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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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erfolgreiche Exkavationen bescheren dürfte und meinem geschätzten Ehemann, dem berühmtesten Archäologen aller Zeiten, weitere Lorbeeren.
    Zärtlich betrachtete ich ihn – das kantige Gesicht mit den saphirblauen Augen umrahmt von pechschwarzem Haar, die beeindruckende Muskulatur unter den lässig hochgerollten Hemdsärmeln. Unser Sohn Ramses, der selbigen Spitznamen wegen seiner dunklen Hautfarbe erhalten hatte und weil er in seiner Jugend salbungsvoll wie ein Pharao gewesen war, fläzte sich auf dem Sofa, neben ihm seine bezaubernd schöne Frau, unsere Adoptivtochter Nefret. Aus ihrem Haus wehte das gedämpfte Protestgeheul ihrer Kinder herüber, aber das waren wir gewöhnt. Vermutlich versuchten Fatima und ihre zahlreichen (!) Gehilfinnen wieder einmal, die lieben Kleinen zu waschen und umzuziehen. Das zog sich erfahrungsgemäß länger hin. So vermochte ich ein leises Stöhnen nicht zu unterdrücken, als unvermittelt eine Kutsche vorfuhr und unsere himmlische Ruhe störte.
    Emerson protestierte bei weitem geräuschvoller. »Hölle und Verdammnis! Teufel noch, wer ist das?« Sein bisweilen indiskutabler Sprachgebrauch hat ihm den ägyptischen Beinamen »Vater der Flüche« eingebracht.
    »Hör auf zu fluchen, Emerson, ich bitte dich«, erregte ich mich. Unterdessen beobachtete ich, wie eine Frau aus der Kutsche kletterte.
    »Kennst du die?« wollte mein Ehemann wissen. »Nein.«
    »Dann sag ihr, sie soll verschwinden.«
    »Sie scheint sich nicht wohl zu fühlen«, warf Nefret ein.
    Als erfahrene Ärztin hatte sie die fahrigen Bewegungen und den unsicheren Gang registriert. »Ramses, geh ihr doch bitte entgegen. Vielleicht braucht sie Hilfe.«
    »Hilf ihr wieder in die Kutsche«, tönte Emerson laut und vernehmlich.
    Die dichten schwarzen Brauen forschend zusammengezogen, blickte Ramses in die Runde. »Bild dir selbst ein Urteil«, schlug ich diplomatisch vor. Ramses war sehr gut erzogen (von mir) und niemals unhöflich zu einer Dame. Und das fragliche Exemplar stolperte ohnehin entschlossen weiter. Sobald er sie erreicht hatte, umklammerte sie schwankend seinen Arm und stützte sich auf ihn. Mit einem rauchigen Akzent hauchte sie: »Sie sind sicher Dr. Emerson, nicht wahr? Ich muß dringend mit Ihnen und Ihren Eltern sprechen.«
    Irgendwie irritiert über diesen Titel, den er zwar erworben hatte, aber nie verwendete, schaute er an ihr hinunter. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da sie tiefverschleiert war. Die Schleier waren schwarz, genau wie ihr Kleid, das (für mein kritisches Auge) entschieden zu stramm um ihre fülligen Hüften saß. Ramses versagte sich den Impuls, ihren Klammergriff abzuschütteln, und geleitete sie widerstrebend auf die Veranda.
    Sobald sie unter den schattenspendenden Arkaden stand, lüftete sie die Chiffonschleier und enthüllte ein Gesicht, dessen betonte Jugendlichkeit sie den Segnungen der modernen Kosmetikindustrie verdankte. Ihre Augen waren von Kajal umrahmt, die vollen Lippen sorgfältig bemalt. Als sie meinen Blick auffing, reckte sie ihr Kinn, worauf sich die erschlaffte Halspartie etwas straffte. »Verzeihen Sie mein Eindringen, aber die Sache duldet keinen Aufschub. Mein Name ist Magda Petherick. Ich bin die Witwe von Pringle Petherick. Man bedroht mich, und nur Sie können mir helfen.«
    Mit diesem Auftakt hatte sie zwangsläufig unsere Aufmerksamkeit geweckt. Ich bot Mrs. Petherick einen Stuhl und eine Tasse Tee an. »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, beschwichtigte ich, denn sie atmete schwer, und ihre Wangen schimmerten in einem ungesunden Rotton. Sie trug eine schwere Tasche bei sich, die sie neben sich stellte, bevor sie Ramses die Tasse abnahm.
    Mit verschränkten Armen lehnte Emerson an der Wand und musterte sie interessiert. Der Name Pringle war ihm genauso geläufig wie mir.
    »Ihr Gatte war Pringle Petherick, der renommierte Sammler?« erkundigte ich mich. »Ich glaube, er ist erst vor kurzem verstorben, nicht wahr?«
    »Im November letzten Jahres«, erwiderte sie. »Das Datum ist in meinem Herzen eingraviert.« Sie preßte die Hand auf die fragliche Körperregion und begann ohne Umschweife mit der Schilderung, die ich bereits zum besten gegeben habe: »An jenem Morgen erwachte er aus einem fiebrigen Schlaf …«
    »Und das hier hat seinen Tod verursacht«, endete sie. Sie griff in die voluminöse Tasche und nahm eine rechteckige, mit ägyptischen Symbolen bemalte Schachtel heraus. »Er hatte es erst wenige Wochen zuvor gekauft und natürlich keine Ahnung, daß
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