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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor
Autoren: Elizabeth Peters
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zuviel für ihn; er blieb stehen und drehte sich um.
    »Wärest du bei der Demonstration gewesen«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »hättest du dir selbst ein Bild von meinem Verhalten machen können. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, daß du teilnehmen würdest.«
    Nefrets Lächeln verschwand. »Äh – man bot mir die Gelegenheit, an einer interessanten Präparation teilzunehmen.«
    »Heute nachmittag warst du gar nicht im Krankenhaus.«
    »Woher zum Teufel …« Sie warf mir einen Blick zu und nagte an ihrer Unterlippe. »Nein. Ich habe einen Spaziergang gemacht. Mit einem Freund.«
    »Wie schön«, sagte ich. »Das erklärt deine gesunde Gesichtsfarbe. Frische Luft und Sport! Es gibt nichts Sinnvolleres.«
    Ramses drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte, gefolgt von David, aus dem Zimmer.
    Als wir uns zum Abendessen einfanden, hatten sich die beiden wieder versöhnt. Wie nach Streitereien üblich, verhielt sich Nefret gegenüber Ramses ganz besonders reizend. Ramses war überaus wortkarg, was nur selten vorkommt. Er überließ mir die Beschreibung der Demonstration, was ich mit der mir eigenen Lebendigkeit und Ironie übernahm. Allerdings war es mir nicht vergönnt, meine Ausführungen zu beenden, da Emerson meine kleinen Anflüge von Humor nicht immer schätzt.
    »Vollkommen ehrlos und pöbelhaft«, knurrte er. »Beamten Transparente auf den Kopf zu schmettern und dann auch noch gewaltsam in das Haus eines unbescholtenen Bürgers einzudringen! Romer ist zwar zweifelsfrei ein Arschloch, aber ich kann nicht glauben, daß ein solches Verhalten eurer Sache dient, Amelia. Taktvolle Überzeugungsarbeit ist wesentlich effektiver.«
    »Gerade du mußt mir mit Taktgefühl kommen, Emerson«, erwiderte ich ungehalten. »Wer war denn im letzten Frühjahr so taktlos, zwei Polizisten zusammenzuschlagen? Wer war denn derjenige, dessen taktlose Bemerkungen gegenüber dem Direktor der Antikenverwaltung dazu führten, daß wir keine weitere Genehmigung für Exkavationen im Tal der Könige erhielten? Wer war denn …« Emersons blaue Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, und seine Wangen liefen rot an. Er schnappte nach Luft. Bevor er sich äußern konnte, sprachen Gargery, Nefret und David gleichzeitig »Noch etwas Minzsauce, Sir?«
    »Macht die Geschichte Fortschritte, Professor?« Nefret richtete ihre Frage an mich und nicht an Emerson. »Wann erwarten wir eigentlich Tante Evelyn, Onkel Walter und die kleine Amelia? Morgen oder übermorgen?«
    Emerson gab seufzend auf, und ich erwiderte ruhig: »Übermorgen, Nefret. Aber vergeßt nicht, daß ihr sie unter gar keinen Umständen als ›kleine Amelia‹ bezeichnen dürft.«
    Ramses lachte selten, doch jetzt hellte sich sein Gesichtsausdruck etwas auf. Er mochte seine jüngere Cousine sehr. »Das wird schwierig werden. Sie ist so ein liebes, kleines Mädchen, und die Verniedlichung paßt einfach zu ihr.«
    »Sie beklagt sich, daß zwei Amelias in einer Familie zur Verwirrung fuhren«, erklärte ich. »Allerdings, so vermute ich, stört sie die Tatsache, daß dein Vater mich lediglich dann Amelia nennt, wenn er verärgert über mich ist. Normalerweise verwendet er meinen Mädchennamen als Beweis für seine Anerkennung und – äh – Zuneigung. Also, Emerson, starr mich nicht so an, du weißt doch, daß das stimmt; ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das arme Kind zusammenschreckt, wenn du ›Verflucht, Amelia!‹ brüllst.«
    Erneut schaltete sich Nefret ein, um einen verärgerten Kommentar Emersons zu verhindern. »Ist es eigentlich beschlossene Sache, daß sie dieses Jahr mit uns nach Ägypten reist?«
    »Mit Davids Unterstützung ist es ihr gelungen, ihre Eltern darauf einzustimmen. Evelyn hat mir gestanden, daß seine Überzeugungsarbeit einfach unwiderstehlich war.«
    Leicht errötend senkte David den Kopf.
    »Sie ist die einzige von ihren Kindern, die sich für die Ägyptologie interessiert«, fuhr ich fort. »Es wäre eine Schande, wenn man dieses Interesse nicht förderte, nur weil sie ein Mädchen ist.«
    »Aha, so hast du sie also rumgekriegt«, sagte Ramses, während sein Blick von mir zu seinem verstummten Freund schweifte. »Tante Evelyn findet dieses Argument mit Sicherheit stichhaltig. Aber Melia – Lia – ist noch sehr jung.«
    »Sie ist nur zwei Jahre jünger als du, Ramses, und du bist seit deinem siebten Lebensjahr mit uns nach Ägypten gereist.« Im Zuge der von mir so geliebten familiären Zwistigkeiten hatte ich meine
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