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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts
Autoren: Roger Zelazny
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fort.
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Nicht jetzt«, sagte er. »Nicht jetzt.«
    Er beschleunigte den Schritt. Ich hielt.
    »Und warum bist du mir gefolgt?«
    »Es hat dir das Leben gerettet, oder etwa nicht?«
    »Ja, und ich danke dir dafür. Aber das beantwortet die Frage nicht.«
    »Machen wir einen Wettlauf bis zu dem schrägen Felsen da«, schlug er vor, und setzte zu einem Sprint an.
    Ich ebenfalls, und ich holte ihn ein. Ich konnte ihn jedoch nicht überholen, sosehr ich mich auch anstrengte. Und danach keuchten wir zu heftig, um Fragen zu stellen oder zu beantworten.
    Ich nahm meine ganze Kraft zusammen, lief noch schneller. Er hielt mit. Der schrägstehende Felsbrocken war noch ein ganzes Stück entfernt. Wir blieben Seite an Seite, und ich sparte meine Reserven für den Endspurt. Es war verrückt, aber ich war schon zu viele Male mit ihm um die Wette gelaufen. Inzwischen war es beinahe zu einer Gewohnheit geworden. Das - und die alte Neugier. War er ein bißchen schneller geworden? War ich ein bißchen schneller geworden? Oder langsamer?
    Meine Arme pumpten, meine Füße trabten. Ich beherrschte meine Atmung, hielt einen gleichmäßigen Rhythmus ein. Ich schob mich ein kleines Stück vor ihn, und er unternahm nichts dagegen. Plötzlich war der Fels um etliches näher.
    Wir behielten die Entfernung zwischen uns vielleicht eine halbe Minute lang bei, dann stürmte er los. Er lief Brust an Brust mit mir, dann überholte er mich. Zeit, aufs Ganze zu gehen.
    Ich trieb meine Beine zu höherer Geschwindigkeit an. Das Blut pochte mir in den Ohren. Ich atmete tief und legte meine ganze Kraft in den Lauf. Die Entfernung zwischen uns verringerte sich wieder. Der schrägstehende Felsbrocken wirkte größer und größer ...
    Ich holte ihn ein, bevor wir dort angekommen waren, doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nicht an ihm vorbeiziehen. Wir liefen nebeneinander an dem Felsen vorbei und brachen gemeinsam zusammen.
    »Das Zielfoto entscheidet«, japste ich.
    »Das war wohl ein Unentschieden«, keuchte er. »Du überraschst mich immer wieder - ganz am Schluß.«
    Ich holte meine Wasserflasche heraus und reichte sie ihm. Er trank und gab sie mir zurück. Wir leerten sie auf diese Weise, Schluck für Schluck.
    »Verdammt«, sagte er schließlich, während er langsam aufstand. »Laß uns sehen, was hinter den Hügeln liegt.«
    Ich stand auf und ging mit ihm.
    Als ich endlich wieder zu Atem gekommen war, sagte ich als erstes: »Anscheinend weißt du verdammt viel mehr über mich als ich über dich.«
    »Ich glaube schon«, bestätigte er nach einer langen Pause. »Und ich wollte, es wäre nicht so.«
    »Was soll das heißen?«
    »Jetzt nicht«, entgegnete er. »Später. Man liest nicht Krieg und Frieden in der Kaffeepause.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Zeit«, sagte er. »Es ist immer entweder zuviel Zeit oder nicht genügend. In diesem Moment ist nicht genügend Zeit.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    Wir waren den Hügeln näher gekommen, und der Boden unter unseren Füßen blieb fest. Wir marschierten mit gleichmäßigen Schritten dahin.
    Ich dachte an Bills Mutmaßungen, an Randoms Verdacht, an Meg Devlins Warnungen. Ich dachte auch an diese seltsame Munition, die ich in Lukes Jacke gefunden hatte.
    »Das Ding, zu dem wir unterwegs sind«, sagte er, bevor ich meinerseits eine Frage formulieren konnte, »das ist dein Geistrad, stimmt's?«
    »Ja.«
    Er lachte. Dann sagte er: »Dann hast du mir damals in Santa Fe also die Wahrheit gesagt, als du mir erzähltest, daß es eine besondere Umgebung braucht. Was du nicht gesagt hast: daß du diese Umgebung gefunden und das Ding dort gebaut hast.«
    Ich nickte. »Wie steht es mit deinen Plänen hinsichtlich einer Firmengründung?« fragte ich ihn.
    »Das war nur ein Vorwand, um dich zum Sprechen zu bringen.«
    »Und was ist mit Dan Martinez - mit den Dingen, die er gesagt hat?«
    »Ich weiß nicht. Ich kenne ihn wirklich nicht. Ich weiß immer noch nicht, was er wollte oder warum er auf uns geschossen hat.«
    »Luke, was willst du eigentlich?«
    »In diesem Moment möchte ich nur das verdammte Ding sehen«, sagte er. »Ist es mit irgendwelchen besonderen Eigenschaften dadurch ausgestattet, daß es hier draußen gebaut wurde?«
    »Ja.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel mit einigen Eigenschaften, an die ich gar nicht gedacht habe - leider«, antwortete ich.
    »Nenn mir eine.«
    »Tut mir leid«, entgegnete ich. »Fragen und Antworten ist ein
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