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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern
Autoren: Jack Womack
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daß er da geradezu in seinem Element ist?« Bernard seufzte. »Sie werden bald genug mit ihm am Hals haben, denke ich mir. Sobald ich erst einmal mit dem Programmieren des verdammten Computers angefangen habe, bleibt mir für nichts anderes mehr Zeit. Aber beachten Sie, daß gewisse Aspekte der Situation niemandem, der nicht hier an diesem Tisch sitzt, bekannt werden dürfen.« Er schaute rundum; derzeit brauchte man in solchen Lokälchen, wie wir eines für unser Treffen ausgesucht hatten, im allgemeinen noch nichts zu befürchten. »Häufig brechen Leute, die Schweigen brechen, sich gleichzeitig den Hals. Sie kennen mich zu gut, um zu glauben, das wäre meinerseits keine Drohung.«
    »Bernard«, fragte ich, »wie sieht die Wahrheit aus?«
    »Manchmal verliere ich den Überblick«, sagte er, schaute aus dem Fenster. »Was zuerst ganz einfach wirkt, kann danach reichlich kompliziert werden. Jensen hat an einem Projekt mitgearbeitet. Er hatte vor, die Sache der Öffentlichkeit auszuplaudern.«
    »Machen Sie und Susie diesen Deal?«
    Bernard verschüttete Kaffee in den Unterteller, als er die Tasse abstellte. »Welche Sorte Tricks hat Ihnen Macaffrey eigentlich beigebracht …?«
    »Sagen wir mal, mir kam ein intuitiver Verdacht. Von was für einem Projekt reden Sie?«
    »Sie wissen so gut wie ich, daß es ohne das Problem in Long Island überflüssig wäre, die Armee noch länger in New York im Einsatz zu halten. Jedes Jahr benimmt das Militär sich gegenüber der Bevölkerung, für deren Schutz Thatcher es bezahlt, unverträglicher und rüder …«
    »Das hat auch etwas damit zu tun?« fragte ich.
    »Mit allem«, behauptete Bernard, rieb sich mit den Handballen die Augen. »Es ist doch typisch, nicht wahr, daß man seit dreißig Jahren bei jedem neuen Präsidenten jedesmal von seinen Vorgängern, egal was sie angestellt haben, einen besseren Eindruck als von ihm hat? Selbst von dem Schwachkopf Charlie. Als er sich auf die Art und Weise hat plattmachen lassen, wie's war, gab dieses Beispiel Susan die Überzeugung ein, daß unsere zusammengedrängten Volksmassen, erhielten sie bloß einmal Gelegenheit zum Luftholen, über den Fluß geschwommen kämen, durch die Straßen marschierten – um des dramatischen Effekts willen zweifellos mit auf Stangen gespießten Köpfen unliebsamer Personen –, sich Leute wie unsere Chefs schnappten und sie, wie's Mussolini ergangen ist, an den Füßen aufhängten. Bald nachdem wir zwei bei der Dryco die Tätigkeit angetreten hatten, erklärte sie mir, es sei ein wesentlicher Teil meiner Arbeit, dafür zu sorgen, daß die Armee, solange sie lebte, in New York bleibt. Vorsichtshalber, sagte sie.«
    »Hat das Heer denn keinen richtigen Sinn mehr für Pflichterfüllung?«
    »Das Militär hat sich nicht träumen lassen, diese Aufgabe könnte dermaßen schwierig werden. Niemand im Verteidigungsministerium hat vorausgesehen, daß ein örtlicher Aufstand zu einem längeren Guerillakrieg gleich flußaufwärts Washingtons auswachsen könnte. Zu einem buchstäblichen Hinterhofkrieg. Kaum steigert die Armee ihre Aktivitäten, werden auch die Insurgenten aktiver. In den vergangenen elf Monaten hat man drüben Luftangriffe geflogen. Ich sage Ihnen das im Vertrauen …«
    »Man hört es doch nachts«, antwortete ich. »Hat man etwa geglaubt, die Leute dächten, dort wird ständig Feuerwerk abgebrannt?«
    »Wahrscheinlich. Entscheidend ist, normalerweise müßten längst zwei Drittel der schätzungsweisen postmalheureusen Bewohnerzahl Long Islands tot sein. Nach einer gewissen Anzahl von Jahren, in deren Verlauf eine zahlenmäßig begrenzte Einwohnerschaft eine stete Verlustquote verzeichnen muß, sollte man meinen, daß sich hinsichtlich einer Befriedung oder eines militärischen Siegs eine Vorhersage über einen nicht allzu fernen Zeitpunkt äußern ließe. Sicherlich wäre mit Versprengten zu rechnen, ähnlich wie diese da und dort verstreuten japanischen Soldaten im Pazifik, die Thatcher so beeindrucken. Aber bei ungehinderter Durchführung hätte die Säuberungsaktion wohl innerhalb einer Zeitspanne von höchstens zehn Jahren abgeschlossen werden können. Genau das habe ich Susan dargelegt. Es war ihr aber egal. Wissen Sie, sie ist noch verrückter als er.«
    »Und was haben Sie beide daraufhin ausgeheckt?« erkundigte ich mich.
    »Ich hatte die Idee«, sagte Bernard. »Zu einem Plan, der gewährleistet, daß die Armee nie Mangel an Gegnern hat. Jensen leitete die Ausführung. Ich überwachte
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