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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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erwiderte er ihren Blick. Unterdessen rappelte sie sich langsam auf und strich die zerknitterten Röcke glatt. Sie war eine ungewöhnlich große Frau und ihr Verhalten eher maskulin; breitbeinig und mit gestrafften Schultern baute sie sich vor unserem Sohn auf. Ihre langen schwarzglänzenden Haare hatten sich gelöst und hingen ihr wild ins Gesicht. Schmallippig und mit Habichtnase, waren die sanften braunen Augen das einzig Anziehende an ihr. »Offenbar habe ich die Situation falsch interpretiert«, sagte sie kühl. Ihr Blick glitt zu mir. »Sind Sie nicht die Sitt Hakim?«
    »Ganz recht, das ist mein ägyptischer Beiname.« Ich nickte. »Er bedeutet soviel wie Frau Doktor, weil ich mich seit etlichen Jahren um die medizinische Versorgung der hiesigen Bevölkerung kümmere. Allerdings werden Sie mich mit Mrs. Emerson anreden und sich umgehend für Ihr unhöfliches Eindringen entschuldigen. Fatima, sag doch bitte dem Koch, daß es noch ein paar Minuten dauert, ja?«
    »Er wird losheulen«, prophezeite Fatima finster. Unser früherer Koch hatte das Essen anbrennen lassen, wenn wir ihn warten ließen, dieser hier brach in Tränen aus.
    »Wir beeilen uns. Junge Frau, ich gebe Ihnen zehn Minuten für eine Erklärung, eine Entschuldigung und die Entfernung Ihres – äh – hitzköpfigen Bruders. Also, wer sind Sie?«
    »Harriet Petherick. Und das ist mein Bruder Adrian.« Ihr Blick schweifte erneut zu Ramses. »Ich bitte Sie, lassen Sie ihn doch los. Er hat sich wieder beruhigt. Nicht wahr, Adrian?«
    »Ja, natürlich.« Er kicherte verlegen. »Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte. Komm Harriet, wir dürfen diese Leute nicht länger stören.«
    »Augenblick noch.« Emerson nahm seine heißgeliebte Pfeife aus dem Mund. »Ramses, laß den Burschen los. Und heb die verdammte Pistole auf. Miss Petherick, Sie und Ihr Bruder setzen sich erst einmal hin und erklären uns alles. Wenn ich das richtig verstehe, sind Sie die Kinder von Pringle Petherick. Seine Witwe war heute nachmittag bei uns.«
    Miss Petherick nickte. Sie setzte sich gemeinsam mit ihrem Bruder auf ein Sofa und faßte seine Hand. Ramses inspizierte derweil die Pistole.
    »Deutsches Fabrikat«, murmelte er.
    »Ein Kriegsandenken.« Adrian Petherick grinste schwach.
    Mit einem gedämpften Aufschrei trat Bertie zu ihm und starrte den jungen Mann skeptisch an. Zu einer Äußerung kam er nicht, da Miss Petherick zu der von uns geforderten Erklärung anhob.
    »Mrs. Petherick ist unsere Stiefmutter. Wir haben sie auf ihren Wunsch hin nach Ägypten begleitet, auf eine – wie sie es bezeichnete – sentimentale Reise im Gedenken an ihren geliebten, verstorbenen Gatten. Daß sie die Statue bei sich hatte und was sie damit vorhatte, erfuhren wir erst heute abend, als sie ins Hotel zurückkehrte und uns informierte, daß sie Ihnen eines der kostbarsten Stücke aus Vaters Sammlung übergeben hat. Wir beide schätzen Mrs. Petherick sehr. Adrian hat sicher geglaubt, daß Sie eine trauernde Witwe übervorteilt hätten. Das erklärt auch seine Reaktion.«
    »Nein«, erwiderte Emerson. »Ihre deplazierte Arroganz mag gewisse Personen beeindrucken, Miss Petherick, aber ich gehöre nicht dazu. Hat Ihr Bruder häufiger diese Anfälle geistiger Umnachtung?«
    Sie stöhnte laut auf und hob protestierend eine Hand, als hätte Emerson sie geschlagen. Wenig später murmelte sie: »Es ist nicht, was Sie denken. Er hätte Sie nicht verletzt, das würde er nie tun!«
    »Hmmm«, brummte Emerson. »Mal was anderes. Mrs. Petherick sprach davon, daß das Objekt mit einem Fluch belegt sei. Daß es ihren Gatten getötet, ihm förmlich den Atem abgepreßt hat.«
    Der junge Mr. Petherick starrte ins Leere und zeigte keine Reaktion. Seine Schwester runzelte die Stirn. »Es überrascht mich nicht, wenn sie es so umschreibt. Trotzdem ändert ihre übersteigerte Fantasie nichts an den Tatsachen.«
    »Und wie ist Ihr Vater nun gestorben?« bohrte ich.
    »Eines ganz natürlichen Todes«, antwortete Miss Petherick. »Er hatte einen Schlaganfall und war halbseitig gelähmt. Den zweiten hat er nicht überlebt.«
    Emerson blickte auf seine Taschenuhr. »Machen wir es kurz. Maaman weint Krokodilstränen in die Suppe, und ich möchte mein Essen. Selbstverständlich zahle ich Mrs. Petherick einen angemessenen Preis für das Artefakt, oder ich gebe es ihr zurück, wenn ihr das lieber ist.«
    »Sie möchte es zurückhaben«, versicherte Miss Petherick. »Wir sollten es abholen.«
    »Herrschaftszeiten«,
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