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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor
Autoren: Elizabeth Peters
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reicht’s!« und wollte zur Verteidigung seines Freundes eilen. Ramses trat vor ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich bitte Sie, bleiben Sie, wo Sie sind, Mr. Jenkins«, sagte er in höflichem Tonfall.
    »Oh, aber, Mr. Emerson, was tun Sie denn hier!« entfuhr es dem Beamten kläglich. »Ihr beiden kennt euch?« wollte ich wissen, obwohl mich das keineswegs überraschte. Ramses kennt eine ganze Reihe ungewöhnlicher Menschen. Polizeibeamte gehören dabei noch zu den ehrbareren.
    »Ja«, sagte Ramses. »Wie geht es Ihrem kleinen Jungen, Jenkins?«
    Mit liebenswürdiger Stimme und lockerer Haltung hielt er den unglücklichen Polizisten vor dem Zaun in Schach. Da ich sah, daß Ramses die Sache ganz gut im Griff hatte, wandte ich mich den Damen zu, die möglicherweise meine Unterstützung bei der »Freiheitsberaubung« des anderen Beamten benötigten. Der Mann lag ausgestreckt am Boden und fingerte an dem Helm, der ihm über die Augen gerutscht war, während das Tor vor dem unaufhaltsamen Vormarsch der Delegation kapitulierte. Angeführt von den beiden Walküren und dem Bohemien, erreichte sie die Haustür.
    Ich konnte die Strategie und die militärische Präzision, mit der sie ausgeführt worden war, nur bewundern, dennoch bezweifelte ich, daß die Delegation noch weiter vordrang. Der Klang von Polizeisirenen hing bereits in der Luft; eilende Schritte und Rufe wie »Na, was soll denn das Ganze?« deuteten auf die Ankunft von verstärkter Amtsgewalt hin. Entweder hatte Mrs. Markham gelogen, oder sie war hinters Licht geführt worden; falls Romer wirklich der Übergabe einer Petition zugestimmt hatte, dann wäre seine hinterhältige Taktik doch gar nicht erforderlich gewesen. Die Tür zu seinem Anwesen blieb natürlich weiterhin verschlossen, und Romer schien seinen Butler auch nicht anzuweisen, diese zu öffnen. Während ich diesem Gedanken nachhing, wurde das Eingangsportal geöffnet. Ich erhaschte einen Blick auf ein blasses, erstauntes Gesicht, das ich für das des Butlers hielt, bis es von den eindringenden Massen verdeckt wurde. Sie drängelten sich ins Hausinnere, dann wurde die Tür zugeschlagen.
    Auf der Straße gestaltete sich die Sachlage weniger positiv. Ein halbes Dutzend uniformierter Männer eilte zur Rettung des geschundenen Kollegen. Gewaltsam zerrten sie die Damen fort, wobei sie tatsächlich einige zu Boden stießen. Mit einem Aufschrei der Empörung erhob ich meinen Sonnenschirm und wäre ihnen zu Hilfe geeilt, wenn mich nicht eine respektvolle, aber trotzdem feste Umklammerung davon abgehalten hätte.
    »Ramses, laß mich sofort los«, zischte ich.
    »Warte, Mutter … ich habe Vater versprochen …« Er streckte seinen Fuß vor und brachte den Polizeibeamten, der sich von hinten genähert hatte, mit einem überraschten Aufschrei zu Fall. »Ach, das hast du deinem Vater versprochen? Verflucht!« rief ich. Doch Frustration und Ramses’ Druck auf meinen Rippenbogen verhinderten weitere Äußerungen.
    Der von Ramses zu Fall gebrachte Polizist rappelte sich langsam auf. »Sie sollten in der Hölle schmoren«, knurrte er. »Ach, Sie sind das, Mr. Emerson? In Ihrem feinen Anzug hatte ich Sie gar nicht erkannt.«
    »Würden Sie sich bitte um meine Mutter kümmern, Mr. Skuggins?« Ramses ließ mich los und half statt dessen einigen gefallenen Damen auf. »Also wirklich, meine Herren«, bemerkte er in überaus mißbilligendem Ton, »das ist kein Benehmen für einen Engländer. Schämen Sie sich!«
    Daraufhin trat vorübergehend Ruhe ein. Die uniformierten Männer scharrten verlegen mit den Füßen und wirkten verunsichert, während die Damen ihre Garderobe richteten und die Beamten mit Blicken durchbohrten. Es überraschte mich, Mrs. Pankhurst und ihre Tochter unter ihnen zu sehen, da ich angenommen hatte, daß sie gemeinsam mit den anderen Delegationsführern das Haus gestürmt hätten.
    Dann räusperte sich einer der Polizisten. »Das ist alles gut und schön, Mr. Emerson, Sir, aber was ist mit Mr. Romer? Diese Damen wollten sich ihren Weg in sein Haus erkämpfen …«
    »Eine unbewiesene Vermutung, Mr. Murdle«, sagte Ramses. »Ein Kampf war nicht erforderlich. Die Tür wurde von Mr. Romers Bedienstetem geöffnet.«
    In diesem strategischen Augenblick öffnete sich die Tür erneut. Es bestand kein Zweifel an der Identität des auf der Schwelle stehenden Mannes. Aus dem Hintergrund schimmerte das Licht aufsein silbernes Haupt- und Barthaar. Und ebenso unverwechselbar wie seine Erscheinung war
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