Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sie eisig. »Aber eigentlich sollten wir ja
wohl inzwischen an kindische Sticheleien von feindseligen Männern gewöhnt sein.
Sie werden sich vorstellen können, daß wir von den sogenannten Herren der
Schöpfung ständig unter Beschuß stehen .«
    »Ich dachte immer, es wären die
Frauen, die aufs Piedestal gehoben werden .«
    »Natürlich.« Ihre smaragdgrünen
Augen warfen einen flüchtigen Blick zum Lastwagen. »Als Objekte der
Lustbefriedigung. Als entpersönlichte Idole, die man ruhig ausbeuten darf, weil
man ja regelmäßig Opfergeschenke darbringt. Aber wer möchte schon ein Idol
sein, Mr. Roberts? Ich bin lieber ein lebendiger, empfindender, atmender Mensch .«
    »O bitte, atmen Sie noch
einmal«, bat ich und hielt selbst erwartungsvoll den Atem an.
    Sie trug einen knappen weißen
Pullover und darunter keinen Büstenhalter, so daß ich den hellen Schimmer ihrer
Haut erkennen konnte. Ihre Brüste waren fest und straff, als wollten sie
beweisen, daß sie keine Stütze brauchten, und über der linken Brust saß ein
rundes Abzeichen, die Darstellung einer Hand, die einen gespannten Bogen hielt.
    »Was ist denn, Mr. Roberts ?« erkundigte sie sich verächtlich, während ihre Augen den meinen
folgten. »Sind Sie durch allzu ausgiebige Lektüre des Playboy frustriert, oder sind sie von Natur aus lüstern ?«
    »Ich bin von Natur aus ein
Mann«, gab ich unschuldig zurück.
    »Nun, das kann ich Ihnen gerade
noch vergeben .«
    Das verstohlene Aufblitzen in
den grünen Tiefen ihrer Augen sagte mir, daß »vergeben« nicht genau das
richtige Wort war, aber ich versagte es mir, auf größere Genauigkeit zu
drängen. Schließlich hatte sie ein Image als Opfer einer Männerdiktatur zu
wahren. Ich zweifelte nicht daran, daß es mir gelingen würde, sie von der
Aufrichtigkeit meiner Bewunderung zu überzeugen — zur rechten Zeit am rechten
Ort.
    Der blaue Rock, der eng um die
runden Hüften saß und in der schmalen Taille durch einen Gürtel
zusammengehalten war, war modisch und weiblich genug, ihre femininen Formen zu
enthüllen. Sie trug dunkelrote Schuhe mit dicken, hohen Absätzen, und ihr Haar
war in der Mitte gescheitelt und fiel ihr lose auf die Schultern. Kurz, sie war
eine gutaussehende, vollblütige Frau, auch wenn sie die Männerverächterin
spielte.
    »Mein Name ist Linda Lazareth «, sagte sie unvermittelt. »Ich bin Journalistin
und schreibe für die Amazonen. Vielleicht haben Sie diesen oder jenen meiner
Artikel gelesen .«
    »Wahrscheinlich. Waren Sie es,
die sagte, daß jeder Mann ein potentieller Hitler ist, solange die Frauen sich
von ihm beherrschen lassen ?«
    »Ja, im wesentlichen stimmt das mit dem überein, was ich
schrieb. Der Gedanke an sich stammt von Libby. Ich stimme vollkommen mit ihr
überein .«
    »Libby?«
    »So nennen wir sie alle — Lanette Holmes, Präsidentin und Gründerin der >Zornigen
Amazonen< .«
    Ich wartete auf Fanfarenstöße
und Hosiannagejubel , doch ich hörte von drinnen nur eine laute, klare, harte Stimme.
    »Linda? Bist du mit dem
verdammten Advokaten da draußen ?«
    Linda warf mir einen Blick zu,
als wollte sie mich herausfordern, jetzt eine respektlose Bemerkung zu machen.
    »Ja«, rief sie zurück. »Ich
wollte ihn eben hereinführen .«
    »Dann komm schon. Damit das
endlich erledigt ist und wir dieses Schwein von einem Mann abstechen können .«
    Ich hatte keine Ahnung, wer
dieses Schwein von einem Mann war, doch was Libby mit ihm vorhatte, lag auf der
Hand. Ich folgte Linda in ein weiträumiges Foyer, das mit einem schweren,
grauen Teppich ausgelegt war. Der Garderobenständer an der einen Wand war eine
Reliquie aus anderen Zeiten, als man in diesem Haus noch Herrenbesuche
empfangen hatte. Die gab es heute nicht mehr. Libby war sogar der Ansicht, daß
es Herren überhaupt nicht gab.
    Das Foyer war leer. Ich blickte
Linda fragend an.
    »Erste Tür rechts«, sagte sie
leise und ehrfürchtig. »Gehen Sie nur hinein .« Und sie
lächelte wie ein römischer Zenturio, der einen Christen einlädt, die Arena zu
betreten.
    Libby war eine Überraschung.
Sie war groß, statuös und schön. Sie war kräftig,
aber nicht dick, und sie hatte eine gute Figur. Das kurze, ingwerfarbene Haar war lockig, und die eisblauen Augen, hart und prüfend, als sie mich
musterten, waren von weichen, dunklen Wimpern beschattet.
    »Mr. Roberts, ich möchte gleich
zur Sache kommen .« Sie sagte das so bestimmt, daß an ihren Worten nicht zu zweifeln war. »Ich setzte mich mit
Ihrer Kanzlei in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher