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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
Autoren: Elizabeth Peters
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gesagt, Sitt? Wieso hast du nicht auf mich gehört?«
    Ich hatte keine Schmerzen. In tiefen Zügen atmete ich die frische Morgenluft ein. »Bin ich tot?« wollte ich wissen.
    »Nein«, meinte Abdullah zähneknirschend. »Diesmal noch nicht. Du hast so viele Leben wie eine Katze, Sitt, aber sei vorsichtig. Die meisten hast du schon verbraucht.«
    »Was hätte ich deiner Ansicht nach tun sollen?« forschte ich. »Dabeistehen und tatenlos zusehen, wie er meinen Sohn umbringt?«
    Abdullahs verkniffene Züge entspannten sich kaum merklich. »Du liebst ihn sehr, ihn und Emerson.«
    »Das weißt du doch. Und jetzt hör auf zu schmollen. Freu dich lieber, mich zu sehen«, scherzte ich.
    »Hmph«, brummte Abdullah. Er strich sich über den tiefschwarzen Bart und versuchte, ein Grinsen hinter der hohlen Hand zu verbergen.
    »Immerhin hab ich deinen Hinweis berücksichtigt.«
    »Tatsächlich?«
    »Erinnere ich mich noch an diesen Traum, wenn ich aufwache?«
    »Das liegt allein in Gottes Hand«, erwiderte Abdullah und grinste breit.

    Das Aufwachen war kein angenehmer Prozeß. Stickige, nach Desinfektionsmitteln riechende Luft erfüllte den Raum, und trotz des watteweichen Morphiumnebels spürte ich einen diffusen Schmerz. Da war ein Klumpen an meinem Fuß, schwer und warm. Und da war Emersons Gesicht auch schon über mir, und seine starke Hand faßte meine. Er betrachtete mich mit einer Mischung aus Angst und Ärger.
    »Schrei sie bitte nicht an«, artikulierte Nefrets entfernte, aber deutlich vernehmbare Stimme.
    »Soll er doch ruhig«, murmelte ich. »Ramses. Ist er –«
    »Mir fehlt nichts, Mutter. Dank deines couragierten Einschreitens.«
    »Um so besser. Was ist das da für ein Gewicht an meinem Fuß?«
    »Der Kater«, entfuhr es Emerson. »Ich nehm ihn runter – autsch!«
    »Ach, laß ihn doch, Emerson«, flüsterte ich. »Wir haben noch eine ganze Menge zu bereden.«
    »Aber nicht jetzt«, ordnete Nefret an.
    »Also dann morgen«, raunte ich. »Und keine Widerrede.«

    »Zig Leute haben sich nach dir erkundigt«, berichtete Nefret. »Daoud und Selim, Mr. Winlock, Mr. Barton, halb Kurna war hier, Marjorie Fisher und Miss Buchanan und eine ganze Reihe anderer. Die Vandergelts sind eben gekommen.«
    »Wie schön«, sagte ich. »Bitte sie zu mir, ja?«
    »Mutter, du darfst dich nicht überanstrengen. Die vielen Besucher –«
    »Sind gut für meine Genesung«, beteuerte ich. »Und ich möchte Ramses und David sehen. Und –«
    »Überredet«, seufzte Nefret. »Aber nur für ein paar Minuten. Versprichst du mir, daß du dich nicht aufregst und den anderen das Reden überläßt?«
    »Aber ich muß mit ihnen sprechen. Also hör mal, du kannst mir doch den Mund nicht verbieten.«
    Über Nefrets angespanntes Gesicht glitt ein Lächeln.
    »Zehn Minuten, Mutter, und keine Sekunde länger.« Schließlich drängten alle ins Krankenzimmer, und ich erfreute mich bester Stimmung beim Anblick meiner Lieben.
    An Ramses gewandt, sagte ich: »Ich hab das meiste von deiner Unterhaltung mit Katschenowsky mitbekommen. Was habt ihr mit ihm angestellt?«
    »Er liegt im Krankenhaus«, antwortete Emerson für seinen Sohn. »Ramses hat ihn ziemlich übel zugerichtet, aber der Russe wird’s überleben – um sich dann wegen versuchten Mordes zu verantworten.«
    »Tut mir richtig leid um den Mann«, seufzte ich. »Er ist ein begabter Wissenschaftler und war bestimmt ein zuverlässiger Mitarbeiter, bevor die Versuchung seine Vernunft ausschaltete. Sein Geständnis klärt die noch offenen Punkte auf meiner Liste. Adrian Petherick hat sich nichts zuschulden kommen lassen, wenn man davon absieht, daß er seine Schwester pausenlos tyrannisiert.«
    »Du darfst nicht soviel reden.« Nefret legte ihre kühle Hand auf meine Stirn.
    »Dann überlaß ich Ramses das Reden. Was zum Kuckuck stand überhaupt in dem fraglichen Papyrus?«
    »Ich habe eine vorläufige Übersetzung angefertigt«, erklärte Ramses. Er zog ein ordentlich gefaltetes Blatt Papier aus der Jackentasche. »Teile des Papyrus waren unleserlich oder fehlten, also habe ich die Lücken nach bestem Wissen und Gewissen ausgefüllt. Es ist das Geständnis des ursprünglichen Diebes. Er beschreibt, wo und wie er die goldene Statue gefunden hat.
    »Ich nahm das Abbild dieser Gottheit aus jenem Grab an der heiligen Stätte. Bakenamen, Sohn des Ptahmose, nahm die andere Statue, und Sebekhotep, der Handwerker, klaubte Ringe aus Gold und einen juwelenbesetzten Kragen. Die Wächter der Nekropole
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