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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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ihr rasch.«

    Zu meiner tiefen Verärgerung erlaubte Nefret mir erst mehrere Tage später, mich aufzusetzen und wieder nach Herzenslust zu parlieren. An jenem Freitag trug Emerson mich auf die Veranda, und ich genoß es, wieder im Kreise meiner Lieben zu weilen. Natürlich ging mir die Uräusschlange nicht aus dem Kopf, die ich, als ich irgendwann fieberfrei aufgewacht war, fest umklammert hielt. Daß Daoud sich der Anstrengung unterzogen hatte, unermüdlich danach zu buddeln, war für mich ein Beweis tiefer, aufopfernder Freundschaft.
    »Deine Temperatur ging sowieso schon runter«, meinte Nefret. »Aber laß ihn trotzdem in dem Glauben, daß der Uräus dich gerettet hat. Er hat wirklich Schwerstarbeit geleistet, um ihn zu finden!«
    »Bis auf die Augen, die herausgefallen waren«, gab ich lachend zurück. »Diese winzigen Steinchen konnte selbst Daoud nicht aufspüren.«
    »Und deshalb hat er sich grüne Glassplitter von Khadija besorgt und diese in die leeren Höhlen gepreßt.« Nefret schüttelte sprachlos den Kopf. »Er meinte, ohne Augen habe die königliche Schlange keine Wirkung.«
    »Darauf trinken wir.« Emerson reichte den Whisky herum – es war der erste nach meiner Genesung.
    »Zudem«, hob Emerson an, »beweist Daouds Entdeckung zweifelsfrei, daß die Statue in Deir el-Medina gefunden wurde. Wird dich sicher freuen, Peabody, wir haben dort dichtgemacht. Schuttsieben ist bis auf weiteres gestrichen.«
    »Schuttsieben ist immer noch angenehmer als krank im Bett zu liegen«, erklärte ich. »Aber jetzt bin ich wieder fit. Wir müssen mit KV 55 abschließen, schon aus reinen Sorgfaltserwägungen.«
    »Da gibt es kein ›wir‹«, brummte Emerson. »Du gehst mir die nächste Zeit nicht ins Tal, Peabody. Ach übrigens, wie lautet eigentlich deine Analyse des Problems, das wir ursprünglich wälzten, bevor uns der Lauf der Ereignisse überrollte? Ich meine, wo genau wurde die Statuette ursprünglich gefunden?«
    »Du meinst, wo genau im Tal der Könige?« forschte ich nach. »Da hast du wohl deine Theorie, hm?«
    »Ich habe immer meine eigene Theorie«, raunzte Emerson. »Du, meine Liebe, hast dafür deine kleinen Listen. Sag jetzt nicht, sie sind dir ausgegangen!«
    »Na ja«, ließ ich behutsam anklingen, »wo du schon einmal danach fragst …« Triumphierend zog ich einen Zettel aus der Tasche.
    »Auch ich habe meine logischen Schlüsse gezogen«, erklärte ich. »Die Statue stammt aus der Amarna-Periode. Der Dieb stahl sie aus einem Grab im Tal der Könige – der Nekropole. Im Tal sind keine Gräber aus dieser Periode bekannt. Folglich –«
    »Muß es noch ein weiteres unentdecktes Grab geben«, schloß David messerscharf.
    »Deine Logik hat nur einen Haken.« Emerson paffte genüßlich an seiner Pfeife. »Im Tal existiert ein Grab aus der Amarna-Periode – KV 55.«
    »Das schien mir als Fundort von jeher fraglich«, erklärte ich selbstbewußt. »Das Grabmal wurde sämtlicher Kostbarkeiten beraubt. Die Eindringlinge kratzten sogar die Goldschicht von dem Sarkophag ab und versuchten, den Mumienschrein zu entfernen. Sie haben die Kartuschen von Echnaton zerstört, was darauf hindeutet, daß es sich nicht um gewöhnliche Diebe, sondern um Regierungsbeamte handelte, die nach seinem Tod die Macht an sich rissen und sein Vermächtnis zerstören wollten. Solche Leute hätten sämtliche Gegenstände aus Gold oder anderen Edelmetallen eingeschmolzen und einer anderen Verwendung zugeführt.«
    »Sehr gut argumentiert, Peabody«, sagte Emerson, seine saphirblauen Augen blitzten vor neu erwachter Diskutierfreude. »Ich stimme dir zu. Kannst du mir vielleicht auch noch erklären, wieso du Katschenowsky ›von Anfang an‹ verdächtigt hast?«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Ja.« Ramses faßte meine Hand. »Aber da … da hattest du hohes Fieber, Mutter.«
    »Oh ja, jetzt entsinne ich mich.« Wohlwollend erwiderte ich seinen Händedruck. »Ich hab ihn verdächtigt, allerdings erst später. Wollt ihr wissen wieso?«
    »Ich bitte darum.« Emerson bleckte seine makellos weißen Zähne.
    »Nach dem ersten Übergriff auf Ramses fing ich an, genauer nachzudenken«, hob ich an. »Wieso ausgerechnet Ramses? überlegte ich. Was unterscheidet den Jungen von uns anderen? Mit Mrs. Petherick – äh – Magda konnte es nicht zusammenhängen. Es war seine Arbeit an den Papyri von Deir el-Medina, nicht wahr? Ich schloß daraus, daß sich in diesen Texten womöglich etwas findet, das seinen Co-Übersetzer – sprich Katschenowsky
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