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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Autoren: Elizabeth Peters
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lebhaft in die Diskussion ein und vertraten die eine oder andere Seite. Rose unterstützte naturgemäß Ramses, Gargery ebenfalls (er bot sich ersatzweise für Ramses an, was Emerson nur noch wütender machte). Die Hausmädchen wurden von Rose überstimmt, ehe sie viel sagen konnten. Letztlich war der Konsens erzielt und Emerson hatte nicht Unrecht mit seinem lautstarken Protest: »Ihr seid alle gegen mich!«
    Nefret hatte mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit enthüllt, was Ramses plante, und ich hatte kaum Zeit, das Gesagte auf mich wirken zu lassen. Anfangs war ich maßlos enttäuscht. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass Ramses uns begleitete. Er war seinem Vater eine große Hilfe.
    Allerdings will eine Mutter nur das Beste für ihr Kind und diese Neuigkeit erklärte zumindest, warum Ramses in letzter Zeit so merkwürdig verstockt gewesen war. Also hatte ich Nefret zugesagt, mich bei Emerson für den Jungen einzusetzen, und meine Argumente siegten wie üblich.
    »Er bringt sich nur wieder in Schwierigkeiten, wenn er auf sich allein gestellt ist, und das weißt du auch«, lautete Emersons letzter Appell an meine mütterlichen Beschützerinstinkte. »Er hat doch immer irgendwelchen Ärger.«
    Zweifellos hatte er immer irgendwelchen Ärger. Allerdings legte ich Emerson dar, das dergleichen so oder so passierte, ob mit oder ohne uns.
Aus Manuskript H
    Nachdem man seine Entscheidung akzeptiert hatte und der Tag der Abreise näher rückte, kam Ramses mit Nefret wieder besser zurecht. Es ist ja nicht mehr lange, redete er sich ein. Trotzdem blieb er die meiste Zeit auf seinem Zimmer und arbeitete wie ein Besessener. David war nach Yorkshire gereist, überglücklich, dass er endlich eine Einladung seiner zukünftigen Schwiegereltern erhalten hatte. (Ramses mutmaßte, dass seine Mutter wieder einmal ihre Finger im Spiel gehabt hatte.)
    An einem schwülwarmen Augustnachmittag, er hatte gerade die schwierige Übersetzung eines hieratischen Textes beendet, klopfte Nefret an seine Zimmertür. Sie hatte seine Bitte respektiert, dass er nicht gestört werden wollte, doch als er ihre ernste Miene sah, hatte er prompt Gewissensbisse.
    »Komme ich sehr ungelegen?«, fragte sie.
    »Nein, überhaupt nicht. Setz dich.« Er trat zurück und deutete auf einen Stuhl. Sie setzte sich, presste die Hände zwischen die Knie, die in Hosen steckten. Ihr Gesicht war von der Hitze gerötet, winzige Löckchen kräuselten sich feucht auf Schläfen und Stirn. Der Kragen ihrer Bluse stand offen, enthüllte ihren schlanken Hals und bot tiefe Einblicke auf ihre wohlgerundeten Formen. Ramses steuerte etwa zehn Schritte zurück zu seinem Schreibtisch und lehnte sich dagegen.
    »Bisschen heiß zum Reiten heute, was?«, hob er an.
    Sie zog eine Grimasse. »Dreimal darfst du raten, wo ich gerade herkomme. Hast du mal eine Zigarette für mich?«
    Nachdem er ihr Feuer gegeben hatte, verzog Ramses sich wieder an seinen Schreibtisch. »Du hast doch irgendwas? Los, erzähl schon.«
    »Stör ich dich auch ganz bestimmt nicht? Es ist nichts, ganz ehrlich. Wahrscheinlich hab ich mir das Ganze nur eingebildet.«
    »Es würde mich eher stören, wenn du denkst, dass du mit deinen Problemen nicht zu mir kommen kannst. Tut mir Leid, wenn ich …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, mein Junge. Ich weiß jetzt, warum du dich in deinem Zimmer verschanzt.«
    »Ach ja?«
    »Du versuchst, dem Professor aus dem Weg zu gehen.«
    »Oh.«
    »Lass dich von ihm nicht unterkriegen. Er kommt schon drüber weg.«
    »Ich weiß. Und?«
    »Also, wie du bereits bemerkt hast, bin ich ausgeritten. Auf dem Rückweg hab ich an Tabirkas Pyramide Halt gemacht.«
    Ramses brauchte ein paar Sekunden, bis er den ungewohnten Zusammenhang kapierte. Ungeduldig führte sie aus: »Tabirka – Tareks Bruder. Er kam seinerzeit mit ihm nach England. Wir haben ihn auf der Lichtung begraben, wo er starb, und ihm eine kleine Pyramide errichtet –«
    »Ich weiß. Bin nur etwas schwer von Begriff. Du hast ihn und Tarek lange nicht mehr erwähnt. Gehst du oft dorthin?«
    »Ab und zu«, erwiderte Nefret ausweichend. »Es ist ein friedvoller, hübscher Ort. Spendierst du mir noch eine Zigarette?«
    Ramses gab sie ihr. Sie rauchte fast nie. »Was ist passiert?«, wollte er wissen.
    »Es war warm und sehr still«, begann Nefret. »Nicht der kleinste Luftzug. Plötzlich raschelten die Blätter heftig und ich hörte eine seltsam hohle Stimme, als käme sie tief aus der Erde. Ramses – sie artikulierte
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