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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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tobte Emerson, der sich bislang diszipliniert hatte. Aber ein leerer Magen macht bekanntlich leicht reizbar. Bruder und Schwester zuckten unmerklich zusammen, als mein Ehemann sie wütend anfunkelte. »Sie beleidigen meine Intelligenz, junge Frau. Ich weiß zwar nicht, wer der rechtmäßige Besitzer dieser Statue ist, aber ich werde es herausfinden, ob mit oder ohne Ihre Unterstützung.«
    Miss Petherick schluckte.
    »Wissen Sie wenigstens, von wem Ihr Vater das Objekt erworben hatte?« fuhr Emerson fort.
    »Nein.«
    »Besprach er seine Kunstkäufe gelegentlich mit Ihnen?«
    »Nein.«
    »Dann ist Ihr Interesse an seiner Sammlung ausschließlich finanzieller Natur, mmmh?«
    Die junge Frau errötete ärgerlich. »Das geht Sie nichts an.«
    »Pah«, schnaubte Emerson. »Dann eben nicht. Ramses, gib Miss Petherick ihren Umhang und begleite die beiden zu ihrer Droschke.«
    »Das Abendessen« – Fatimas Stimme überschlug sich fast – »ist serviert.«

    »Was für eine Familie«, grummelte Emerson, als wir endlich beim Essen saßen. »Die Stiefmutter ist hysterisch und fantasiert irgendwelche Lügengeschichten zusammen, der Bruder ein Geistesgestörter –«
    »Und die Schwester hat einen Schlag wie ein Preisboxer«, sagte Ramses, dessen Wange verdächtig dunkel schimmerte.
    Fatima, die eben die Suppe servierte, quittierte das Ganze mit einem Naserümpfen. Sie war froh, daß sie das Feld für sich allein hatte und daß unser Butler Gargery uns nicht begleitete. Mittlerweile zu alt für die anstrengenden Reisen, war er in England geblieben und kümmerte sich um unser zwölfjähriges Mündel. Sennia war ein hochintelligentes Kind, und die Schulen in Luxor und Kairo hätten ihren Wissensdrang auf Dauer nicht zu stillen vermocht.
    »Ziemlich salzig«, krittelte Emerson nach dem ersten Löffel. »Na, Vandergelt, was meinen Sie?«
    »Sie haben sich völlig korrekt verhalten«, antwortete Cyrus. »Soweit ich weiß, hat Petherick nur seine wertvolle Sammlung hinterlassen. Seine rechtmäßigen Erben sind mir allerdings nicht bekannt. Vielleicht wollten die Kinder der Witwe eins auswischen.«
    »Wenn sie das mit dem Fluch ernst meinte, dann will sie die Statue bestimmt nicht zurück«, bemerkte ich.
    »Emerson«, bekniete Cyrus meinen Ehemann, »ich zahle der Dame jeden Preis. Ich muß diese Statue haben!« Emerson schob den Suppenteller von sich. »Ehrlich gesagt, Vandergelt, ist es mir völlig egal, wer sie bekommt. Ich will lediglich wissen, woher sie kommt.«
    »Vermutlich von einem Händler«, warf ich ein.
    »Und davor?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Von einem weiteren Händler, Grabräuber oder einem unbefugten Exkavator. Worauf willst du eigentlich hinaus, Emerson?«
    »Sag du es ihr, Ramses.« Er reichte die Statue seinem Sohn.
    »Ja, Sir. Gut möglich, daß wir die Vorbesitzer dieses Artefakts nicht eruieren können, doch gibt die Statue selbst bereits gewisse Aufschlüsse über ihren Fundort.« Er hielt die Statue ins Licht und zeichnete mit dem Finger behutsam die kunstfertig modellierten Konturen nach. »Hier handelt es sich um einen der Amarna-Könige.«
    Ich nickte bekräftigend. »Der Stil ist unverkennbar – die weich fließende Körpersilhouette, die zierlichen Finger und Zehen. Da diese Modelliertechnik ausschließlich während der Regentschaft des sogenannten Ketzerkönigs Echnaton und seiner unmittelbaren Nachfolger zur Anwendung kam, können wir einen Zeitraum von weniger als fünfzehn Jahren festlegen, da das Artefakt aus der späten Amarna-Periode und nicht aus der frühen –«
    »Amelia, das wissen wir«, fiel Emerson mir schnöde ins Wort. (Wenn er mich mit meinem Vornamen anredet, ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen.)
    »Katherine wirkte ein bißchen verwirrt«, beeilte ich mich zu erklären.
    »Danke.« Katherine lächelte.
    »Der Begriff Amarna«, fuhr ich fort, bevor Emerson mich bremsen konnte, »bezieht sich auf das Gebiet in Mittelägypten, wo Echnaton eine Stadt erbauen ließ, um seinem einzigen Gott Aton zu huldigen.«
    »Könnte es sich um eine Statue Echnatons handeln?« fragte Cyrus. »Es ist leider kein Name eingraviert, ich hab schon nachgesehen.«
    Ramses inspizierte die Statuette von allen Seiten und schaute unter die winzigen goldenen Füße. »Schätze, sie stand früher auf einem Sockel, in den der Name des Königs geprägt war.«
    »Mag sein«, meinte Cyrus wenig überzeugt. »Aber das gibt uns immer noch keinen Hinweis darauf, woher sie stammt, nicht?«
    »Amarna ist für
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