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Ambient 05 - Elvissey

Ambient 05 - Elvissey

Titel: Ambient 05 - Elvissey
Autoren: Jack Womack
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zuschnappen. »Einst waren wir eins, Iz«, sagte er. »Einst und dann wieder. Was geschah?«
    »Zuviel geschah.«
    Er nickte; zitterte leicht, während er dastand, meine Hand umklammerte und die Tür blockierte. Zu viele Meter trennten das Fenster vom Hof, selbst wenn ich mich hätte losreißen und springen können. »Der erste Tag drüben«, sagte er. »Bevor wir ihn trafen. Wir waren wie früher. Es war wundervoll.«
    »Wir schienen wie früher zu sein«, sagte ich. »Aber du weißt, wie lange wir davor Probleme hatten. Es war unsere letzte Chance, aber sie war vertan. Keiner von uns ist schuld daran. Es funktioniert nicht mehr, das ist alles.«
    »Die Welt reoptimiert sich ohne uns«, sagte er. »Wir sind unreoptimierbar.«
    »Wir bildeten uns Perfektion ein«, sagte ich. »Hat es sie jemals gegeben?« Er schwieg; starrte fensterwärts auf Spatzen, die auf den Ästen einer Platane hockten. Er drehte sein Handgelenk, als wollte er die Kabel geschmeidiger machen, und ließ die Schneide wieder aus ihrer Halterung schnappen; dann wieder zurück; heraus, herein und wieder heraus.
    »Was bringt uns unser Leben noch, Iz?« fragte er. »Wir sind ohne Job. Heimatlos. Zwecklos. Was bleibt?«
    »Wir bleiben«, sagte ich.
    »Aber nichtvereint. Du weißt, ich werde das nicht überstehen. Glaubst du, daß du es wirst?«
    »Natürlich …«
    »Wir sind uns ähnlicher, als du jemals zugeben wolltest, Iz«, sagte er. »Willst du allein weiterleben? Ein isoliertes Leben paßt weder zu mir noch zu dir.«
    »Mein Baby bleibt«, sagte ich.
    »Sein Baby«, sagte er; ich verzichtete auf Widerspruch. »Wenn es geboren ist, wird es leben? Es ist chancenlos, Iz, das ist bekannt.«
    »Unbekannt«, sagte ich und versuchte, meine Hand von seiner zu lösen; doch er griff mich um so fester und beugte sich vor, als wollte er zubeißen. »Und Malloy arrangiert etwas für mich, hier in London …«
    »Für dich, Iz«, sagte John. »Ich blieb unerwähnt.«
    »Du hast mitgehört?« Er nickte und hielt meinen Unterarm fester, quetschte den Muskel. »Du warst in meinem Zimmer? Wo …?«
    »Draußen«, sagte er. »Wenn das arrangiert ist, Iz, was geschieht dann mit mir? Wohin gehe ich?«
    »John, der Moment eilte, und ich reagierte allein. Ich werde fragen …«
    »Dann hast du mich also auch schon geext? Alle haben mich geext. Es ist nicht wie geschrieben, Iz, ganz und gar nicht.«
    »Laß los«, sagte ich und versuchte mich von ihm zu befreien. »Du tust mir weh, John …«
    »Gegenseitig«, sagte er. »Woher weißt du, daß er wahrgesprochen hat, Iz?«
    »Ich bin sicher …«
    »Menschen, die du jahrelang kanntest, haben zu dir falschgesprochen«, sagte er. »Deine Arbeitskollegen und Höhergestellte. Familie und Freunde. Und du weißt, daß er wahrgesprochen hat?«
    Ich wußte es nicht; es gab keinen Vernunftgrund, warum ich Malloys Worte als Wahrheit nehmen sollte, nicht nach so wenigen Tagen. Doch es schien gar nicht auf die Zeitdauer anzukommen. Malloy würde sich bestimmt um mich kümmern; das hatte auch Judy. Er würde mir unzweiflig Sicherheit gewährleisten; das hatte auch Leverett getan. Er würde mich höchstwahrscheinlich verbessern; genauso wie Dryco.
    »Du weißt es nicht, Iz, überhaupt nicht. Alle Menschen haben dich betrogen – außer mir.«
    »Ja«, sagte ich; der Geruch aus seiner Tüte durchdrang die Luft des Raumes. »Aber du hast mir nie verraten, was du in der Nacht getan hast. Das ist schrecklich …«
    »Hättest du es wirklich wissen wollen?« fragte er. »Wir hatten jeder unseren eigenen Job, Iz. Wie wir es wollten. Aber mein Job war nicht mehr meiner.«
    »Es war nicht notwendig …«
    »Ein eingedämmter Fluß muß irgendwohin fließen«, sagte er. »Dann ertrinken Menschen. Das ist die Natur.«
    »Nicht meine«, sagte ich. »Das ist unlebbar, John, ich kann nicht …«
    »Verstanden«, sagte er. »Jetzt ist es fraglich. Der Job erlaubt, der Privatbereich nicht. Ich werde hier nicht mehr auf Beutefang gehen …«
    »Das spielt jetzt keine Rolle, John«, sagte ich. »Wir sind miteinander fertig.«
    »Einverstanden«, sagte er, öffnete sein Rasiermesser und ließ es das Licht reflektieren. »Zeitende, Iz. So ist es mit allem.«
    Seine Finger schlossen sich um meinen Arm; als ich in seine Augen blickte, sah ich, daß sie sich geklärt hatten; ihr Blau ernüchterte und faszinierte mich gleichermaßen. »Nein«, sagte ich.
    »Du weißt, daß du es willst, Iz«, sagte er, kam näher, schien sprungbereit zu sein. »Du willst
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