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Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx

Titel: Amelia Peabody 04: Im Tal der Sphinx
Autoren: Elizabeth Peters
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die Mannschaft seine Gegenwart duldet und auch noch ihren hochgeschätzten Grog mit ihm teilt. So nennt man das widerliche Zeug doch, oder? Welches Vergnügen könnten sie an Ramses’ Gesellschaft finden?«
    »Einer der Matrosen hat mir erzählt, es mache ihnen Spaß, ihm zuzuhören. >Was für ’n Mundwerk der Knirps hat<, war der genaue Wortlaut.«
    Während er sprach, umspielte ein verhaltenes Lächeln seine Mundwinkel. Emersons Lippen gehören zu seinen anziehendsten Attributen – ausdrucksvoll und trotzdem sinnlich und keinesfalls zu schmal. Zustimmend erwiderte ich sein Lächeln. In seiner ganzen Naivität hatte der Seemann sozusagen den Nagel auf den Kopf getroffen.
    »Laß Ramses aus dem Spiel«, sagte Emerson. »Amelia, ich bestehe darauf, den wahren Grund für deine Besorgnis zu erfahren.«
    Trotz seines Lächelns war er verärgert. Sonst hätte er mich nicht mit meinem Vornamen angesprochen. Wenn es um private oder dienstliche Angelegenheiten geht, verwendet er normalerweise »Peabody«, meinen Mädchennamen. Seufzend gab ich nach.
    »Ich werde wieder von einer meiner seltsamen Vorahnungen geplagt, Emerson.«
    Emersons Augen verengten sich zu Schlitzen. »Tatsächlich, Amelia?«
    »Mich überrascht lediglich, daß es dir nicht ebenso ergeht.«
    »Nein, nicht im geringsten. In diesem Augenblick ist mein Herz mit Vorfreude erfüllt. Keine Wolke …«
    »Ich weiß, ich weiß, Emerson. Und im übrigen denke ich, daß diese spezielle Metapher …«
    »Willst du meine rhetorischen Fähigkeiten kritisieren, Amelia?«
    »Wenn du jedes Wort von mir auf die Goldwaage legst, Emerson, kann ich mich dir nicht anvertrauen. Ich hatte nicht vor, deine Vorfreude mit meinen Sorgen zu überschatten. Bist du ganz sicher, daß ich es dir erzählen soll?«
    Emerson legte den Kopf schief und dachte über meine Frage nach. »Nein«, erwiderte er schließlich.
    »Du meinst, du bist dir nicht sicher oder …«
    »Ich meine, daß ich nicht will, daß du es mir erzählst. Deine Vorahnungen interessieren mich nicht.«
    »Aber du hast mich doch gefragt …«
    »Ich habe meine Meinung geändert.«
    »Dann hast du also auch ein ungutes Gefühl …«
    »Nein, bislang noch nicht«, schnaubte Emerson. »Verflucht, Amelia …«
    »Erstaunlich. Ich war davon überzeugt, daß die Harmonie zwischen uns vollkommen ist.«
    Der Ausdruck auf Emersons ansprechenden Gesichtszügen hätte den zufälligen Beobachter dazu verleitet, keinesfalls Harmonie, sondern eher aufkeimende Wut zu vermuten, denn seine Brauen zogen sich bedrohlich zusammen und seine Augen sprühten Blitze. Da ich diesen Gemütszustand an ihm nur allzu gut kannte, beeilte ich mich, seine bereits angedeutete Neugier zu befriedigen.
    »Selbstverständlich freue ich mich auf die vor uns liegende Grabungssaison. Du kennst meine Begeisterung für Pyramiden, und es gibt kaum beeindruckendere Exemplare als die in Dahschur. Besonders gespannt bin ich auf die Grabkammer in der Schwarzen Pyramide, denn ich hoffe, daß wir diesmal unter günstigeren Vorzeichen dort arbeiten können als bei unserem ersten Besuch. Die eigene Kritikfähigkeit läßt erheblich nach, wenn man durch tiefste Finsternis in ein unterirdisches Wasserloch gestoßen wird, um dort sein Leben auszuhauchen.«
    Emerson hatte meine Schultern losgelassen und sich erneut der Reling zugewandt. Seinen Blick starr auf den Horizont gerichtet, erklärte er kurz angebunden: »Wir werden die Erforschung der Schwarzen Pyramide bis zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb dieser Saison zurückstellen müssen, wenn das Hochwasser wieder seinen niedrigsten Stand erreicht hat. Sollte die Grabkammer dann immer noch überflutet sein, ist eine Pumpe vielleicht …«
    »An diese Schwierigkeiten habe ich bereits gedacht, mein lieber Emerson. Allerdings ist das augenblicklich nicht das Problem.«
    »Eine hydraulische Pumpe, mit einem Schlauch …«
    »Emerson, hast du etwa vergessen, unter welchen Umständen wir das Innere der Schwarzen Pyramide kennenlernten?«
    »Ich bin nicht so verkalkt, daß ich bereits unter Gedächtnisschwund leide«, entgegnete Emerson bissig. »Deshalb habe ich auch deine Reaktion nicht vergessen, als ich dir gestand, in deinen Armen sterben zu wollen. Ich gebe zu, ich hätte etwas mehr Zartgefühl erwartet.«
    »Du hast mich mißverstanden, Emerson. Damals sagte ich dir, daß ich mit Freuden ein solches Angebot annähme, sollte der Tod unvermeidlich sein. Aber ich zweifelte keine Sekunde lang daran, mein Liebster, daß
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