Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
»Bitte verbinden Sie mich mit Madam, wenn sie anwesend ist«, sagte ich, während ich immer noch versuchte, richtig wach zu werden.
    »Wer fragt?«
    »Ihre Assistentin Isabel«, sagte ich. »Ich rufe aus London an. Ist sie da? Würden Sie uns bitte verbinden?«
    »Ich bin Madams Assistentin«, sagte sie; das Lächeln der Frau war nicht weniger realistisch, als Leveretts es jemals gewesen war, und ihre Augen waren so glasig wie die des Elvisoiden. »Ich habe die Stelle heute morgen angetreten.«
    »Vorläufig …?«
    »Dauerhaft«, sagte sie, stellte ihren Computer auf Datenabruf und blickte auf den Monitor. »Ihr Name ist Isabel, sagten Sie? Isabel Bonney?«
    »Isabel genügt. Wenn Sie mich jetzt mit Madam verbinden würden …«
    »Isabel Bonney, und Sie waren bis vor kurzem Mitarbeiterin des E-Projekts?«
    »Ja. Diese Befragung ist unnötig, würden sie mich jetzt also …«
    »Heute morgen wurde das E-Projekt als ein Nichtereignis eingestuft«, sagte die Frau zu mir. »Alle diesbezüglichen Informationen wurden aus den Dryco-Systemen entfernt. Gemäß einer ausnahmslosen Direktive wurden alle beteiligten Angestellten des New Yorker Büros entlassen. Ihr Mann John Bonney …«
    »Stellen Sie mich zu Madam durch«, sagte ich, während ich mich fragte, ob ich noch schlief. »Sofort!«
    »… ist bereits vor unserem jetzigen Gespräch von seinem nichtexistenten Status informiert worden. Ihr Finanzbesitz und Ihre Konten wurden Dryco übereignet, um die Abwicklungskosten zu decken …«
    »Hören Sie mir endlich zu …!«
    »Möchten Sie eine Adresse angeben, zu der Ihr persönlicher Besitz aus Ihrer Wohnung und Ihrem Büro geschickt werden soll?«
    »Rühren Sie meine Sachen nicht an!« schrie ich den Bildschirm an. Die Frau zeigte keine Regung. »Judy? Judy! Ich weiß, daß du mithörst …«
    »Da keine Lieferadresse angegeben wurde, wird der Besitz von Dryco beschlagnahmt, um die Transferkosten zu decken«, sagte sie. »Alle Dryco-Ausweise und -Karten sind hiermit ungültig, wie auch alle Kredite. Gesundheitsleistungen werden sofort eingestellt …«
    »Halten Sie den Mund! Judy …!«
    »Wenn Sie während Ihrer Reise Dryco-Transportmittel benutzt haben, sind alle noch existierenden Tickets automatisch storniert …«
    »Antworte mir !! .«
    »Anfragen zu weiteren Details bezüglich Ihrer Ablösung sind an Mister Malloy vom Londoner Büro zu richten«, sagte sie. »Ihr Hotel müssen Sie um zwölf Greenwich-Zeit verlassen haben.«
    »Hören Sie …«
    »Tu Gutes, sei wirklich. Danke für Ihren Anruf bei Dryco.«
    »Antworte mir! Judy !! Miststück! Hure ! Judy …«
    Die Leichtigkeit, mit der ich unter Streß wieder in meine Jugendsprache zurückgefallen war, überraschte mich an jenem Morgen am meisten. Daß ich nun von Dryco fallengelassen wurde, war für sich genommen gar nicht ein solcher Schock; früher oder später mußte jeder damit rechnen, ich war immerhin noch lebend aus der Sache herausgekommen. Als ich weinend auf dem Bett lag und das Klingeln eines Telefons auf der anderen Seite des Hofes hörte, fragte ich mich, warum man mich auf herkömmliche Weise ausgelöscht hatte, wodurch der Entlassene nicht nur seine Position, sondern auch jede Existenz verlor. Davor hatte ich mich immer gefürchtet: vor der Drohung, daß man mir meine Realität stahl; und wenn ich in Luft aufgelöst wurde, hatte ich gehofft, daß es für einen Fehler sein würde, den ich tatsächlich begangen hatte. Ich erinnerte mich, mit Judy einmal genau darüber gesprochen zu haben; ich vermutete, sie hatte es für künftigen Bedarf im Gedächtnis behalten. Schließlich hatte sie wie jeder andere von uns große Probleme mit der Reoptimierung gehabt; es war nur natürlich, daß es jene sein würden, die sie am längsten kannte, die sie abtrünnig werden ließ. Eine Libelle stieß gegen das Fensterglas und tötete sich selbst. Sobald ich mich ausgeweint hatte, setzte ich mich auf; wählte Malloys Nummer und hatte ihn fast unmittelbar darauf auf dem Bildschirm.
    »Isabel«, sagte er, als er mich sah. »Ich wollte Sie gerade anrufen …«
    »Wirklich?« fragte ich; sein Gesicht zeigte eine Traurigkeit, die nicht grundsätzlich falsch erschien. »Mir wurde mitgeteilt, daß ich mich wegen weiterer Details mit Ihnen in Verbindung setzen soll. Schicken Sie Willy herüber, um mich auf die Straße zu setzen?«
    »Keineswegs«, sagte er. »Sie haben mit den New Yorkern gesprochen?«
    »Eine Frau, die ich noch nie gesehen habe, hat mich ausradiert«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher