimmer mal unter vier Augen
spreche ?«
    »Das sollte sich doch machen
lassen, ohne daß ich mich in den eigenen Fuß schieße«, versetzte ich kühl.
»Aber seien Sie nicht zu grob mit ihr. Für jeden blauen Fleck müssen wir der
Polizei eine Erklärung geben .«
    Boyd sah mich beleidigt an.
    »Sehe ich vielleicht wie einer
aus, der einer Frau zu nahe treten würde, wenn sie es nicht selbst wollte ?«
    Ich wollte ihm seine Illusionen
nicht rauben, deshalb hüllte ich mich in Schweigen. Ich nahm seinen Revolver,
und er schob Denice ins Musikzimmer.
    Keine zehn Minuten später waren
die beiden zurück.
    »Danke, Roberts«, sagte er und
klopfte sich mit Befriedigung auf die Brusttasche. »Hier habe ich die Adresse
eines Hauses in New Orleans. Denice war so
zuvorkommend, sie mir zu geben — hat sie mir praktisch aufgedrängt. Und damit,
denke ich, wäre der Fall für mich wohl erledigt .« Er
griff in seine Jackentasche und kramte einen zweiten Revolver heraus. »Hier,
der gehört unserem schweren Jungen. Der Mord ist Ihre Sache. Sie gestatten, daß
ich mich empfehle. Und besten Dank für die freundliche Hilfe.«
    »Wie haben Sie ihr die Adresse herausgepreßt ?« fragte ich
kleinlaut.
    Er schenkte mir ein überlegenes
Lächeln und wandte Linda sein linkes Profil zu. Ich konnte nicht sagen, ob sie
beeindruckt war oder nicht, doch ich hatte festes
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