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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen
Autoren: Carter Brown
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Verbindung, weil sie mir von einer geschäftlich sehr tüchtigen
Bekannten empfohlen wurden. Ich möchte einen Mann wegen übler Nachrede,
Verleumdung, Nötigung und — «
    »Ehe wir ihn kreuzigen«, warf
ich ein, »können Sie mir vielleicht erzählen, was er eigentlich verbrochen hat .«
    Sie stand vor einem schweren
Mahagonischreibtisch und betrachtete mich mit kühler Nachdenklichkeit. Ihre
vollen, straffen Schenkel zeichneten sich unter der hautengen, rostroten Hose
ab, die in hohen, hochhackigen Stiefeln steckten. Ihr Busen, prall unter dem
orangefarbenen Pullover, war so voll und rund und gut entwickelt wie alles übrige an ihr. Ihre Haltung war nachlässig, doch selbstsicher,
und aus ihren Augen strahlte innere Kraft. Es fiel mir nicht schwer zu
verstehen, wie sie auf den Gedanken gekommen war, ihre Vereinigung »Die
Amazonen« zu nennen. Ich kannte außer Linda zwar keine der anderen
Anhängerinnen, doch Lanette Holmes entsprach dem Typ
in geistiger und körperlicher Hinsicht. Immerhin war ich froh, festzustellen,
daß sie in ihrer Anlehnung an das antike Vorbild nicht so weit gegangen war,
sich die rechte Brust amputieren zu lassen, wie das die echten Amazonen getan
hatten, um Platz für Pfeil und Bogen zu haben. Ich hätte ihr gern zu so viel
Zurückhaltung gratuliert, hielt es jedoch für besser zu schweigen. Es konnte ja
sein, daß sie den Gedanken als Herausforderung auffaßte .
    »Er hat uns gedroht. Mir im besonderen und unserer
Organisation ganz allgemein«, erklärte sie mit ihrer lauten Stimme. »Er hat
sogar einen Feldzug gegen uns — «
    »Hat dieses bösartige männliche
Wesen vielleicht auch einen Namen ?«
    Sie warf mir einen
kriegerischen Blick zu, offenbar argwöhnend, ich wäre sarkastisch. Doch ich
erwiderte ihren Blick völlig ausdruckslos.
    »Charles Morgan«, antwortete
sie. »Er interessiert sich für eine der Funktionärinnen unserer Organisation — auf
eine ganz primitive, tierische Art und Weise. Sie haben sie eben kennengelernt .«
    »Linda Lazareth ?«
    »Richtig. Bis vor wenigen
Monaten unterhielten die beiden enge Beziehungen zueinander, rein körperlicher
Natur. Morgan sah in Linda natürlich nie den Menschen, nahm nicht einmal ihre
Ansichten ernst. Als sie sich aber den Amazonen zuwandte, da wurde er
ausfallend .«
    »Linda gegenüber?«
    »Zuerst mir gegenüber. Als aber
dann seine gemeinen Angriffe auf meine Person keine Wirkung zeigten, als er
entdeckte, daß Linda für sich selbst denken kann — und zwar sehr klar und
logisch — , startete er einen systematischen Feldzug, um unsere Organisation in
den Schmutz zu ziehen und lächerlich zu machen.«
    »Er machte diese Angriffe
öffentlich ?«
    »Ja, natürlich. Er ist
Journalist, genau wie Linda. Sie arbeiteten beide für dieselbe Zeitung, ehe
Linda ihre untergeordnete Stellung aufgab, um ihre Fähigkeiten ganz in den
Dienst der Amazonen zu stellen .«
    Sie schritt um den Schreibtisch
herum und zog eine Schublade auf. Sie warf einen losen Haufen von
Zeitungsausschnitten auf die blank polierte Schreibtischplatte.
    Ich griff nach dem obersten
Artikel. »Nieder mit dem Büstenhalter, es lebe die Gleichberechtigung«, lautete
die Überschrift.
    Berichtet wurde von einer
Abordnung »Zorniger Amazonen«, die beim kalifornischen Verfassungsgericht in
Sacramento kriegerisch die Anwendung der »Bill of Rights « für die Frauen auf gesellschaftlichem wie
wirtschaftlichem Gebiet gefordert hatte. Der Artikel war in ironischem Ton
gehalten und tat das Ansinnen als ein Beispiel typisch weiblichen
Geltungstriebs ab, von Frauen vorgebracht, so war zwischen den Zeilen zu lesen,
die von ihren Männern nicht streng genug an die Kandare genommen wurden.
    Ich legte den Ausschnitt auf
den Schreibtisch zurück.
    »Ich kann verstehen, daß der
Ton des Artikels Sie erbost«, bemerkte ich mit nicht ganz aufrichtiger
Teilnahme. »Aber von übler Nachrede kann man da beim besten Willen nicht
sprechen .«
    »Das ist nicht alles«,
versetzte sie kurz. »Bei weitem nicht. Er hat sowohl Linda als auch mir
gegenüber sehr handfeste Drohungen ausgestoßen — persönlich und telefonisch.
Wenn Sie es aufgrund des vorhandenen Materials nicht fertigbringen, erfolgreich
gegen ihn vorzugehen, dann sind Sie nicht der Anwalt, für den meine Bekannte
Sie zu halten schien .« Sie inspizierte mich
abschätzend, und ich kam mir langsam vor wie ein Stück Schweinebraten im Mohairanzug . Ich zupfte an meiner Krawatte und blickte sie
mit gewinnendem Lächeln an,
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