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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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gehalten, bis sie Cyrus Vandergelt heiratete. Der hatte Bertie und dessen Schwester Anna adoptiert, und der junge Mann dankte es ihm, indem er sein geschätzter und kompetenter Exkavationsassistent wurde.
    »Mich überrascht es jedenfalls nicht«, sagte Cyrus ungeduldig. »Die Menschen, die an solchen Quatsch glauben, sterben einfach nicht aus. Na kommen Sie schon, Emerson, lassen Sie das Ding mal sehen.«
    Emerson nahm die Statuette aus der Schatulle und hielt sie ins Licht. »Ich tippe, die hat Petherick nicht ausgestellt, stimmt’s?«
    Cyrus schüttelte den Kopf. Fasziniert streckte er die Hand aus – sie zitterte sichtlich –, und der Professor reichte ihm die Statue.
    »Mrs. Petherick erwähnte, daß er das Objekt erst kurz vor seinem Tod erworben habe«, schaltete ich mich ein.
    »Sie …« Cyrus räusperte sich. »Sie hat sie Ihnen überlassen? Im Gegenzug wofür?«
    »Ich habe mich bereit erklärt, das böse Omen des ehemaligen Besitzers aufzuheben«, sagte Emerson überheblich feixend. »Persönliches Pech, Vandergelt. Hätten Sie meine Reputation als Experte für abergläubischen Hokuspokus, wäre sie vermutlich zu ihnen gekommen.«
    »Ich finde das überhaupt nicht lustig, Emerson«, schimpfte ich.
    Fatima öffnete die Türen zum Speisezimmer. »Das Abendessen ist –« Bevor sie den Satz beenden konnte, schob sich ein Mann an ihr vorbei und betrat den Raum. Groß und spindeldürr steckte er in einem schwarzen Abendanzug, das schmale, kränklich blasse Gesicht war von wirren ebenholzfarbenen Haaren umrahmt; allerdings achtete in dem Moment vermutlich niemand auf sein Äußeres. Unser Augenmerk galt der Pistole, die er auf uns richtete.
    »Geben Sie sie zurück«, rief er, während er hektisch mit der Waffe herumfuchtelte. »Geben Sie sie mir auf der Stelle zurück, und es wird niemandem etwas geschehen.«
    Wie gebannt fixierte er die Statuette. Cyrus drückte das Objekt fester an sich und trat einen Schritt zurück. »Aber, aber, junger Freund«, begann er.
    »Keine Diskussion, Vandergelt«, mischte sich Emerson ein. »Wenn die Statuette ihm gehört, müssen wir sie ihm selbstverständlich aushändigen. Sir, darf ich vorschlagen, daß Sie die Waffe herunternehmen? Es sind Damen anwesend.«
    Seine Bitte schien trotz der hinkenden Logik auf Verständnis zu stoßen. Der Fremde legte die hohe bleiche Stirn in Falten. »Verzeihung«, murmelte er.
    Er nahm den Finger vom Abzug und senkte die Waffe; jetzt zeigte sie auf meine Füße statt auf meinen Kopf. Ein marginaler Fortschritt, immerhin. Dankbar lächelnd erwiderte ich seinen Blick, während Ramses lautlos hinter ihn glitt und ihm blitzartig den rechten Arm auf den Rücken drehte. Die Waffe fiel unter dem lauten Schmerzensschrei des Eindringlings zu Boden.
    »Sie war gesichert«, sagte Ramses sachverständig.
    »Sein Glück«, knurrte Emerson, der natürlich von Anfang an um das Überraschungsmanöver seines Sohnes gewußt hatte. »Halt ihn fest.«
    Den Kopf gesenkt, ertrug der Fremde Ramses’ unnachgiebige Umklammerung. Cyrus wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn, Katherine sank seufzend in einen Sessel. Fatima, die sich in eine Ecke verkrochen hatte, nahm einen zweiten Anlauf.
    »Sitt Hakim«, sagte sie mit einem milden Vorwurf in der Stimme, »das Abendessen ist –«
    Weiter kam sie auch diesmal nicht. Eine Frau in einem eleganten, perlengeschmückten Abendkleid drängte unsere Hausangestellte beiseite, schüttelte unter schrillem Gekreische den mit Marabufedern besetzten Umhang von den Schultern und stürzte sich auf Ramses. »Wie können Sie es wagen! Lassen Sie ihn auf der Stelle los!«
    Mit den Fäusten trommelte sie auf Ramses ein. Unser Sohn hob schützend einen Arm vors Gesicht, und Nefret kam ihm undamenhaft fluchend zu Hilfe. Ein gezielter Tritt in die Kniekehlen, und die Frau ging zu Boden.
    »Also wirklich«, erregte ich mich. »Kommen wir denn nie zum Essen? Junge Dame, wer zum Kuckuck sind Sie und was soll das Ganze?«
    Der Sturz schien sie zur Vernunft gebracht zu haben. »Ich komme wegen meines Bruders«, sagte sie ein wenig außer Atem. »Adrian, was haben sie mit dir gemacht?«
    Ramses antwortete für seinen betreten schweigenden Gefangenen: »Die einzigen, die hier irgend etwas gemacht haben, sind Sie und Ihr Bruder. Bedroht er wildfremde Menschen immer mit einer Pistole?«
    Bis dahin hatte sie die Waffe nicht bemerkt. Die Lippen zusammengekniffen, starrte sie Ramses vernichtend an. Völlig ungerührt
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