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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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abgelenkt, gleichwohl vernahm ich deren schrillen Protest. Emerson hörte es auch; er geleitete Mrs. Petherick kurzerhand zur Verandatür. Natürlich erklärte sie ihm noch, wo sie logierte, des weiteren bat sie um Aufklärung, sobald der Fluch aufgehoben sei. »Vielleicht sollte ich besser an der Zeremonie teilnehmen«, setzte sie mit einem selbstgefälligen Lächeln hinzu, das ihrer anfänglichen Leidensmiene widersprach.
    »Nicht nötig«, erklärte Emerson und schob die Dame in die Droschke. Er bedeutete dem Kutscher loszufahren.
    »Also wirklich, Emerson«, murmelte ich. »Was für eine Zeremonie! Du hast ihr doch gar nichts zugesagt, allerdings war es taktisch unklug, ihr in diesem Punkt nicht zu widersprechen.«
    »Was hätte ich denn tun sollen?« seufzte Emerson. »Die Frau war fix und fertig. Jetzt geht es ihr wieder besser.«
    »Pah«, schnaubte ich. »Kennst du das literarische Werk der Gräfin von Ormond?«
    »Gute Güte, nein«, antwortete mein Gemahl.
    »Ich hab ein paar von den Schwarten gelesen«, sagte Nefret. » Der Kuß des Vampirs war ihr Erstling. Alle ihre Romane handeln von Vampiren und Flüchen und Heimsuchungen.«
    »Genau«, bekräftigte ich. »Vermutlich wird die blumige Schilderung vom Ableben ihres Gatten in ihren nächsten Roman einfließen. Sie möchte uns und unsere fragwürdige Berühmtheit in den Zeitungen für ihre eigene Publicity nutzen. Soweit ich weiß, verkaufen sich ihre Bücher nicht mehr so gut.«
    »Die letzten sind auch ziemlich langweilig«, kritisierte Nefret. »Die ersten vier oder fünf waren wirklich gut. Die Lektüre von Söhne des Werwolfs war so gruselig, daß ich die ganze Nacht das Licht angelassen habe.«
    »Herrschaftszeiten«, blökte Emerson. »Wenn ich gewußt hätte, daß du solchen Quatsch liest, Nefret! Peabody, wieso hast du das gebilligt –«
    »Sei nicht so überkritisch, Emerson. Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, ich habe nicht vor, mich von dieser Frau benutzen zu lassen. Gleich morgen werde ich ihr das verschlossene Kästchen mit einer gepfefferten Notiz zurücksenden.«
    »Nein, nicht ungeöffnet«, wandte Emerson ein. »Bist du denn kein bißchen neugierig, wie das Corpus delicti aussieht?«
    »Es ist lediglich ein schlichter Holzkasten, Emerson, noch nicht mal antik.«
    »Das sehe ich auch.« Emerson winkte ab. »Aber was ist drin? Du magst ja mit den Motiven der Dame richtig liegen, meine Liebe, aber du vergißt eine interessante Tatsache. Petherick war ein reicher, skrupelloser Sammler. Vielleicht hat sie das Kästchen erst in Kairo gekauft, und der Inhalt stammt aus der Sammlung ihres Verblichenen. Laß uns doch mal einen kurzen Blick riskieren.«
    Er nahm mir das Kästchen aus der Hand und wollte eben den Deckel anheben, als ich mich ereiferte: »Nein, Emerson. Nicht jetzt. Leg es weg.«
    Nach der Abfahrt unserer Besucherin hatte Fatima die Haustür geöffnet, und die kleine Rasselbande stürmte ins Freie. Offen gestanden waren es nur zwei Kinder, beide erst vier Jahre alt, aber sie machten genug Lärm für ein gutes Dutzend, und sie überrollten uns wie eine Lawine. Wie üblich stürzten sie sich auf ihren heißgeliebten Großvater, der das bemalte Kästchen hinter seinem Rücken zu verbergen suchte. Er war zu langsam.
    »Ein Geschenk! Opa hat ein Geschenk!« rief Carla. Ihre dunklen Augen, ein Erbe ihres Vaters, blitzten vor Freude. »Ist es für mich?«
    Ihr Bruder David John, der das blonde Haar und die blauen Augen seiner Mutter geerbt hatte, schüttelte den Kopf. »Deine Annahme entbehrt jeder Grundlage, Carla. Großpapa hätte niemals nur für einen von uns beiden ein Geschenk.«
    »Ganz recht«, strahlte mein Göttergatte. »Ähm … das Geschenk ist nämlich für mich.«
    »Hat die Dame dir was mitgebracht?« erkundigte sich Carla. »Ja.« Emerson nickte.
    »Wieso?«
    »Weil – äh – weil sie eine nette Person ist.«
    »Dürfen wir mal reinschauen?«
    David John, dessen Methoden weniger direkt waren als die seiner Zwillingsschwester, steuerte zum Teetablett, auf das Fatima eben eine Schale mit Keksen stellte.
    »Möchtest du ein leckeres Plätzchen?« fragte Emerson seine Enkelin.
    Carla zögerte, doch die Neugier siegte über die Naschhaftigkeit. »Ich möchte sehen, was in der Schachtel ist.«
    Emerson versuchte es mit Strenge, aber das klappte nicht. Dafür liebt er seine Enkel zu sehr, und das wissen sie auch. »Ich hab doch gesagt, Carla, es ist nicht für dich.«
    »Aber vielleicht gefällt es mir ja
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