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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen
Autoren: Carter Brown
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»Das war Theater — erstens, um Neeble hierher zu lotsen, und zweitens, um jeden Verdacht, daß Doris am Tod ihres
Mannes mitschuldig sein könnte, zu zerstreuen .«
    »Sie meinen, Doris hat ihren
Mann gebeten, hierher zu kommen, obwohl sie wußte, daß man ihn erschießen würde ?« flüsterte Denice mit ungläubig
geweiteten Augen.
    Ich nickte.
    »Dann spielte sie also darauf an, als ich ihr Gespräch
mit Libby hörte«, sagte Linda entsetzt.
    »Richtig. Es besteht kein Zweifel,
daß sie nach der Tat völlig zusammenbrach und ihre Schuldgefühle nicht
bewältigen konnte .«
    »Dann hat sie also tatsächlich
Selbstmord begangen«, hauchte Denice .
    »Ich halte es für
wahrscheinlicher, daß sie ermordet wurde. Wenn ich mich nicht irre, wurden ihr
über den ganzen Nachmittag hinweg immer wieder Tabletten eingegeben, um sie
völlig hilf- und widerstandslos zu machen. Dann wurde der Komplice, der Mann,
der Neeble erschoß ,
beauftragt, sich am Fenster zu zeigen, um Ablenkung zu schaffen, damit die tödliche
Dosis ungestört eingegeben werden konnte, so daß später eigentlich nur der
Schluß möglich war, sie hätte sich selbst das Leben genommen. Denn wenn ihr von
außen Gefahr drohte, so würde sie selbstverständlich bewacht werden, und kein
Mensch würde unter diesen Umständen daran zweifeln, daß sie Selbstmord verübt
hatte. Niemand sonst hätte sie töten können .«
    »Außer Libby«, stellte Carrie
kalt fest.
    »Oder du«, versetzte Linda mit
kaum hörbarer Stimme. »Als wir, gleich nachdem Randy losgelaufen war, um nach
dem Mann am Fenster Ausschau zu halten, nach oben gingen, warst du in Doris’
Zimmer, Carrie. Ich warf nur einen Blick hinein und
ging dann in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Und Libby war unten bei Francis .«
    In diesem Moment wurde die
plötzliche Stille von den melodischen Tönen eines Glockenspiels unterbrochen.
    »Es ist jemand am Tor«,
bemerkte ich. »Vielleicht Charles, um — «
    »Das ist nicht das Tor«,
unterbrach Linda. »Das ist die Haustür .«
    »Es ist jemand im Garten«,
quiekte Denice , am ganzen hübschen Körper bebend.
Doch ich nahm mir nicht einmal die Zeit, das Schauspiel zu bewundern. Ich
stürzte Hals über Kopf zur Tür.
     
     
     

13
     
    Auf der Schwelle stand ein
hochgewachsener Mann, höchstens zwei Zentimeter kleiner als ich. Er hatte
schmutzig-blondes Haar und lächelte eitel. In der rechten Hand hielt er einen
Revolver, den er einem zweiten Mann, größer als ich, mit einer blauen
Strickmütze auf dem Kopf und einem blauen Fleck am Kinn in die Seite gedrückt
hielt.
    »Den Kerl habe ich draußen
ertappt«, sagte der Mann mit dem Revolver, als wäre das eine Erklärung.
    Ich sah mir den mit der Mütze
genauer an. Er hatte ein breites Gesicht, so platt, als wäre er voll gegen eine
Backsteinmauer geprallt, und eine riesige Nase, die in der Mitte einen Höcker
hatte und seitlich verbogen war. Ganz offensichtlich hatte er sich die Nase
schon mehr als einmal gebrochen.
    »Ah, der hat wohl zum Fenster
hereingeguckt«, vermutete ich.
    »Stimmt«, bestätigte der Blonde
mit einem hochnäsigen Grinsen. »Und sein Revolver guckte auch zum Fenster
hinein .«
    Ich dachte an das, was sich in
der Bar abgespielt hatte, die Dinge, die ich gesagt hatte, und ich sah mich
plötzlich mit einem sauberen Loch im Kopf stumm und starr über meinem Bourbon
liegen. Und vielleicht hätte er es dabei nicht bewenden lassen; vielleicht
hätte er gleich ein kleines Gemetzel angerichtet.
    »Ein Glück, daß Sie gerade
vorbeikommen, Mr. — « krächzte ich heiser.
    »Boyd«, sagte er. »Danny Boyd.«
Und er gönnte mir einen Blick auf sein linkes Profil. Ich fand es nicht
eindrucksvoller als die Frontansicht, doch er bildete sich offensichtlich etwas
darauf ein.
    »Mein Name ist Roberts, Randall
Roberts«, sagte ich vorsichtig. »Übrigens, wie kam es denn, daß Sie ganz
zufällig diesen Burschen am Fenster ertappten? Ich meine, das Gelände ist immerhin
von einer drei Meter hohen Mauer mit Metalldornen umgeben .«
    Er blendete mich mit einem
breiten Grinsen, blitzende Zähne und keine Spur von Aufrichtigkeit.
    »Und oben ist auch noch ein
Elektrozaun gespannt«, bemerkte er strahlend. »Ich habe ihn zu spät gesehen,
aber zum Glück war der Strom nicht eingeschaltet — sonst wäre ich jetzt
vielleicht schon tot .«
    »Wir alle könnten jetzt schon
tot sein«, versetzte ich. »Kommen Sie herein. In der Bar haben wir eine kleine
Versammlung, und ich möchte Ihren Freund gern mit
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