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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels
Autoren: Elizabeth Peters
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Merasen, und habe diesbezüglich auch keinerlei Ambitionen.«
    »Nachdem das geklärt ist«, schaltete ich mich ein, »wie lautet Eure Botschaft, Prinz Merasen?«
    »Sie ist für den Vater der Flüche bestimmt.«
    »Oha«, murmelte ich. »Ramses, dann sei doch so gut und hol deinen Vater, ja? Sag ihm aber noch nicht, wer hier ist«, fügte ich rasch hinzu.
    Grinsend steuerte mein Sohn aus dem Zimmer und ließ die Tür offen stehen.
    »Und du, Nefret«, fuhr ich fort, »warnst Gargery besser behutsam vor, ehe er den Tee serviert. Wir hatten diesen Monat schon genug zerschlagenes Geschirr.«
    »Er weiß schon Bescheid«, entgegnete Nefret. »Wir haben ihn in der Eingangshalle getroffen. Er war absolut fasziniert.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, knirschte ich.
    Ich vernahm das Rattern des Teewagens, der im Eiltempo angekarrt wurde. Emerson war noch eher da. Man sah ihm an, dass er intensiv gearbeitet hatte. Sein Hemdkragen stand weit offen, die bis zu den Ellbogen hochgerollten Ärmel entblößten seine beachtliche Oberarmmuskulatur.
    »Was ist hier los?«, polterte er. »Ramses sagte –« Sein Blick fiel auf den Prinzen, der sich erhoben hatte und sich artig verbeugte. »Ah«, sagte Emerson, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ein Besucher aus der Oase? Setzt Euch ruhig wieder hin, mein Fürst. Ich bin –«
    »Emerson, der Vater der Flüche«, hauchte der Junge. »Jetzt, wo ich Euch sehe, weiß ich, dass die Geschichten wahr sind. Dass Ihr einen Mann mit einem Speer durchbohrtet, einen anderen mit bloßen Händen getötet und mit dem Schwert hundert Krieger abgewehrt habt, um Tarek auf den Thron zu verhelfen.«
    Emerson richtete sich zu seiner imposanten Größe auf und sonnte sich in den bewundernden Blicken des jungen Mannes. »Da bleibt dir die Spucke weg, was, Peabody?«, meinte er mit einem selbstgefälligen Augenzwinkern zu mir. Ich spähte vorwurfsvoll zu Ramses, der jedoch den Kopf schüttelte. Offenbar hatte er seinem Vater noch nichts von unserem Besucher erzählt.
    Schwungvoll schob Gargery den beladenen Teewagen herein. Er kam allein, entweder hatten die Mädchen Skrupel vor unserem sonderbaren Gast gehabt, oder, was wahrscheinlicher war, unser Butler hatte sie verscheucht, um die Teezeremonie auszudehnen und unser Gespräch belauschen zu können. Da ich nicht beabsichtigte, die Mission unseres Besuchers im Beisein von Gargery zu diskutieren, schickte ich Letztgenannten kurzerhand aus dem Salon. Beim Hinausgehen ließ er die Tür einen Spalt offen stehen. Als ich diese zuknallte, hörte ich ein gedämpftes »Autsch«.
    »Du hast es deinem Vater doch erzählt!«, hielt ich Ramses vor.
    »Nein, Mutter, Ehrenwort.«
    »Emerson, wie kannst du dann so tun, als wärest du kein bisschen überrascht?«
    Mein Ehemann versuchte ernst zu bleiben, was ihm jedoch nicht glückte.
    »Ich hab ihn durch das Arbeitszimmerfenster gesehen«, gestand er grinsend. »Ich bin fast vom Stuhl gefallen. Tja, willkommen in meinem Haus … Wie heißt Ihr überhaupt, mein Freund? Lasst doch das ständige Verbeugen«, setzte er großmütig hinzu.
    Der junge Mann richtete sich auf. »Ich bin Merasen. Ich bringe dem Vater der Flüche eine Botschaft von Tarek, meinem Bruder und König.«
    Emerson streckte die Hand aus.
    »Ich habe den Brief nicht mehr«, gestand der Junge. »Als die Sklavenhändler mich fassten, ging er verloren. Aber ich kenne die Worte. Sie lauten: ›Kommt zu mir, meine Freunde, die ihr mich einst gerettet habt. Gefahren drohen und nur ihr könnt mir jetzt helfen.‹«
    Das hat uns gerade noch gefehlt!, dachte ich bei mir. Ramses schien ähnlich zu empfinden. Die Lippen zusammengepresst, die Augen bedrohlich schmal, sprach sein für gewöhnlich verschlossenes Gesicht Bände. Emerson – es war wieder typisch für ihn! – reagierte dagegen hellauf begeistert. »Aber sicher. Keine Frage! Das sind wir ihm schließlich schuldig!«
    »Emerson«, zischelte ich. »Du könntest wenigstens nachfragen, welche Probleme Tarek hat, bevor du dich und uns in ein Abenteuer stürzt, das du seinerzeit als hirnrissigen Schwachsinn bezeichnet hast.«
    »Ganz meine Meinung.« Ramses nickte zustimmend.
    »Das war etwas völlig anderes«, ereiferte sich Emerson. »Damals mussten wir uns auf Gerüchte und eine fragwürdige Landkarte verlassen. Außerdem hat dieser hinterhältige Diener von Reggie Forthright unsere Kamele vergiftet. Diesmal –«
    »Professor!« Nefret sprang geschmeidig auf. »Bitte entschuldige, aber können wir
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