Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
nahm Emerson die kleine Schachtel mit ins Speisezimmer. Er weigerte sich hartnäckig, formelle Abendgarderobe zu tragen – die ist ihm verhaßt –, aber immerhin konnte ich ihm ein Tweedsakko und eine geschmackvolle saphirblaue Krawatte aufschwatzen. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er legere Arbeitskleidung, hemdsärmelig und mit ausgebeulten Hosen, vorgezogen.
    Nefret und Ramses warteten schon auf uns. Mein Sohn war ähnlich salopp gekleidet wie sein Vater, Nefret dagegen trug ein elegantes Kleid aus nilgrüner Seide, das ihr rotgoldenes Haar vorteilhaft unterstrich. Die Große Katze des Re gesellte sich gönnerhaft zu uns. Er war der einzige Kater im Haus, nachdem Nefrets launischer alter Spielgefährte Horus das Zeitliche gesegnet hatte.
    Mit Adlerblick bemerkte Ramses die Schatulle.
    »Soso, du willst Cyrus in die Geschichte einweihen?« erkundigte er sich.
    Emerson runzelte die Stirn. »Hast du einen besseren Vorschlag, mein Junge? Du willst doch nicht etwa andeuten, ich sollte diese bedeutende Entdeckung für mich behalten? Das kann ich nun wirklich nicht.«
    Das Bedauern in seiner Stimme veranlaßte Ramses zu einem Schmunzeln, Nefret lachte laut auf.
    »Nein, das kannst du nicht«, bekräftigte ich. »Wir haben nicht einmal entfernt die Konsequenzen aus dieser Geschichte besprochen. Vermutlich muß ich, was Mrs. Pethericks Motive anbelangt, von meiner anfänglichen Einschätzung abrücken. Ein ganz gewöhnliches Amulett hätte denselben Zweck erfüllt, wenn sie lediglich vorhatte … ah, da sind ja die Vandergelts. Pünktlich wie immer! Guten Abend, Cyrus – Katherine – Bertie, mein lieber Junge. Wo habt ihr Jumana denn gelassen?«
    Jumana gehörte zur Familie unseres geschätzten und leider verstorbenen Reis Abdullah und war keine Vandergelt, obwohl Katherines Sohn Bertie sie vom Fleck weg geheiratet hätte. Nach dem Studium der Ägyptologie arbeitete sie für uns, wohnte aber im »Schloß« – Cyrus’ palastähnlichem Domizil unweit vom Tal der Könige.
    Berties sympathisches Gesicht verdunkelte sich. »Sie meinte, sie müsse noch etwas fertigstellen. Das Mädchen hat nichts als Arbeit im Kopf.«
    »Sie hat es auch nicht leicht«, gab ich zu bedenken. »Als erste ägyptische Frau, die als Altertumsforscherin tätig ist, hat sie vermutlich ständig das Gefühl, besser sein zu müssen als andere. Ein bewundernswerter Zug, finde ich.«
    »Heute nachmittag hatten wir einen höchst interessanten Gast«, warf Emerson ungeduldig ein. »Eine gewisse Mrs. Pringle Petherick.«
    Cyrus’ faltige Miene verzog sich zu einem Grinsen. »Pethericks Witwe? Was macht sie denn in Ägypten? Pringle meinte immer, daß sie dieses Land verabscheut.«
    Emerson konterte mit einer Gegenfrage. »Waren Sie ein Freund von ihm?«
    »Na ja, Freund ist übertrieben. Er war ein leidenschaftlicher Sammler, genau wie ich«, räumte Vandergelt ein. »Ich habe die Exponate einmal gesehen – zumindest einen Teil davon. Bei der Gelegenheit gestand er mir, daß er nicht alles ausstellen könne, weil er manches illegal erworben habe. Und daß er jeden Preis zahlen würde, wenn ihm ein Stück gefalle. Sagen Sie, will seine Witwe etwa die Sammlung verkaufen?« Mit glänzenden Augen beugte er sich vor. »War sie deshalb hier, um sich von Ihnen beraten zu lassen? Emerson, alter Junge, Sie würden mich bei so was doch nicht übergehen, oder?«
    »Daran haben wir noch gar nicht gedacht«, sagte Ramses gedankenvoll. »Klingt jedenfalls plausibler als der Unfug mit dem Fluch. Andererseits eine ziemlich umständliche Taktik, was Vater?«
    »Nicht unbedingt«, wandte ich ein. »Bei deinem Vater muß sie ernsthaft davon ausgehen, daß er bei einer Veräußerung von Kunstgegenständen jede Unterstützung ablehnen würde. Vielleicht ist die Statue nur ein Muster, um ihn neugierig zu machen.«
    »Wovon reden Sie?« wollte Cyrus wissen. »Muster? Statue?«
    »Und was hat es mit dem Fluch auf sich?« erkundigte sich Katherine neugierig.
    Ich schilderte ihnen in kurzen Zügen unsere Unterhaltung mit Mrs. Petherick. Nach einigen mißfälligen Schnaufern und vielsagenden Blicken von Emerson überließ ich ihm die Beschreibung der Statuette.
    »Wie kann sie denn einen so hanebüchenen Unsinn glauben?« entfuhr es Katherine.
    »Das dürfte dich doch am allerwenigsten überraschen«, warf Bertie ein. Es war eine versteckte Andeutung auf Katherines frühere Karriere als spiritistisches Medium. Damit hatte sie sich als Witwe mit zwei Kindern über Wasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher