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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor
Autoren: Elizabeth Peters
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Nichtbeachtung der eigenen Sicherheit.) Als ich schon hoffte, ich hätte Ramses aus dem Gröbsten heraus, kam Nefret dazu – außergewöhnlich hübsch, überaus intelligent und absolut kritisch gegenüber den Konventionen der Zivilisation. Von einem Mädchen, das in einer Kultur Hohepriesterin der Isis gewesen war, deren Anhänger sich nur dürftig bekleideten, durfte man einfach nicht erwarten, daß sie sich fügsam in ein Korsett stecken ließ. Im Vergleich zu diesen beiden war der dritte junge Anwesende bei Tisch ein erfreulicher Lichtblick. Ein oberflächlicher Betrachter hätte ihn und Ramses für nahe Verwandte halten können; er hatte eine identisch dunkle Hautfarbe, schwarze Locken und die gleichen, von langen Wimpern umrahmten dunklen Augen. Allerdings war ihre Ähnlichkeit rein zufällig; David war der Enkel unseres Vormannes Abdullah, darüber hinaus Ramses’ bester Freund und, seitdem er bei Emersons Bruder lebte, ein wichtiges Bindeglied unserer Familie. Er war kein großer Redner, was vermutlich auch daran lag, daß es schwierig war, in unserem Kreis zu Wort zu kommen. Mit einem liebenswürdigen Lächeln zog er mir einen Schemel für meine Füße heran und stellte mir eine Tasse Tee und einen Teller belegte Brote auf den kleinen Tisch neben mir.
    »Du siehst müde aus«, sagte ich, während ich ihn musterte. »Hast du bei künstlichem Licht an den Zeichnungen für den Band über den Tempel von Luxor gearbeitet?
    Ich habe dir schon wiederholt erklärt, daß du nicht …« »Hör mit diesem Blödsinn auf«, schnaubte Emerson.
    »Du willst doch nur, daß er sich krank fühlt, damit du ihn mit einem deiner widerlichen Heilmittel kurieren kannst. Trink deinen Tee.«
    »Das werde ich augenblicklich tun, Emerson. Aber David sollte trotzdem nicht …«
    »Er wollte damit fertig werden, bevor wir nach Ägypten aufbrechen«, sagte Nefret. »Mach dir keine Sorgen um sein Augenlicht, Tante Amelia. Den letzten Untersuchungsergebnissen zufolge schadet das Lesen bei elektrischem Licht der Sehfähigkeit nicht.« Sie sprach mit einer Autorität, die, wie ich zugeben mußte, aufgrund ihres Medizinstudiums gerechtfertigt war. Eine solche Ausbildung zu erwerben war ein Kampf für sich gewesen. Trotz des heftigen Widerstands der (Männern vorbehaltenen) medizinischen Fakultät hatte die Londoner Universität schließlich auch Frauen ihre Pforten geöffnet, doch die meisten Hochschulen sträubten sich nach wie vor, und das Problem, praktische Erfahrungen im Klinikbereich zu sammeln, gestaltete sich beinahe ebenso schwierig wie noch vor hundert Jahren. Mit der Unterstützung der engagierten Damen, die in London eine medizinische Akademie für Frauen gegründet und einige Krankenhäuser gezwungen hatten, weibliche Studenten auf ihren Stationen und in den Labors aufzunehmen, war es Nefret dennoch gelungen. Sie hatte beiläufig davon gesprochen, ihr Studium in Frankreich oder der Schweiz fortzusetzen, wo man (so seltsam das für einen Briten auch klingen mag) gegenüber weiblichen Medizinern wesentlich vorurteilsfreier war. Trotzdem glaube ich, daß sie uns nur ungern verließ; sie verehrte Emerson, der wie Wachs in ihren Händen war, und sie und Ramses waren wie Bruder und Schwester. Soll heißen, sie verstanden sich prächtig, solange sie nicht aufeinander losgingen. »Warum trägst du eigentlich diese albernen Klamotten?« wollte sie jetzt wissen und musterte Ramses’ elegante Erscheinung mit unverhohlener Erheiterung. »Sag’s nicht, laß mich raten. Miss Christabel Pankhurst war da.«
    »Das mußtest du nicht raten«, erwiderte Ramses. »Das hast du doch gewußt.«
    »Was hat Miss Christabel denn mit Ramses’ Garderobe zu tun?« bohrte ich mißtrauisch.
    Mein Sohn wandte sich mir zu. »Das war Nefrets mißlungener Versuch eines Scherzes.«
    »Haha!« meinte Nefret. »Ich versichere dir, mein lieber Junge, daß der Spaß irgendwann aufhört, wenn du dem Mädchen weiterhin Hoffnungen machst. Männern scheint ein solches Eroberungsverhalten zu gefallen, aber sie ist eine überaus willensstarke junge Frau, die du nicht so leicht los wirst wie die anderen.«
    »Gütiger Himmel!« entfuhr es mir. »Welche anderen?«
    »Ein weiterer Scherz«, sagte Ramses und erhob sich hastig.
    »David, komm mit und leiste mir Gesellschaft, während ich mich umziehe. Wir müssen miteinander reden.«
    »Über Christabel«, murmelte Nefret in zuckersüßem Ton. Ramses befand sich bereits auf halbem Wege zur Tür. Dieser letzte »Scherz« war
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