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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Autoren: Elizabeth Peters
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Einheimische.
    Emerson trug sich schon seit Jahren mit dem Gedanken, die wenig bekannten Monumente der alten Zivilisationen von Nubien – oder auch Kusch – zu erforschen. Er glaubte, dass die Königreiche von Napata und Meroe einflussreicher gewesen seien, als die Archäologie es gemeinhin einräumte, blühende Hochkulturen und keine barbarischen Stammesverbände, sondern der altägyptischen Monarchie durchaus vergleichbar. 1897, als die Rückeroberung des Sudans durch die anglo-ägyptischen Streitkräfte begann, überredete er seine Frau dazu, den Truppen bis nach Napata zu folgen, der ersten Hauptstadt des Königreichs Kusch. Bald erfuhren sie, dass Willoughby Forth, ein Freund Emersons, und dessen junge Frau seit der Revolte des Mahdi als verschollen galten. Zunächst hatte sich Emerson lustig gemacht über den Brief, der angeblich von Forth selbst stammte und zudem Hinweise auf eine entlegene Oase in der westlichen Wüste enthielt, die einen immensen Schatz bergen sollte.
    In einem irrte der Archäologe. Der Brief war echt und die beigefügte Kartenskizze korrekt. Nachdem Willoughby Forth’ Neffe Reginald auf der Suche nach seinem Onkel in die Wüste aufgebrochen war, folgten ihm die Emersons in Begleitung eines geheimnisvollen Fremden namens Kemit, den sie als Arbeiter eingestellt hatten. Es war vom ersten bis zum letzten Tag eine dramatische Expedition gewesen – die Kamele starben wie die Fliegen, seine Mutter erkrankte, ihre Begleiter mit Ausnahme von Kemit ließen sie ohne Wasser und Lasttiere in der Wüste zurück. Ramses war ebenfalls krank geworden – Sonnenstich oder Hitzschlag oder Austrocknung, vermutete er. Niemals würde er den Anblick seines Vaters vergessen; die papiertrockenen Lippen aufgeplatzt, das Gesicht sonnenverwittert, war der Professor unermüdlich durch den Sand gestapft, seine Frau in den Armen.
    Ohne Kemit hätten sie es niemals geschafft. Er war vorausgegangen und hatte einen Rettungstrupp geholt. Als sie die abgelegene, von Felsen umschlossene Oase erreichten, erfuhren sie, dass Kemits richtiger Name Tarek lautete. Er war es auch gewesen, der die Mitteilung von Forth nach England gebracht hatte. Den Grund dafür sollten sie erst viel später herausfinden.
    Ramses würde das erste Auftauchen von Nefret nie vergessen: in den weißen Gewändern der Hohepriesterin der Isis, ihre Haare wie fein gesponnenes Gold um die Schultern gebreitet. Sie war dreizehn gewesen und das Schönste, was er je gesehen hatte. Älter geworden, wusste er um die romantische Verklärung, die ein solches Bild bei einem Zehnjährigen auslöste, trotzdem war und blieb sie für ihn die schönste Frau der Welt, mutig und klug und bezaubernd. Tarek war in sie verliebt gewesen, das hatte er auch quasi eingestanden: »Wer könnte sie ansehen und sie nicht begehren?« Er hatte jedoch sein Versprechen gehalten, das er ihrem sterbenden Vater gegeben hatte. Forth wollte nämlich, dass seine Tochter zu ihrem Volk zurückkehrte. Da Tarek sie ohne fremde Hilfe nicht fortbringen konnte, entschloss er sich zu der langen, riskanten Reise nach England, mit dem Ziel, die Emersons in die geheimnisvolle Oase zu führen. Damit hatte er sein Leben und seinen Thron aufs Spiel gesetzt. Er war ein ausnehmend gutaussehender junger Mann gewesen, ritterlich wie ein sagenumwobener Held; kaum verwunderlich, wenn Nefret die Erinnerung an ihn in ihrem Herzen trug.
    Zum Teufel mit ihm, dachte Ramses; wie kann ich oder irgendein anderer mit einem solchen Übermenschen konkurrieren? Überdies hatte Tarek heroisch mit dem Schwert um sein Thronerbe gekämpft. In dieser Auseinandersetzung hatten sie ihn auf die eine oder andere Weise unterstützt, als Wiedergutmachung für die Unannehmlichkeiten des jungen Prinzen. Seinerzeit war Emerson ein wahrer Kraftprotz gewesen – nicht dass er zwischenzeitlich viel von seiner Verve eingebüßt hätte – und einige seiner Heldentaten ließen sich durchaus an denen von Herkules und Horus messen.
    Noch so ein Held, seufzte der Sohn des Professors. Und jetzt muss ich ihm schonend beibringen, dass ich ihn dieses Jahr nicht begleite.

    Emersons erste Reaktion auf Ramses’ Neuigkeit war so heftig, dass auf sein Gebrüll Gargery, unser Kutscher John, Rose und mehrere Hausmädchen ins Zimmer stürmten. Unsere Beziehung zum Personal ist etwas ungewöhnlich, zumal Emerson sie rege an unserem Familienleben teilhaben lässt. Dafür schätzen sie ihn. Sobald sie den Grund für seinen Unmut erfuhren, mischten sie sich
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