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Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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versuchte, zu schmelzen und davonzufließen. »Ich brauche dich genau in deiner jetzigen Form.«
    Er kam mit seinen Bemühungen nicht gegen mich an, und ich zeichnete ein feuriges Rechteck in die Luft. Eine Reihe schneller Bewegungen füllten es mit einem Bild, das eine grobe Ähnlichkeit mit meiner Mutter hatte.
    »Merlin! Was tust du?« schrie er.
    Ich vereitelte seinen angestrengten Versuch, sich mittels eines Beförderungszaubers aus der Affäre zu ziehen.
    »Besprechungsstunde«, verkündete ich. »Hab Nachsicht mit mir.«
    Ich versenkte nicht nur meinen Geist in den unvollkommenen Trumpf, den ich vor mir in der Luft schweben ließ, sondern griff ihn buchstäblich mit einer Ladung jener Energie an, die ich durch meinen Körper und den Raum um mich herum kreisen ließ.
    Plötzlich stand Dara in dem Rahmen, den ich geschaffen hatte - groß, pechschwarz, mit Augen wie grünen Flammen.
    »Merlin! Was ist los?« schrie sie.
    Ich hatte noch nie gehört, daß so etwas genau auf diese Weise erreicht worden war, doch ich konnte die Verbindung aufrechterhalten, unterwarf ihre Gegenwart meiner Willenskraft und blies den Rahmen weg. Nun stand sie vor mir, etwas über zwei Meter groß, vor Empörung bebend.
    »Was soll das bedeuten?« fragte sie.
    Ich packte sie, wie ich Mandor gepackt hatte, und ließ sie auf menschliche Größe zusammensacken.
    »Demokratie«, sagte ich. »Wir wollen für einen Augenblick alle gleich aussehen.«
    »Das ist nicht lustig«, entgegnete sie und fing an sich zurückzuverwandeln.
    Ich brachte ihre Bemühung zum Erliegen.
    »Nein, das ist es nicht«, antwortete ich. »Aber ich habe dieses Treffen einberufen, und es wird nach meinen Bedingungen ablaufen.«
    »Also gut«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Was ist auf einmal so schrecklich dringend?«
    »Die Thronfolge.«
    »Diese Angelegenheit ist geregelt. Der Thron ist dein.«
    »Und wessen Geschöpf soll ich sein?« Ich hob die linke Hand und hoffte, daß sich ein Speichenkranz nicht vom anderen unterscheiden ließ. »Dieses Ding verfügt über große Kräfte. Und es läßt sich deren Einsatz bezahlen. Es war mit einem Zauber versehen, durch den es seinen Träger beherrschte.«
    »Es gehörte Swayvill«, sagte Mandor. »Ich habe es in deinen Besitz gebracht, damit du dich an die Kraft seiner Anwesenheit gewöhnst. Und es stimmt, es verlangt einen Preis. Sein Träger muß sich mit ihm arrangieren.«
    »Ich habe mit ihm gerungen«, log ich, »und jetzt bin ich sein Meister. Doch die wichtigsten Probleme waren nicht kosmischer Natur. Sie waren uns durch unsere eigenen Machenschaften aufgezwungen worden.«
    »Das leugne ich nicht«, sagte er. »Doch es gab einen sehr guten Grund dafür, daß sie entstanden. Du hast gezögert, den Thron anzunehmen. Ich empfand es als notwendig, das Element des Zwanges beizufügen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das reicht mir nicht«, sagte ich. »Es steckt noch mehr dahinter. Mit diesem Ding sollte ich eurem Willen und Handeln unterworfen werden.«
    »Notwendigerweise«, antwortete er. »Du warst lange Zeit weg. Dir fehlt das Wissen um die Feinheiten der hiesigen politischen Szene. Wir konnten nicht zulassen, daß du einfach die Zügel in die Hand nimmst und in deine eigene Richtung davonpreschst - nicht in Zeiten wie diesen, in denen jeder auch noch so kleine Fehler verheerende Folgen haben könnte. Das Haus brauchte irgendein Mittel, um dich zu steuern. Doch das sollte nur so lange dauern, bis deine Ausbildung beendet ist.«
    »Erlaube, daß ich an deinen Worten zweifle, Bruder«, sagte ich.
    Ich sah Dara an, die leicht nickte.
    »Er hat recht«, pflichtete sie ihm bei, »und ich sehe nichts Falsches an einer solchen vorübergehenden Steuerung, bis du dich in das Geschäft eingearbeitet hast. Es steht zuviel auf dem Spiel, um eine andere Vorgehensweise zu gestatten.«
    »Es war ein Sklavenbann«, sagte ich. »Er würde mich zwingen, den Thron zu besteigen und Befehle zu befolgen.«
    Mandor leckte sich über die Lippen. Es war das erste Mal, daß ich an ihm ein Zeichen von Nervosität wahrnahm. Das rief sofort meine gesteigerte Wachsamkeit hervor - obwohl mir kurz darauf bewußt wurde, daß es sich um ein kalkuliertes Ablenkungsmanöver hätte handeln können. Es veranlaßte mich, vor ihm auf der Hut zu sein - und natürlich kam der Angriff von Dara.
    Ein Schwall von Hitze wogte über mich. Ich verlagerte meine Aufmerksamkeit sofort und versuchte, eine Blockade zu errichten. Der Angriff galt nicht direkt
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