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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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kleinen Triumph ausgekostet hatte, lenkte er ein: »Du wußtest das natürlich, Vater. Als du vor einiger Zeit von deiner weit hergeholten Theorie anfingst, wie du sie nanntest …«
    »Aber sicher, mein Junge. Sicher doch.« Emerson lebte zusehends auf. »Ich dachte logischerweise spontan an das verschollene Grab von Tutenchamun, andererseits schien mir abwegig, daß ein neuzeitlicher Dieb es ohne irgendwelche Hinweise Dritter entdeckt haben könnte. Die Vorstellung war in der Tat so abstrus, daß ich mich dazu angehalten sah, die anderen Gräber aus dieser Periode zu untersuchen. Hätte ja sein können, daß einer der früheren Exkavatoren irgendwas übersehen hatte.«
    »Brillant kombiniert, Vater«, lobte Ramses. »Dieser Gedanke ist mir nie gekommen.«
    »Mir auch nicht«, bekräftigte ich. »Phänomenal, mein lieber Emerson!«
    »Möchtest du noch einen kleinen Whisky, liebste Peabody?« versetzte mein Göttergatte und grinste von einem Ohr zum anderen.

    »Jahr für Jahr lungern hier mehr von diesen vermaledeiten Touristen rum«, mäkelte Emerson. »Die reinste Schinderei, in dem Teil des Tals zu arbeiten.«
    Er hatte Carter zum Tee mitgebracht, nach ihrem Besuch im Tal der Könige. Howard erkundigte sich rührend nach meinem Befinden und machte große Augen, als Emerson ihm die Statue zeigte.
    »Wann fangen Sie denn mit der Exkavation an?« wollte ich wissen. »Die Ausgrabungssaison ist doch schon fast vorbei.«
    Howard nahm dankend ein zweites Glas Whisky entgegen. »Seine Lordschaft wird in wenigen Tagen eintreffen. Ihm lag sehr daran, in Luxor einige auserlesene Artefakte zu erstehen, aber die Händler konnten Carnarvon nichts Entsprechendes anbieten.«
    Wie magnetisch angezogen, wanderte sein Blick wieder sehnsüchtig zu der Statuette.
    »Tja«, meinte der Professor gedehnt. »Passiert ist passiert, nicht?«
    Emerson war bestens informiert, daß Harriet Petherick bereits Cyrus’ Angebot für die Statue akzeptiert hatte.
    »Wo arbeiten Sie denn dieses Jahr?« erkundigte Emerson sich höflich.
    »Ich habe mir überlegt«, erwiderte Howard, »mit dem kleinen Abschnitt neben Ramses VI. abzuschließen, unterhalb der Arbeiterhütten. Wie Sie wissen, haben wir dort wegen der vielen störenden Besucher aufgehört.«
    »Wir hatten das gleiche Problem«, bekräftigte der Professor. »Wegen der verdammten Touristen brauchen wir viel länger als geplant, um KV 55 abzuschließen.«
    Von Emersons Umgänglichkeit und dem Alkohol eingelullt, wurde Howard vertrauensselig. »Ist doch wirklich nicht fair, oder?« platzte er heraus. »Ich meine, sehen Sie sich Theodore Davis an – der alte Gauner entdeckt ein Pharaonengrab nach dem anderen, und seine Lordschaft geht leer aus. Da glaubt man doch fast schon an … an eine Art Fluch, an dunkle Prophezeiungen und solchen Hokuspokus. Weswegen ist Davis eigentlich so erfolgreich, frage ich mich?« Er nahm einen tiefen Schluck Whisky.
    »Carnarvon hat es wirklich besser verdient«, meinte Emerson halb mitfühlend, halb mißgünstig.
    Kopfschüttelnd beugte Howard Carter sich vor. »Er scheint das Interesse zu verlieren«, flüsterte er rauh. »Das hier könnte meine letzte Saison sein, Emerson, alter Junge.«
    »Dann hoffe ich, daß sie erfolgreich verläuft«, sagte Emerson. »Ich hab da ein paar Ideen.«
    Carter rieb sich verräterisch die Augen. »Sie sind ein feiner Kerl, Emerson, alter Junge. Ich wußte, daß ich mich auf Sie verlassen kann. Was raten Sie mir denn?«
    Emerson brachte sein Gesicht so nah an Carters, daß sie sich fast berührten. »Wie ich Ihnen bereits erzählte, haben die ibn Simsahs in dem Schutt neben Siptahs Grab herumgewühlt. Einer von denen ging sogar so weit, eine Pistole auf mich abzufeuern, als ich das Gebiet inspizierte.«
    »Richtig, das sagten Sie! Merkwürdig, nicht?«
    »Höchst merkwürdig«, gab Emerson zurück. »Sie haben dort nie komplett abgeschlossen, was?«
    »Nein. Nein, das ist korrekt. Wir hatten zeitliche Probleme … Meinen Sie etwa, wir sollten es in diesem Gebiet noch einmal versuchen?«
    »Warum nicht?« versetzte der Professor.

    »Emerson«, hob ich an, sobald wir uns zur Nachtruhe zurückzogen, »sei mal ehrlich. Das fragliche Grab ist gar nicht in dem Gebiet, daß du Howard zur Suche empfohlen hast?«
    »Ich hab ihm doch nicht ausdrücklich empfohlen, daß er ausgerechnet dort suchen soll«, erwiderte Emerson mit schlagfertiger Logik.
    »Nein«, gestand ich. »Aber du gehst doch auch davon aus, daß es irgendwo anders ist,
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